Unnötige Niederlagen gibt es doch

Allerheiligen zählt zu den sogenannten stillen Feiertagen, es sollte an diesen Tagen also grob gesprochen nicht allzu laut in der Öffentlichkeit zugehen. Der 1.FC Schwarzenbach verhielt sich in dieser Hinsicht vorbildlich, denn alle Schwarzenbacher verließen nach dem Spiel in Marktredwitz erst einmal ganz leise den Platz. Es dauerte sicher auch eine Weile, bis die richtigen Worte gefunden waren, um die 0:3 (0:2)-Niederlage bei der SG Marktredwitz zu besprechen, mit der der FCS ein weiteres Team aus dem unteren Tabellendrittel unnötig stark machte.

Warum die Gastgeber zur Pause mit zwei Toren führten, wussten sie möglicherweise selbst nicht ganz genau. Dass die Tore gefallen waren, ließ sich ja nicht bestreiten, aber wie sie gefallen waren, war teils schon kurios, und dass sie auf der anderen Seite keinen Treffer kassiert hatten, dürfte sie ebenfalls gewundert haben. Die SG startete schwungvoll und verzeichnete die ersten Abschlüsse, aber dann hatte sich der FCS auf die Stürmer Werner und Grumme eingestellt, die Abwehrspieler blieben eng bei ihnen und ließen sie so nicht weiter in aussichtsreiche Positionen kommen. Die Gäste wollten die Breite des reichlich holprigen Platzes am Auenpark nutzen, Bertl links und Haas rechts wurden immer wieder geschickt und sollten selbst zum Tor ziehen, denn der wichtigste Abnehmer, Fröhlich, fehlte studienbedingt. Auch so machten sie ordentlich Druck, die vielleicht besten Gelegenheiten vergaben Haas, der das Außennetz traf, und Bölükbas, der nach Ablage knapp links vorbeischoss. Der FCS war die spielbestimmende Mannschaft über weite Strecken der ersten Hälfte, aber er betrieb erneut Chancenwucher und er hatte das Problem, dass ohne Fröhlich und Patrick Bertl die Offensive zwar bemüht, aber nicht zwingend genug war. Trotzdem stand eigentlich zu erwarten, dass die Schwarzenbacher irgendwann Erfolg haben würden, zu sehr stand das Tor von Göhlert unter Beschuss. Der Marktredwitzer Trainer Plomer sah das wohl ebenfalls so und brauchte jemanden, der das Spiel beruhigen konnte. Er bewies dabei ein gutes Gespür, als er Tarhan nach etwa einer halben Stunde einwechselte, denn der wurde zur wichtigen Anspielstation seines Teams, hielt die Kugel und verteilte sie mit Übersicht. Er war nie richtig zu packen und übernahm selbst Verantwortung bei den eigenen Angriffen. Nach 40 Minuten legte er sich den Ball für einen Freistoß aus gut 25 Metern zurecht, mit etwas Frechheit und Glück traf er zum 1:0: die Kugel lief unter der Mauer hindurch und Fraga ließ sie durch die Hände rutschen. Ein Fehler des Keepers ohne Frage, den er nur vier Minuten später aber fast wieder gut gemacht hätte – beim 2:0, einem Elfmeter von Bektemirov, war er in der richtigen Ecke und auch am Ball, aber er konnte ihn nicht vor der Linie festhalten. Dass dieser Strafstoß überhaupt gegeben wurde, erregte die Gemüter auf Seiten des FCS auf das Heftigste. Natürlich hatte Luber Werner gefoult, aber der Stürmer stand beim Anspiel von Schuller schlicht im Abseits, was der Linienrichter, der bei der Schwarzenbacher Bank und damit weiter entfernt stand, erkannte und mitteilte, nicht aber sein Kollege, der auf Strafraumhöhe war. Schiedsrichter do Adro (Kulmbach) verließ sich wohl auf dessen Urteil und gab den Elfmeter; er fand insgesamt keine klare Linie im Spiel und trug damit auch zur Hektik bei, die sich besonders nach dem Seitenwechsel breitmachte. Die Grün-Weißen waren nach dem Doppelschlag angezählt, das spürte man, aber sie wollten sich zusammenreißen und wieder das Kommando übernehmen. Bertl versuchte es mit einem Schuss (49.), den Göhlert parierte, im Gegenzug verzog Tarhan seine Direktabnahme. Der Anfang der zweiten Hälfte war schnell und ereignisreich, und er sorgte wieder für Diskussionen. Im nächsten Angriffszug wurde Haas freigespielt, er zog Richtung Tor, legte sich den Ball vor und wurde von Torwart Göhlert gebremst (52.). Dass ein Torhüter viel riskieren darf und muss, um an den Ball zu kommen, ist in Ordnung, Göhlert rutschte aber mit beiden Beinen voraus Richtung Angreifer, ein Strafstoß für die Gäste wäre womöglich vertretbar gewesen. Den gab es auf der anderen Seite, nachdem Fraga zuvor glänzend gegen Tarhan gehalten hatte, und wieder sorgte die Entscheidung für Entsetzen: der Gegenzug des FCS wurde abgefangen, der Ball weit Richtung Werner geschlagen, der mit Jung irgendwo an der Grundlinie um die Kugel kämpfte. Werner ging zu Boden, und sofort folgte der Pfiff do Adros – nur stand der Referee dieses Mal im Mittelkreis, wie er von dort beurteilen wollte, ob es ein Foul gab und wo es stattfand, muss ein Rätsel bleiben. Dieses Mal kam Göhlert aus seinem Kasten, er legte sich den Ball zurecht, setzte ihn dann aber weit rechts neben den Kasten (55.). Für den Ausgang des Spiels war es egal, denn jetzt waren die Köpfe der Schwarzenbacher offensichtlich nicht mehr frei; sie ließen sich zu sehr auf die Zweikämpfe und das Gegenhalten der Marktredwitzer ein, versuchten kaum mehr, sie auszuspielen, sondern probierten es zu oft mit Einzelaktionen, und damit kamen sie praktisch kein einziges Mal mehr durch. Die Partie wurde sehr zerfahren, auf beiden Seiten hatten etliche Spieler Glück, nicht mit Gelb-Rot vom Platz zu gehen. Entschieden war das Spiel, als der FCS immer weiter aufrückte und die Bälle dabei unnötig schnell verlor; Schuller sah nach einem Ballgewinn Grumme ganz frei auf der rechten Seite, der Stürmer nutzte seinen Raum zum Alleingang auf das Tor und zog dann trocken ab (83.). Jetzt hingen die Schultern komplett nach unten, in den Schlussminuten lief nichts mehr zusammen. Der zuletzt klein gewordene Kader muss sicher einen enormen Kraftaufwand betreiben, manch einer ist überspielt, aber die Alternativen sind rar; jetzt muss im Zusatzspiel am Sonntag viel über den Willen gehen, um dann eine verhältnismäßig ruhige Winterpause anzusteuern.

Die Aufstellung: Fraga da Silva – Jung, Löffler, Luber, Saalfrank – S. Bertl, E. Schijabiew, Bölükbas, Wohn, M. Fuchs (R. Schijabiew, Aydinli) – Haas.