Irgendwie selbst geschlagen

Die Szenerie hatte fast etwas von einem Jahrgangstreffen: im Aufgebot des 1.FC Schwarzenbach für das Spiel beim VfB Arzberg fanden sich die Namen Carlos und Santiago Fraga da Silva, Michael Gallar und Ali Aydinli, auf der Bank saßen als Beobachter Ralf Geyer und Jens König. Sie alle hatten vor mehr als 20 Jahren gemeinsam in der Bezirksliga der A-Jugend gespielt und sind dem Verein nach wie vor verbunden bis zu Einsätzen, wenn Not am Mann ist. Das war am vergangenen Sonntag definitiv der Fall; die personell dezimierte Mannschaft schlug sich beim Tabellenzweiten mehr als achtbar, aber die große Zahl der Ausfälle trug ihren Teil zur 2:4 (0:2)-Niederlage bei.

Es war dann doch etwas viel, was sich da an Ausfällen angehäuft hatte: Fröhlich, Löffler, Pascal Fuchs, die Schijabiews, Jung, Linke, Saponaro, von den Langzeitausfällen ganz zu schweigen. Die 2. Mannschaft war zum einen zeitgleich im Einsatz und personell ebenfalls heftig gebeutelt, sie konnte nicht komplett ausgenommen werden, musste aber zumindest Gallar, Aydinli und Christian Großmann abstellen, als Mittdreißiger fast ein „Jungspund“ unter den Aushelfenden. Eine Achse mit Wohn, Sebastian und Patrick Bertl war immerhin noch vorhanden, sodass der FCS sich nicht gänzlich einigeln musste. Die Spieler standen zwar tiefer als sonst, ließen dem Ballführenden aber trotzdem wenig Zeit und Raum und versuchten Entlastungsangriffe zu starten. So richtig wusste der VfB mit den großen Freiheiten im Mittelfeld nichts anzufangen, er hatte in der ersten halben Stunde ein paar ordentliche Möglichkeiten, aber nichts Brandgefährliches. Auf der anderen Seite verschaffte sich Haas einmal Raum, wurde dann aber zu weit nach außen getrieben, um noch gefährlich abschließen zu können, einmal klärte ein Arzberger Verteidiger knapp neben das eigene Tor, das war es. Aber ein ersatzgeschwächter Gast konnte damit sicher besser leben als der VfB, der wegen des Rehauer Sieges in Selb unter Zugzwang stand. Ob es nun Einfallslosigkeit oder cleveres Geduldsspiel war, das die Hausherren präsentierten, lässt sich schwer sagen, immerhin bewiesen sie Effizienz: sie nutzten die erste Unordnung in der Schwarzenbacher Abwehr zur Führung. Ein unnötiger Freistoß wurde auf der linken Seite kurz gespielt und kam in den Strafraum, wo ihn kein Spieler entscheidend klären konnte, Brunner passte quer zu Manzke und der schob aus dem Gewühl ein (33.). Eine Standardsituation, ein Abwehrspieler als Torschütze, es passte zum Spielverlauf bis dahin, wo Lang und Brunner weitgehend abgemeldet waren. Letzterer braucht aber bekanntlich wenige Szenen, um erfolgreich zu sein, und das bewies er kurz darauf: die Grün-Weißen wirkten unsortiert, sie leisteten sich einen Ballverlust im Mittelfeld, der VfB spielte schnell, Göcking durfte flanken, Brunner wurde zu viel Raum gelassen und köpfte sicher zum 2:0 ein (40.). Die Partie schien also doch ihren erwarteten Verlauf zu nehmen, aber was hatte der FCS groß zu verlieren? Er wollte es nach der Pause noch einmal wissen gegen eine Mannschaft aus Arzberg, die die Gegner bis dahin nicht an die Wand gespielt hatte. Der Mut zahlte sich direkt aus, Bölükbas schickte Patrick Bertl steil, der erlief den Pass noch, behielt die Übersicht und bediente Haas, der ohne Zögern und trocken einschoss (47.). Prompt waren die Köpfe wieder oben, die Schwarzenbacher wollten mehr riskieren, erhielten aber gleich wieder zwei Dämpfer. Der erste blieb ohne Folgen, weil Höpplers Freistoß aus spitzem Winkel an den rechten Innenpfosten rauschte (49.), der zweite brachte aber das 3:1, eine Kopie des zweiten Tores: Flanke Göcking, die lange durch den Strafraum segelte, niemand griff so recht ein, Brunner bedankte sich mit seinem zweiten Kopfballtreffer (52.). Gleich darauf verzog Lang mit seiner Direktabnahme nur knapp, dann aber ließ es der VfB wieder deutlich ruhiger angehen und die Gäste konnten erneut dagegenhalten. Sie hatten nicht zu viele Szenen, aber sie hatten Schwachpunkte in der Arzberger Abwehr ausgemacht und nutzten sie so gut wie möglich. Beim nächsten Angriff ging Patrick Bertl im Strafraum zu Boden, es gab Elfmeter – Schiedsrichter Stöckl (Bad Steben) hatte wahrscheinlich die Dauer des Beharkens bewertet und nicht so sehr die Intensität des Fouls, er entschied trotz aller Proteste auf Strafstoß, den Luber humorlos und mit Wucht unter die Latte drosch (63.). Eine Überraschung lag im Bereich des Möglichen, der Einsatz auf Seiten des FCS stimmte, aber nun fehlten eben doch, die normal in der Offensive für Wirbel sorgen oder frische Kräfte auf den Platz bringen, wenn die Stammspieler sich verausgabt haben. Auch Arzberg hatte keine zündende Idee, aber eben doch noch etwas zuzusetzen. Die Mannschaft von Trainer Horvat versuchte, den Ball laufen zu lassen und eine Lücke zu finden, die sich nach 80 Minuten auch auftat: ein VfB-Angreifer wurde im Strafraum gelegt, der nächste Elfmeterpfiff folgte und mit ihm wilde Diskussionen. Gab es vorher ein Foul der Hausherren? War es ein echtes Foul der Schwarzenbacher? Und dann zückte der Unparteiische auch noch die Rote Karte für Patrick Bertl, er wollte eine Schiedsrichterbeleidigung gehört haben, die der Stürmer später vehement abstritt. Er musste den Platz verlassen, Manzke nahm sich den Ball und verwandelte wie zuvor Luber ganz sicher zum 4:2. Dieses Mal ließ sich der Favorit den Vorsprung nicht mehr nehmen, die letzten zehn Minuten brachte Arzberg sicher über die Runden. Nach dem Abpfiff herrschte auf Gästeseite ordentlich Frust, denn bei allen ungünstigen Vorzeichen war die Niederlage durchaus vermeidbar.

Die Aufstellung: C. Fraga da Silva – Luber, M. Fuchs, Saalfrank, Großmann – Gallar, Wohn, S. Bertl, Bölükbas – P. Bertl, Haas.