Fünf Minuten Blackout

Der Wind blies am vergangenen Sonntag einige Male kräftig und unangenehm über den Platz des 1.FC Schwarzenbach, sodass die Zuschauer die Sonne, die meistens schien, nicht so richtig genießen konnten. Noch wesentlich rauer dürfte den Spielern des FCS der Wind ins Gesicht wehen nach einer Partie, bei der sie vermutlich bis jetzt noch wissen, wie sie sie mit 2:4 (2:3) gegen die SpVgg Wiesau verlieren konnten; eine Niederlage, die die Mannschaft jetzt wieder in leichten Zugzwang bringt.

Eigentlich müssen ja „nur“ 65 Minuten dieser Partie genauer unter die Lupe genommen werden, und zwar die ab Spielminute 25. Denn der Abschnitt hinterließ keine Frage-, sondern vor allem Ausrufezeichen. Die Mannschaft zeigte, dass sie den Auftritt in Förbau vergessen machen wollte und dass sie den Gegner aus Wiesau nicht unterschätzte: die eigenen spielerischen Stärken wurden kombiniert mit gutem Einsatz gegen den Ball. Im Ergebnis sahen die Wiesauer zunächst wenig Land und kamen den Schwarzenbachern nicht hinterher. Nach vier Minuten hob Sebastian Bertl einen Freistoß in den Strafraum, Adolph verlängerte ihn zu einem krummen „Ding“ mit der Fußspitze und Batista musste sich äußerst lang machen, um die Chance noch zu parieren. Das Zusammenspiel mit Michael Adolph funktionierte zu Beginn dieser Partie so gut wie bislang noch nicht, und auch der Zug zum Tor war beim Angreifer ein wesentlich direkterer als gegen Mitterteich oder den TuS. Das zahlte sich schnell aus, denn die beiden Tore für den FCS erzielte der Stürmer. Beim 1:0 erkämpfte sich Wohn im Mittelfeld den Ball, zog nach vorne und steckte ihn präzise auf Adolph durch, der schneller als zwei Gegenspieler war und die Kugel ins Tor spitzelte (10.). Ein mustergültiger Angriff brachte den zweiten Treffer: Bertl behauptete sich auf der linken Seite, Saalfrank hinterlief ihn, kam an seinem Gegner vorbei und bis zur Grundlinie, schaute auf und sah Adolph, der die Vorlage ganz sicher versenkte (17.). Es lief gut, vielleicht zu gut und zu einfach, und womöglich war das die Ursache für das, was sich in der Folgezeit abspielte. Der FCS nahm den Fuß leicht vom Gas, er war nur einen Tick nicht mehr so zielstrebig und eng am Mann. Die Wiesauer sind keine Mannschaft mit lauter jungen Talenten, sie haben erfahrene Akteure dabei, die solche Zeichen lesen können und sie ausnutzen. Bälle zur Befreiung wurden zielgerichteter, die Offensivspieler wie Lauton oder Oroudji, die höherklassige Erfahrung besitzen, setzten jetzt ihre Gegenspieler mehr unter Druck. Trotzdem ist nur schwer erklärlich, dass dann innerhalb von fünf Minuten alles bei den Grün-Weißen schiefging und in der Folge zusammenbrach. Alle drei Treffer, die fielen, hatte der FCS sich mehr oder weniger selbst zuzuschreiben, weil er sich auf die veränderte Spielsituation überhaupt nicht einstellen konnte. Ein erster langer Pass landete im Zweikampf am Arm eines Schwarzenbacher Abwehrspielers – der Elfmeter ging in Ordnung, Hegen verwandelte etwas glücklich zum Anschlusstreffer, denn Fraga hatte die Ecke geahnt (29.). Dem Rezept blieben die Wiesauer treu, und es führte wieder zum Erfolg: der nächste Ball führte zu einem Freistoß für die SpVgg, Lauton legte ihn sich an der Strafraumecke zurecht und traf flach und direkt in die lange Ecke zum Ausgleich (32.). Die Gastgeber waren völlig konsterniert, es gelang nichts mehr und das Mannschaftsgefüge zerbröselte regelrecht. Auch der nächste lange Schlag kam durch, Jung wollte klären, verschätzte sich und köpfte den Ball über Fraga ins eigene Tor (33.). Die Partie hatte sich komplett und völlig unerwartet gedreht, der FCS reagierte, das immerhin, er hatte vermutlich Pech, als Adolph beim nächsten Angriff umgestoßen wurde, aber keinen Elfmeter bekam (34.) und bei einem Kopfball des Stürmers (41.). Aber insgesamt war jede Souveränität aus dem Schwarzenbacher Spiel verschwunden, die Aktionen hatten keine Klarheit mehr und waren auch nicht mehr herausgespielt. Das zog sich auch durch die zweite Hälfte, und damit stellt sich die Frage, wieso es keine Wendung mehr gab. Natürlich waren die Gegentreffer drei heftige Nackenschläge, aber die Begegnung lief ja noch mehr als eine Hälfte lang nach dem 2:3. Wiesau richtete sich defensiv sehr clever ein, jeder Angriff wurde energisch abgefangen, mal folgte die Brechstange, mal folgten Konter über Spieler, denen genau dieses System liegt. Oroudji oder Lauton können den Ball halten, haben das Auge für den Nebenmann oder die Möglichkeit zum Abschluss. Und gegen eine jetzt verunsicherte Verteidigung des FCS ergaben sich diese Gelegenheiten; Lauton kam bereits in der ersten Minute nach der Pause zu einer Chance, Oroudji profitierte fast von einem Ausrutscher Jungs (70.). Das 2:4 entstand aber wieder aus einem Schwarzenbacher Fehler, als Lauton einen missratenen Querpass erlief und mit einem Schuss in den Winkel die Entscheidung herbeiführte (59.). Die Platzherren hatten wenig entgegenzusetzen. Sie liefen viel, hatten Ballbesitz, doch sie konnten wenig damit anfangen, weil die Anspiele nicht mehr klappten oder die Gäste eben das Timing für die Grätsche hatten. Auch die Standards brachten kaum etwas, der eingewechselte Saponaro verlängerte wenigstens eine Ecke, was zu etwas Gefahr führte (71.), und nach einem Freistoß flipperte der Ball so lange vor dem Tor hin und her, bis er am Pfosten landete (83.). Einwechselspieler Nummer zwei, Rasim Schijabiew, geriet kurz darauf frei vor dem Kasten in Rücklage, aber das war es dann. Den Willen zum Aufbäumen konnte man erahnen, der Glaube an eine Aufholjagd aber war wohl nicht wirklich vorhanden. Warum, das müssen alle Beteiligten jetzt schnellstmöglich klären.

Die Aufstellung: Fraga da Silva – Luber, Löffler, Menzel, Saalfrank, Jung – Wohn, S. Bertl, P. Bertl, Haas (R. Schijabiew) – Adolph (Saponaro).