Mit allem Saalewasser gewaschen?

Das wohl am schlechtesten gehütete Geheimnis in Schwarzenbach der letzten Monate ist seit gut zehn Tagen öffentlich: der 1. FC Schwarzenbach und die TuS Förbau haben per Interview der Vorsitzenden im Amtsblatt bekanntgegeben, dass zur neuen Saison zwei gemeinsame Mannschaften in den Spielbetrieb geschickt werden sollen – und das möglichst nicht als Spielgemeinschaft, sondern unter dem Dach eines neuen, zu gründenden Vereins, Arbeitstitel „SpVgg Saalestadt“. In normalen Zeiten hätten die Köpfe an den Stammtischen geraucht, die Zuschauer bei den normalerweise gerade beginnenden Vorbereitungspartien hätten engagiert über die Entscheidung diskutiert, Vor- und Nachteile abgewogen und ihre Positionen ausgetauscht. Ob sie auch auf einen gemeinsamen Nenner gekommen wären? Die Überlegung ist müßig, denn es sind eben keine normalen Zeiten, man kann sich nach wie vor nicht ohne Weiteres treffen und mal eben ausgiebig diskutieren. Die erzwungene Abwesenheit der Stammtischbesucher und der Zuschauer sorgt für eine Ruhe, die der Vorbereitung und Durchführung des großen Projekts vielleicht sogar zugute kommt: die Verantwortlichen können ohne größere Einwirkung von außen planen, Schritte einleiten und vollziehen. Und das ist sicherlich nicht wenig: die Spieler beider Seiten sind von der Idee schon überzeugt und ziehen mit, aber es muss das Organisatorische genauso passen. Verteilung der Spiele, Erstellung eines Vereinslogos, Wahl der Vereinsfarben, Kontaktierung der Sponsoren beider Stammvereine, Verteilung der Funktionsposten,… – auch wenn wenig nach außen dringt, kann man sich sicher sein, dass im Hintergrund viel Bewegung herrscht. Die sportliche Steilvorlage für einen gelungenen Start müssen die beiden aktuellen Teams liefern, indem sie im Fall einer Wiederaufnahme der Saison 19/21 den (direkten) Klassenerhalt schaffen, FCS wie TuS haben dafür noch alle Möglichkeiten. Wird dieses Ziel erreicht, stellt sich der neue Verein als Kreisligist vor, eine 2. Mannschaft wird dann in der A-Klasse auflaufen. Es ist noch reichlich Zukunftsmusik dabei, viel Arbeit wartet auf allen Ebenen. Eindeutig ist aber, dass sich Schwarzenbacher und Förbauer Fußballer mit den Plänen in einen lang anhaltenden Trend einreihen: alte Konkurrenzen zählen wenig, Notwendigkeiten haben große Bedeutung gewonnen. Erst heute wurde die Nachricht veröffentlicht, dass die Nachbarn und Rivalen aus Tröstau und Nagel zur kommenden Saison eine komplette Spielgemeinschaft bilden werden, auch hier kann der Kader für zwei Mannschaften nur noch breit genug sein, wenn man zusammenarbeitet. Eine SG ist einfacher zu formen, hat aber derzeit noch kein Aufstiegsrecht auf die Bezirksebene. Diese Perspektive soll der neue Verein in der Stadt von Anfang an bieten, die beiden Stammvereine bleiben dabei erhalten. Und auch für sie müssen noch Fragen geklärt werden: bei der TuS gibt es noch weitere Abteilungen, die natürlich erhalten bleiben sollen und bedient werden wollen; beim FCS haben sich Mädchen und Damen mit eigenständigen Teams etabliert – vertreten sie den Stammverein weiterhin oder gliedern sie sich ebenfalls ein? Was geschieht im Jugendbereich? A- bis D-Jugendspieler haben sich aktuell der SG unter Oberkotzauer Federführung angeschlossen, dort sind die Zahlen noch nicht so hoch, als dass schnell wieder selbstständige Teams gebildet werden könnten. Aber bei den „Kleinen“ (E bis F) herrschte bis zur Coronapause aber durchaus reger Zulauf, der für die Zukunft hoffen lässt. Aber wie genau wird sich die Zusammenarbeit dann gestalten? Die TuS ist momentan in diesem Bereich eigenständig, der FCS agiert bei den SchwaMas in Kooperation mit dem FC Martinlamitz. Unter welchem Namen laufen diese Mannschaften dann auf, wie sieht mittel- und langfristig die Zusammenarbeit aus? Wie lässt sich verhindern, dass eine Konkurrenzsituation entsteht, die für den Fußball in der Stadt insgesamt sicher von Nachteil wäre? A propos Konkurrenzsituation: im Moment heißt es „aus zwei mach eins“, weil der FC Martinlamitz vorerst im Fußballbereich eigenständig bleiben möchte. Ein vermeintlich großer neuer Verein steht dann einem vermeintlich kleineren gegenüber, beide sind dann im gleichen Bereich auf der Suche nach Unterstützern und natürlich auch nach Spielern. Sie sind also Konkurrenten, können aber gleichzeitig nicht ohne einander, siehe der Spielbetrieb bei den Kleinsten und auch den Alten Herren. Wie lässt sich diese nicht ganz einfache Situation positiv auflösen? Auch da bleibt noch Gesprächsbedarf. Allein, diese Gespräche müssen geführt, die Entwicklung muss fortgesetzt werden, weil der Fußball in Schwarzenbach nur im Team zukunftsfähig sein wird. Vielleicht fließt noch eine ganze Menge Wasser die Saale hinunter, bevor alle Details geregelt sind, aber wenn dann einmal alles wasserdicht geregelt ist, dann kann diese Zukunft tatsächlich gut aussehen für die Saalestadt.