Halbzeitbilanz – das Interview mit Trainer Santiago Fraga da Silva

Während der Winterpause sollen die Verantwortlichen des FCS zu Wort kommen. In unregelmäßigen Abständen werden Peter Bertl (1. Vorstand), Ralf Küchler (Jugendleiter) und Tobias Bertl (Trainer Damen- und Mädchenmannschaft) ihre Sicht der Dinge schildern und ihren Blick auf „ihre“ Mannschaften und „ihren“ Verein präsentieren. Den Anfang macht Trainer Santiago Fraga da Silva, der seit dem Sommer wieder die Herren des FCS trainiert und im Interview einen offenen, ehrlichen, aber auch durchaus kritischen Blick auf die 1. und 2. Mannschaft wirft.

 

Fünf Minuten – fünf Fragen zur 1. und 2. Mannschaft an Trainer Santiago Fraga da Silva

 

  1. Winterpause in Kreisliga und Kreisklasse – wieviel Zeit bleibt Dir zum Durchschnaufen und wie wichtig ist diese Zeit für Dich selbst?
  • Die Pause ist wichtig. Nicht nur für die eine oder andere kleinere Blessur der Spieler, sondern auch um mal kurz durchschnaufen zu können, denn wirklich still steht es nicht.

Langzeitverletzte wie z.B. Pascal Fuchs können dann hoffentlich, nach einem gewissen Umfang eines Aufbautrainings, dann wieder schmerzfrei einsteigen.

Jetzt wird schon alles Weitere geplant wie Vorbereitungstraining, Vorbereitungsspiele, interne und externe Gespräche, etc…

Für mich ist dennoch die kurze Durchschnaufphase wichtig, um auch den Kopf frei zu bekommen und mit mehr Ruhe und Konzentration die letzten Monate und Wochen nochmal Revue passieren zu lassen. Die Erkenntnisse daraus möchte ich dann nutzen, um entsprechende Impulse für die Vorbereitung setzen zu können.

 

  1. Zur 1. Mannschaft: 18 Spiele, 25 Punkte, ziemlich ausgeglichenes Torverhältnis, genauso viele Siege wie Niederlagen – der FCS steckt fest im Mittelfeld der Tabelle. Wie viel mehr wäre Deiner Meinung möglich gewesen? Wie sieht die Mannschaft den Zwischenstand?
  • Die Situation ist soweit in Ordnung und wir wissen alle, dass wir mindestens drei Niederlagen hätten verhindern können, ja sogar müssen. Aber ich möchte auch nicht allzu lange dem Ganzen hinterher trauern. Unser Ziel war der Tabellenplatz 5, weil ich von der Leistung der Mannschaft überzeugt bin und es auch weiterhin sein werde. Alle in unserem Team wissen dies genauso zu bewerten.

 

  1. Was ist die aktuell größte Baustelle bei der 1. Mannschaft? Wer oder was hat sich während der ersten Saisonhälfte am positivsten entwickelt?
  • Die Mannschaft hat es verstanden, was uns fehlt und wir wollen gemeinsam in den nächsten Wochen daran arbeiten. Als Entwicklung sehe ich, dass wir nicht unter den drei letzten in der Tabelle stehen, wie es in der vergangenen Saison der Fall war. Ebenso sehe ich es sehr positiv, dass das Team offen ist für Neues und das Verständnis für Abläufe und Spielsituationen schnell aufgenommen worden ist. Aber auch die positive Stimmung trotz aller Situationen, mit denen wir im Spiel oft konfrontiert werden zeigt mir, dass die Bereitschaft zur Weiterentwicklung der individuellen Fähigkeiten vorhanden ist. Aber ebenso finde ich es positiv, dass es eine gewisse Form der Kritikfähigkeit gegeben ist.

 

  1. Wohin wird oder kann die Reise nach der Winterpause gehen? Worauf wirst Du besonderen Wert legen in der Vorbereitung?
  • Wir wollen uns weiterhin an Tabellenplatz 5 orientieren und entsprechend darauf hinarbeiten. Dies bedeutet somit, dass wir unsere Tore machen müssen, bei der wirklich sehr hohen Anzahl an hochkarätigen Chancen, die wir bisher vergeben haben. Daher legen wir in der Vorbereitung einen großen Fokus auf Torchancen erspielen und erarbeiten. Dennoch werden wir weiterhin viel für die Fitness und Verletzungsprävention tun. Hier werden wir sicherlich mit gesunden, aber athletischen Einheiten das nötige Training absolvieren.

 

  1. Zur 2. Mannschaft: wie beurteilst Du den Verlauf der Saison in der Kreisklasse Frankenwald? Auch wenn der Abstieg sehr wahrscheinlich ist, gibt es Dinge, die das Trainer- und Betreuerteam positiv sehen können?
  • Ich tue mir schwer eine Meinung dazu zu bilden. Es soll auch nicht den Anschein machen, dass es mich nicht interessieren würde, aber ich persönlich bin enttäuscht über die Entwicklung. Ein Aufstieg in die Kreisklasse war das Ziel, nachdem es für uns ein Relegationsspiel gab. Viel Euphorie und viel Arbeit hieß das für alle Beteiligten. Nun ist man in der Kreisklasse und es braucht nicht viel fußballerisches Wissen, aber wer geglaubt hatte, es ist wie eine Liga tiefer, wo es vielleicht ausreichte, sich nur am Wochenende zu treffen, um etwas Fußball zu spielen ist nun in der Realität aufgewacht.

Es ist ja auch nicht so gewesen, dass hier regelmäßig um die Teilnahme am Training gebeten wurde. Sollte sich dennoch jemand scheuen, auf ein Training unter meiner Leitung gehen zu wollen, wobei ich jetzt nicht glaube, hier den Grund zu finden, hat jederzeit die Möglichkeit, mittwochs bei den AH seinen Bewegungsapparat und seine fußballerischen Fähigkeiten schon mal auf das Spielwochenende vorzubereiten. Aber auch hier kann eine Teilnahme nur teilweise oder sogar gar nicht verzeichnet werden.

Grundlegend darf hier das Hobby, für das ich mich entschieden habe, nicht zu einem Wunschkonzert werden. Heute habe ich Lust und spiele und wenn ich mal keine Lust habe, dann sage ich einfach ab. Damit sieht sich Michael Achatz von Woche zu Woche konfrontiert. Wer daran dann dennoch Spaß hat, muss eine hohe Neigung zur Selbstgeißelung oder einfach ein enormes Durchhaltevermögen dem Verein zuliebe haben. Bei Michael weiß ich, dass Letzteres zutrifft und dafür kann man nur dankbar sein.

Wieviel Positives will man daraus ziehen. Aussichtslos ist es sicherlich nicht, aber es hat doch jeder selbst in der Hand, etwas zu tun, damit es anders wird. Zusammenhalt wird sehr oft angesprochen, und auch ich habe den Begriff schon gehört. Nun ist das Team an der Reihe, daran etwas zu ändern und den Zusammenhalt zu zeigen.

Ich weiß, dass ich hier eventuell durch die Kritik in den Fokus einiger Spieler der zweiten Mannschaft geraten könnte, aber diejenigen, die mir in die Augen schauen und ehrlich antworten „ich versuche von Woche zu Woche alles zu geben“ und am Spieltag da sind, haben mit meinen Ausführungen sicherlich kein Problem.