Vom Nachbarn lernen – aber richtig

Gibt es ein Wiedersehen? Es könnten, aber es müssen nicht die letzten Derbys zwischen der SG Schwarzenbach/Förbau und dem VFC Kirchenlamitz sein, die am Ostermontag um 12.30 Uhr bzw. 15 Uhr in Förbau ausgetragen werden. Zwar käme es einem sportlichen Wunder gleich, sollte sich der VFC in der Kreisliga noch retten, aber die 2. Mannschaften haben es nicht zuletzt mit ihrem Spiel in der Hand, wie und wo man sich in der kommenden Saison treffen könnte (abhängig von den nächsten Ligeneinteilungen). Im Spitzenspiel der A-Klasse trifft der Erste von der Saale auf den Zweiten von der Lamitz, der ein Spiel mehr ausgetragen hat als die SpVgg Weißenstadt II, der Dritte im Trio der Topteams; gewinnt die Dreier-SG, wäre das ein großer Schritt hin zu mindestens einem der beiden obersten Plätze, denn dann wäre der Abstand für die Kirchenlamitzer schon mehr als groß. In der Kreisklasse könnten die Saalestädter dann auf die 1. Mannschaft des VFC treffen, für die die Lage mehr als trüb ist. Doch dazu gleich mehr, denn der Blick auf die Reserve aus Kirchenlamitz lohnt auch. Sie zog sich nämlich vor der Saison freiwillig ausgerechnet aus der Kreisklasse zurück, die sie sportlich gehalten hätte. Und jetzt könnte ihr im Aufstiegsfall die eigene „Erste“ einen Strich durch die Rechnung machen, wenn sie den Weg des Abstiegs gehen muss. Der Erfolg der Reserve gründet auch darauf, dass viele Spieler aus der Kreisliga immer wieder aushelfen, die beiden Kader werden nicht getrennt behandelt und mit Martin Matuschak ist auch der Trainer für beide Teams verantwortlich. Die Kirchenlamitzer stellen mit die beste Offensive der A-Klasse und deutlich die beste Defensive; Kim Künzel und Chris Döbereiner haben allein ein Drittel der 51 Tore erzielt. Es wartet folglich ein ganz dicker Brocken auf die SG FCS II/TuS II/SVO III, der aber aus dem Weg geräumt werden muss, wenn der Aufstiegstraum weiter verfolgt werden soll. Welch ein Kontrast scheint da zur Mannschaft in der Kreisliga gegeben: abgeschlagen Tabellenletzter, vier Punkte nach 18 Spielen, elf Tore geschossen, 54 kassiert. Mit der Realität Abstieg hat sich der VFC wohl mehr oder weniger arrangieren müssen, immer wieder Ausfälle, nicht zu kompensierende Abgänge und durchaus manchmal auch Pech in den Partien machten und machen den Nachbarn das Leben schwer. Na dann, Plichtaufgabe erledigen und weiter zur Tagesordnung? Dachten sich vielleicht auch die Konnersreuther vor einigen Wochen, sie empfingen den VFC zum Auftakt nach der Winterpause – und verloren völlig überraschend mit 0:2. Der erste Dreier für Kirchenlamitz nach nur einem Zähler in der Vorrunde, gefolgt jedoch von einer Niederlage gegen Wiesau und keinem weiteren Spiel mehr seitdem. Doch das Ergebnis von Konnersreuth muss der SG Warnung genug sein, genauso wie der Verlauf des Hinspiels: nach früher Kirchenlamitzer Führung durch Jena fanden die Gäste damals lange rein gar nicht ins Spiel, erst nach einer Stunde gelang Bablli der Ausgleich und zehn Minuten vor Schluss die Führung, sein dritter Treffer wenig später bedeutete den Endstand von 3:1. Aber ein Gegner, der sich kampflos auf die Niederlage einstellt, war der VFC im letzten Jahr nicht und wird es auch dieses Mal nicht sein. Doch was soll die Saalestadt-Mannschaft von diesem Gegner lernen können? Vielleicht trifft es der Begriff „Lehren ziehen“ besser und genauer und betrifft nicht unbedingt das Spiel auf dem Platz an sich, denn dass man in jede Partie geht, um dem Gegner das Leben so schwer wie möglich zu machen, versteht sich von selbst im Fußball. Der VFC ist bekanntlich das Ergebnis der Fusion der Vereine aus Niederlamitz und Kirchenlamitz, deren sportliche Perspektive als Einzelverein düster war: nicht genügend Nachwuchs, keine Aussicht auf einen Aufstieg. Zusammen ging man den Weg nach oben, mit der Euphorie im Rücken schnupperte man drei Jahre lang an den Spitzenplätzen und durfte sogar für eine kurze Weile von der Bezirksliga träumen, in der der „alte“ 1.FC Kirchenlamitz zuletzt vor Jahrzehnten vertreten war. Allerdings konnten die besten Akteure nicht gehalten werden: Namen wie Lichtblau, Lauterbach, Övunc, Schultes, Manzke oder Oettel tauch(t)en in Kadern von der Bezirksliga bis zur Kreisklasse auf, nachrückende Jugendliche und Zugänge von außen gibt es in überschaubarer Zahl, die Abgänge konnten nicht kompensiert werden. Im Nachwuchsbereich kooperiert der VFC mit Röslau und Weißenstadt bei der JFG Oberes Egertal. Die Entwicklung der SpVgg Saalestadt muss absolut nicht den gleichen Weg nehmen, aber der VFC kann durchaus als Beispiel dienen, wo Hebel anzusetzen sind. Der Zusammenschluss von FCS und TuS im Herrenbereich war und ist unvermeidlich, die Euphorie ist auch hier groß und der sportliche Erfolg hat sich eingestellt. Doch auch jetzt ist der Kader schon wieder an seine Grenzen gelangt, wenn sich Ausfälle häufen, geraten zwei Mannschaften zusammengestellt aus zwei Vereinen an ihre Grenzen. Es finden sich immer wieder die selben Namen in den Aufstellungen, die Leistungsträger haben längst Begehrlichkeiten anderswo geweckt. Wer rückt nach, wenn es Abgänge aus Altersgründen oder wegen eines Vereinswechsels gibt? In den älteren Jahrgängen der Junioren sind noch wenige Schwarzenbacher oder Förbauer in den Teams der JSG Hofer Land zu finden, in der D-Jugend gibt es immerhin schon unter deren Dach eine eigene Mannschaft mit Kindern vom FCS, dem TuS und vom FC Martinlamitz; darunter bilden die drei Vereine die SG Saalestadt. Doch bis diese Kinder und Jugendlichen dann bei den Herren zur Verfügung stehen, dauert es noch eine ganze Weile, bis dahin müssen die Verantwortlichen der SpVgg Saalestadt praktische Lösungen finden, um nicht in ein paar Jahren dort zu stehen, wo es den VFC Kirchenlamitz jetzt hin verschlagen hat. Und so ist das Spiel am Ostermontag eben zum einen ein Derby, aber zum anderen auch die Mahnung: was geht, was geht nicht?