Heute – so wie damals?

Die Gespräche auf dem Weg zum Auswärtsspiel am Sonntag werden ganz sicher auf dieses Thema kommen, es werden Worte fallen wie „Weißt Du noch…“, „Das war ein so genialer Tag“, „Und wir haben es geschafft!“ Ja, es ist kein Auswärtsspiel wie jedes andere, es ist kein Spielort wie jeder andere: auf dem Platz der SpVgg Weißenstadt, wo die SpVgg Saalestadt am Sonntag um 14 Uhr aufläuft, feierte ihr Vorgänger, die SG Schwarzenbach/Förbau, ihren ganz besonderen Moment, die Meisterschaft 2022 in der Kreisliga. Am 21. Mai gelang das 5:2, das die nötigen Punkte zum Titel lieferte, der zwar nicht den Aufstieg brachte, aber die berühmte goldene Ananas, deren Gewinn schon in Weißenstadt ausgiebigst zelebriert wurde. Es wird also ganz bestimmt nicht irgendein Auswärtsspiel sein, das auf dem Plan steht, weil die Gedanken unweigerlich zu diesem besonderen Tag zurückkehren, und trotzdem muss es eine Partie wie jede andere werden, wollen die Saalestädter in diesem Jahr nicht um eine andere, unwillkommene goldene Ananas spielen. Soll heißen: ausblenden, was in der vergangenen Spielzeit passiert ist, Konzentration auf den Spieltag und die Aufgabe Weißenstadt, so viele Punkte wie möglich mitnehmen und weiter an der Spitze der Liga mitmischen. Auch ohne die Verbindung zum vergangenen Mai ist das Brett Weißenstadt dick genug und muss erst einmal gebohrt werden. Der letztjährige Aufsteiger machte es der SG im Frühling lange Zeit schwer, lag zweimal in Führung, verlor irgendwann aber den Faden und dann die Begegnung, was am letzten Spieltag besonders schmerzhaft ist, wenn man ein eigentlich absolut gelungenes Jahr doch mit einem guten Gefühl abschließen möchte. Schmerzhaft war auch die Niederlage der Weißenstädter am letzten Wochenende, als sie mit einem 1:6 aus Mitterteich nach Hause fahren mussten. Die Saison 22/23 ist für Alexander Seidel und sein Team bis jetzt ein ziemliches Wellental: einem deutlichen 4:0 im Derby gegen Marktleuthen zum Auftakt folgte eine Niederlage gegen Waldershof, ein 8:0-Kantersieg in Kondrau, „nur“ ein 1:1 gegen die Kickers aus Selb und dann die Abfuhr beim SVM. Wo stehen die Seestädter denn jetzt konkret? Vielleicht wissen sie es selbst nicht so ganz genau, da könnte das Duell mit dem anderen nahegelegenen Nachbarn ja womöglich neue Aufschlüsse geben und für Ruhe sorgen. Wer den SchwarzFös gegenüberstehen wird, ist schon weniger ein Geheimnis: eine körperlich starke, schnelle und eingespielte Mannschaft, die keine Abgänge verzeichnete und Neuzugänge bekam, die Liga wie Gegner bestens kennen: Sven Strößenreuther und Daniel Wilhelm spielten in Wunsiedel, Sascha Jülke in Selb. Die Stützen sind weiterhin da: Fellermeyer, Hartbauer, Kopp, Wolf usw.; der beste Torschütze ist schon jetzt wieder Felix Lenk mit acht Treffern in fünf Spielen. Ob sie alle dabei sein werden oder können, steht selbstredend auf einem anderen Blatt, das ist keine überraschende Erkenntnis und gilt natürlich genauso für die Saalestädter. Vor drei Monaten fuhren sie in der praktisch bestmöglichen Besetzung an den See, wie es morgen aussehen wird, bleibt abzuwarten. Damals mit an Bord war auch ein immenses Selbstvertrauen, das den Sieg ermöglichte, Zweifel an einem Scheitern waren nach der langen Erfolgssserie auch während der Rückstände nicht gegeben, so groß war der Glaube an die eigene Stärke. Und heute? Das Team wird realistisch genug sein, um zu wissen, dass aktuell nichts von selbst geht, sondern alle bisherigen Siege das Produkt harter und gemeinschaftlicher Arbeit waren. Aber genau das ist ein wichtiger Schlüssel: die Mannschaft kann auch auf diese Weise und wenn nicht alle Stammspieler dabei sind, erfolgreich sein, eine solche Qualität ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, der dazu geführt hat, dass die letzte Niederlage in der Liga aus dem März datiert und im einem Pflichtspiel (Pokal) aus dem April. Und diese beeindruckende Serie soll doch bitte nicht genau dort reißen, wo sie zu dem besonderen Erfolg geführt hat, der den Saalestädtern niemand nehmen kann…

Von einer Serie kann man bei der SG Saalestadt II/SVO III noch nicht sprechen, aber immerhin von einem Aufwärtstrend. Der Sieg über die Reserve aus Wunsiedel hat die Mannschaft ins Mittelfeld der A-Klasse Fichtelgebirge gebracht, dort ist sie Nachbar des Gegners am Sonntag, des FC Hohenberg-Schirinding (Anstoß 17 Uhr). Das Team von der Grenze um Immer-wieder-FC-Trainer Peter Griesch bestreitet die zweite Saison in der A-Klasse nach dem freiwilligen Rückzug, baut sich nach und nach neu auf und möchte dann irgendwann auch wieder nach oben schielen. Ob schon in dieser Spielzeit etwas möglich, muss man abwarten, bis jetzt sind die Ergebnisse auch hier noch nicht konstant. Für die Saalestadt gilt es weiter, in kleinen Schritten zu denken, um in der sehr ausgeglichenen Liga gut über die Runden zu kommen.