Können, Nerven, Glück – oder von allem etwas?

Na dann, auf geht’s an den Rechenschieber: wer wird wie Meister in der Kreisliga Süd? Zwei Bewerber gibt es noch, die SpVgg Selb 13 und die SG Schwarzenbach/Förbau. Die Saalestädter sind am letzten Spieltag im Vorteil, weil sie zwei Zähler mehr gesammelt haben als die Dreizehner, aber eben nur zwei, was manche Konstellation sehr interessant werden lässt. Fest steht: beide Klubs stehen am Samstag ab 16 Uhr auf dem Platz, beide haben keine ganz einfachen Gegner. Selb empfängt zuhause den VfB Arzberg, die SG tritt bei der SpVgg Weißenstadt an. Wenn die zwei Spitzenteams mit dem gleichen Ergebnis ins Ziel kommen (d.h. Sieg, Unentschieden, Niederlage), dürfen sich die SchwarzFös über die Meisterschaft freuen. Verliert die SG und siegen die Dreizehner, holt der Aufsteiger den Titel. Ganz knapp und aus SG-Sicht dramatisch wird es, wenn sie selbst Remis spielt und Selb gewinnt – dann sind die beiden Kontrahenten punktgleich, aber zum einen wäre die SV dann durch das Torverhältnis und vor allem dank des direkten Vergleichs (4:2/1:1) vorn. Selbstläufer werden beide Partien bestimmt nicht, auch wenn für die Gegner der Traum von der Relegation seit letzter Woche erledigt ist. Aber da gibt es ja auch noch einige persönliche Geschichten und Beziehungen, die Fußballwelt ist bekanntlich klein. Marc Sommer war beim letzten Auftritt der Selber in der Bezirksliga Trainer der SV und ist jetzt beim VfB Arzberg verantwortlich – möchte er seinem Ex-Team noch einen Strich durch die Rechnung für die perfekte Saison machen? Michael Gräf, Coach der SG, war vor seiner Zeit in Förbau Trainer in Weißenstadt – kann er ausgerechnet dort, wo er vor Jahren knapp am Aufstieg scheiterte, das Meisterstück mit den Saalestädtern machen oder ärgert ihn seine ehemalige Mannschaft? Es geht dann eben doch noch um ein bisschen mehr als um die Endplatzierung, das Prestige eines Meistertitels zählt durchaus einiges. Mit dem Titel lässt sich auch Werbung machen, wenn man mit möglichen Neuzugängen verhandelt, das vorhandene Personal kann mit viel Selbstvertrauen in die neue Saison gehen, weil die Leistung einer gesamten Spielzeit bestätigt und gekrönt wurde. Einem Aufsteiger würde der Titel damit genauso gut zu Gesicht stehen wie einer Mannschaft, die im nächsten Jahr dieses Ziel anpeilt. Und für die SG wäre es natürlich der erträumte Abschluss einer Spielzeit, deren Verlauf so nicht abzuschätzen war. Gleiches gilt aber auch für die SpVgg Weißenstadt – wer konnte erwarten, dass die Seestädter als Aufsteiger derart erfolgreich sein würden? Klar machen die Routiniers wie Wolf, Hartbauer oder Fellermeyer viel aus, die SpVgg ist da sicher besser aufgestellt als andere Vereine, aber auch die Mischung stimmt, jüngere Spieler sind ebenfalls wichtige Leistungsträger und der beste Torschütze, Felix Lenk (14 Treffer), ist erst 26. Coach Alexander Seidel hat einen ausgewogenen Kader zur Verfügung und kann sich über einen funktionierenden Unterbau freuen, denn die 2. Mannschaft hat bekanntlich die Meisterschaft in der A-Klasse Fichtelgebirge geholt und darf jetzt wertvolle Erfahrungen in der Kreisklasse sammeln. All das soll zum Saisonabschluss logischerweise gefeiert werden, aber die SG möchte gerne Partycrasher werden und selbst nach Abpfiff jubeln. Der Kräfteverschleiss ist gegeben, doch für diese 90 Minuten werden alle Spieler noch einmal ihr Bestes geben. Verdient hätten sie die Belohnung für ihre Leistungen und die Fähigkeit, sich so schnell aufeinander einzulassen. Manchmal brauchten sie etwas Glück wie zum Auftakt gegen Arzberg oder in Wiesau, manchmal war es ein Nervenspiel wie in Wunsiedel oder Kirchenlamitz und dazu gehörte auch immer das Können, das die Spieler zweifellos haben, wie in Waldershof oder im Hinspiel gegen Weißenstadt, als das Team wie aus einem Guss auftrat und ein 5:0 herauskombinierte. Auch das haben die Weißenstädter sicher nicht vergessen, auch deswegen werden sie das Saisonfinale nicht einfach herschenken. Also: Rechenschieber in die eine und Beruhigungstabletten in die andere Hand, und dann auf nach Weißenstadt!

Dorthin geht es am Sonntag auch für die SG FCS II/TuS II/SVO III. Am letzten Spieltag in der A-Klasse Fichtelgebirge wird sie selbstverständlich dem neuen Meister gratulieren, dann geht es für sie ab 14 Uhr aber nicht nur um das Prestige, sondern vor allem um eine gelungene Vorbereitung auf das, was kommen wird: neueste Entwicklung ist die, dass der VFC Kirchenlamitz II nicht in die Relegation gehen wird. Die 1. Mannschaft steigt in die Kreisklasse ab, zwei Teams aus einem Verein in der gleichen Ligenebene sind eine sehr delikate Sache, wie man beim FCS weiß. Damit darf sich die Dreier-SG an der Aufstiegslotterie versuchen, die am 28./29.5. beginnt. Die künftigen Saalestädter mussten sich nach einer Schwächephase zuletzt von Platz 1 verabschieden, aber Vizemeister können sie aus eigener Kraft werden, wenn sie die Weißenstädter Reserve schlagen, dann nämlich ist der direkte Vergleich mit Kirchenlamitz zu ihren Gunsten ausgefallen. Leicht ist die Aufgabe nicht, doch mit dem Rückenwind eines Sieges könnte die Reserve-SG mit viel Zuversicht in die Relegation starten – eine gestärkte und höherklassiger spielende Reserve wäre auch ein Gewinn für die 1. Mannschaft. Für die Fußballfans aus Schwarzenbach und Förbau sollten also möglichst zwei Ausflüge nach Weißenstadt zur Unterstützung beider Teams im Kampf um ihre Ziele auf dem Programm stehen!