90 Minuten sind doch zu etwas gut

Was braucht man für einen Sieg zum Auftakt in ein neues Fußballjahr? Viel Zeit, ansprechendes Wetter, gute Nerven und einen Routinier. Weil anders als im vergangenen Herbst das Spiel gegen den SV Mitterteich II zu Ende gespielt werden konnte, da das gute Wetter hielt, weil Schiedsrichter Küffner (Nagel) gerechtfertigt eine ordentliche Portion Nachspielminuten obendrauf packte, weil die Spieler des 1.FC Schwarzenbach die Köpfe nach zwischenzeitlichem Rückstand nicht hängen ließen und weil Routinier Ottavio Saponaro mit eben diesem Körperteil rechtzeitig zur Stelle war, gewann der FCS die Wiederholungspartie gegen die Stiftländer mit 3:2 (1:0); alle Beteiligten wissen aber auch, dass das Optimum noch ein ganzes Stück entfernt ist.

An die Leistung aus dem ersten Anlauf zu dieser Partie sollte die Mannschaft anknüpfen, hatte Trainer Santiago Fraga da Silva sich gewünscht. Im Oktober hatten die Schwarzenbacher die Landesligareserve über weite Strecken dominiert und mit 3:0 geführt, ehe Sturm und Regen den Abbruch erzwangen. Aber dass das nicht so einfach werden würde, lag schon aufgrund des Wiederholungstermins auf der Hand – die ersten Begegnungen nach Sommer- oder Winterpause sind fast immer unwägbar. Dazu hatte sich die Statik der Mannschaft etwas verändert, in der Verteidigung gab Christoph Menzel sein Startdebüt und im Sturm verstärkte Michael Adolph die Offensivreihe mit Fröhlich und den Bertl-Brüdern. Weil auch in der Vorbereitung nie alle Akteure gemeinsam zur Verfügung standen, musste sich das neue Gefüge also im Pflichtspielauftakt finden; gleiches galt für die Mitterteicher Reserve, die ohnehin immer wieder durcheinandergewirbelt wird. Dieses noch etwas fehlende Verständnis merkte man beiden Teams vor allem in den ersten dreißig Minuten an, sie betrieben zunächst Fehlervermeidung, ließen den Gegner nicht ins Spiel kommen, produzierten selbst aber auch wenig Kreatives. Die Gäste fanden zuerst so etwas wie eine Linie, sie erkannten die Lücken, die die Grün-Weißen offenbarten und wurden mutiger. Ihr bester Torschütze, Nico Stark, wurde öfters in Szene gesetzt, bei seiner größten Gelegenheit musste Keeper Carlos Fraga viel riskieren, denn Stark stand völlig frei vor ihm (28.). Der SVM bekam Oberwasser, die Gastgeber konnten sich spielerisch nicht recht befreien, aber ihnen half eine Standardmöglichkeit: Sebastian Bertl schlug den Ball von der rechten Seite weit in den Strafraum, Fröhlich wartete am linken Pfosten und donnerte die Kugel Richtung Tor – Wohn setzte sicherheitshalber nach, einer der beiden wird wohl der Torschütze zum 1:0 gewesen sein (39.). Mitterteich reklamierte Abseits, aber vergeblich, der Linienrichter stand auf Höhe der Torlinie, sollte also einen guten Blick auf die Szene gehabt haben. Der Treffer brachte Erleichterung auf der einen und Befreiung auf der anderen Seite, denn mit dieser Führung spielten die Hausherren nach der Pause sicherer auf. Offensiv hatten Fröhlich mit einem Freistoßaufsetzer (52.) und Adolph mit einem Schuss (65.) zunächst die besten Möglichkeiten; der neue Angreifer hatte sich zu der Zeit schon besser an das Zusammenspiel mit seinen Nebenleuten gewöhnt, auch wenn längst noch nicht alles reibungslos klappte. Und defensiv stand Menzel zunächst ebenfalls besser seinen Mann, er kam mit den Laufwegen der Gegenspieler besser zurecht und grätschte auch mehrmals erfolgreich und fair ab.  Es schien sich alles in Richtung eines zweiten Schwarzenbacher Tores zu entwickeln, als die ziemlich unerwartete kalte Dusche einsetzte und zeigte, dass die Abstimmung eben doch noch längst nicht einwandfrei funktioniert, und so kam Stark zu einem Doppelpack samt Doppelschlag: beide Male konnten lange Bälle auf den Stürmer nicht unterbunden werden, beim ersten Mal waren Innen- und Außenverteidiger zu zögerlich (66.), beim zweiten Mal waren sich die Innenverteidiger nicht einig (69.), das nutzte der erst 19jährige eiskalt aus. Treffer waren für Mitterteich sicher verdient, aber eine Führung war doch etwas viel des Guten. Doch das Problem hatte sich der FCS selbst zuzuschreiben, er musste also auch reagieren. Beim ersten Versuch fehlte das Glück, als Patrick Bertl nach einem Freistoß den Ball nur parallel zur Torlinie schicken konnte; den zweiten Anlauf machte Fröhlich, er erzwang nach einem Zuspiel von Wohn den Ausgleich mit einem satten Schuss (74.). Die Schwarzenbacher versuchten, noch einmal Dampf zu machen, Mitterteich hielt dagegen, so entwickelte sich eine sehr robust geführte Schlussviertelstunde. Manchmal hätte Schiedsrichter Küffner energischer eingreifen können, doch es blieb alles soweit im Rahmen; der FCS war aktiver und holte auch mehr Freistöße heraus, die gegen die dichte Verteidigung der Stiftländer ja nützlich sein konnten. Nach 80 und auch nach 90 Minuten schien immer noch die Sonne, es war klar, dieses Mal würde es ein gültiges Ergebnis geben. Unentschieden oder doch noch ein Sieger? Die Frage wurde nach zwei Minuten in der Nachspielzeit beantwortet: einen dieser Freistöße brachte wieder Sebastian Bertl herein, wieder auf den linken Pfosten, dort stand Saponaro bereit und köpfte gegen die Laufrichtung von Schultes das 3:2. Er muss kein Mann mehr für ein ganzes Spiel sein, aber er weiß, wie man sich in Schlussphasen verhalten muss und vor allem immer noch, wo das Tor steht. Sein Treffer brachte die Entscheidung in einer gewiss nicht glanzvollen, aber zumindest engen und damit spannenden Partie. Mit diesen drei Punkten verbessert sich der FCS auf Platz 5 in der Kreisliga und hat jetzt doch reichliche 13 Punkte Vorsprung auf die Relegationsränge.

Die Aufstellung: Fraga da Silva – Jung, Menzel, Löffler, Saalfrank (S. Mildner) – M. Fuchs, Wohn, S. Bertl, P. Bertl, Fröhlich – Adolph (Saponaro).