Kunst oder Rasen?

Es tut sich etwas in der Region. Schon am vergangenen Wochenende fanden die ersten regulären Spiele im Jahr 2022 statt, auch mit Beteiligung der SG Schwarzenbach/Förbau, deren 2. Mannschaft nach hartem und zähem Kampf mit 1:0 gegen die Reserve des ASV Wunsiedel gewann. Es war eine von mehreren Partien, die auf Kunstrasen ausgetragen wurden, diese Plätze werden im Fußballkreis immer zahlreicher. Sie bieten den Vorteil, dass nicht nur ein oder zwei Spiele pro Tag darauf ausgetragen werden können, stattdessen vertragen sie mehrere Begegnungen am Stück. Der Verein, dem ein Kunstrasenplatz gehört, kann sich so die Anlagekosten nach und nach wieder zurückholen, wenn er in einer Gegend eine Art Monopolstellung hat – und er ist selbst unabhängiger vom Wetter, weil der Untergrund öfter und länger genutzt werden kann als ein Rasenplatz. Und weil der Belag eben ist und sich kaum verändert, haben technisch angehauchte Teams meist einen Vorteil, wenn es um das Ausspielen im Wortsinn geht. Bei der SG II war das am letzten Wochenende noch selten zu bemerken, trotz des gepflegten Geläufs in Oberkotzau war die Vorstellung eher holprig zu nennen, die drei Punkte zum Auftakt zählten am meisten. Das soll und muss am Samstag besser und überzeugender werden, wenn es ab 15 Uhr an gleicher Stelle gegen den BSC Furthammer II geht. Wie der Nachbar aus Wunsiedel liegt auch das Reserveteam des BSC im Mittelfeld der A-Klasse und kann eine Saison ohne jeden Zwang spielen. Eine nicht ungefährliche Offensive steht einer nicht immer sicheren Abwehr gegenüber, wie die Bilanz von 31:50 Toren aus dem Jahr 2021 zeigt. Doch wenn die vielen Routiniers und einige junge Spieler zusammenhalten, können sich die Leistungen sehen lassen, das bewiesen die Furthammerer auch gegen die Reserve der Saalestädter im Hinspiel, als für den Aufstiegskandidaten nicht mehr als ein 2:2 heraussprang. Einen solchen Punktverlust kann man sich dieses Mal nicht leisten, um den Druck auf Weißenstadt und Kirchenlamitz hoch zu halten und das auch offensiv verkündete Ziel Aufstieg weiter im Blick zu behalten. Vielleicht sind die Erfahrungen aus dem ersten Pflichtspiel auf dem Kunstrasenplatz Gold wert, um jetzt noch besser vorbereitet und angepasst in die nächste Partie zu gehen. A propos Kunstrasen: auf dem hat auch die 1. Mannschaft der SG ihre Vorbereitung absolviert und dabei hervorragende Resultate gegen drei Kreisligisten aus dem Norden und Süden erreicht. Kam es der Mannschaft also entgegen, dass das Nachholspiel beim TuS Erkersreuth und damit auf einem noch nie ganz einfachen Naturrasenplatz ausfallen musste? Wohl kaum, denn wer auf künstlichem Untergrund gut dabei ist, sollte mit der Umstellung auf das normale Grün weniger Probleme haben und will auch beweisen, dass die Form wirklich stimmt. Und zum anderen war die Absage ja keine freiwillige, sondern Corona geschuldet, und damit ergeben sich für die Partie am Sonntag ganz neue Bedingungen – zumindest in bestimmten Bereichen, denn die Auswärtspartie gegen Kondrau (Anstoß 14 Uhr) wird nicht dort stattfinden, sondern in Steinmühle – auf Kunstrasen. Aber wer ist dann dort in welcher Form im Aufgebot? Sind die Erkrankten schon wieder aus der Quarantäne entlassen, können sie eingesetzt werden oder müssen sie noch warten? Wie viel muss Trainer Michael Gräf umbauen? Und auf was für einen Gegner treffen die Saalestädter da eigentlich? Natürlich sind die Sportfreunde aus Kondrau inzwischen alte Bekannte, wie ihre Stützen wie Spielertrainer Ryba, Kapitän Brunner, Wenisch, Weig oder Roßkopf auftreten, weiß man auch in Schwarzenbach und Förbau. Aber die Stiftländer beutelt es in dieser Saison wie schon lange nicht mehr, mit gerade 11 Punkten aus 16 Spielen steht Kondrau nur hauchdünn vor einem direkten Abstiegsplatz. Also entschlossen sich die Sportfreunde zu handeln und zogen gleich mehrere Rückkehrer oder Neuzugänge in der Winterpause an Land. Ludwig Müller und Daniel Schmidkonz waren schon bei den Sportfreunden, Rudi Root und Patrick Blüml kommen aus Marktredwitz, dort war auch schon Altan Toy aktiv; Ali Ucar spielte zuletzt beim TSV Arzberg-Röthenbach. Manche dieser Akteure sind vielleicht auch für die 2. Mannschaft der SFK eingeplant, sicher nicht aber Burak Övunc, der aus Poppenreuth nach Kondrau gewechselt ist und dort wie auch in Tirschenreuth schon Erfahrungen in der Bezirksliga gesammelt hat. Im Vergleich zur Hinrunde, als die SG das erste Flutlichtspiel ihrer jungen Geschichte nach einem bemerkenswerten Endspurt mit 3:1 für sich entschied, wird der Gegner also wohl ein deutlich anderes Gesicht haben – und auch zeigen? Punktverluste können sich die Kondrauer keinesfalls leisten, Anlaufschwierigkeiten auch nicht. Die Form scheint zu stimmen, in einer immer wieder unterbrochenen Testspielreihe gab es vier Erfolge, zwei deutliche Siege über die Kreisklassisten aus Furthammer und Großkonreuth, aber auch gegen Poppenreuth und Tauperlitz fielen reichlich Tore. Wenn ihnen jetzt auch noch der Kunstrasen in Steinmühle liegt, dann steht der SG Schwarzenbach/Förbau gleich zum Pflichtspielauftakt 2022 eine echte Bewährungsprobe ins Haus. Aber warum sich fürchten, wenn die eigene Qualität mindestens ebenso so groß sein sollte wie die des Gegners? Den Ball gut laufen lassen können alle Saalestädter, wenn ihnen das gelingt am Sonntag, dann kann aus dem Spiel Kunst werden, auch ganz ohne Rasen – und dann können die Punkte aus dem Stiftland mit nach Hochfranken genommen werden.