Die einen stürmen, die anderen treffen

Vieles hat der 1.FC Schwarzenbach in dieser Saison bereits erlebt, von heftigsten Niederlagen über verdiente Siege bis hin zu Partien mit großer Personalnot. Am vergangenen Sonntag hätten Personalsorgen für eine weitere Packung sorgen können, aber weil die Mannschaft ein weiteres Kapitel in dieser äußerst abwechslungsreichen Geschichte schrieb, gewann sie tatsächlich mit 2:1 (0:0) gegen den TSV Waldershof und kommt damit tabellarisch zwar nicht voran, hat aber für die Zeit nach der Winterpause endgültig alle Optionen, um die Spielzeit positiv zu Ende zu bringen.

Was in dieser Saison überhaupt drin ist, darüber kann sich ab jetzt nicht nur der FCS vier Monate lang seine Gedanken machen, sondern praktisch die komplette Liga. Es gibt keinen Überflieger, jeder nimmt sich seine Auszeiten, Buchmacher würden mit Wetten auf Spielausgänge vermutlich an jedem Wochenende reich werden. Da steht ein letztjähriger Fastabsteiger aus Lorenzreuth an der Spitze, die Favoriten aus Arzberg und Konnersreuth folgen, werden aber von Wiesau und dem starken Aufsteiger aus Waldershof gejagt. Die Spielgemeinschaft Mitterteich/Steinmühle war zwischendurch auf dem absteigenden Ast und legte jetzt wieder einen Zwischenspurt ein, um sogar zum Verfolger zu werden; der nächste Aufsteiger aus Erkersreuth, der so lange oben mitspielte, muss plötzlich wieder nach unten blicken, genauso wie die Dreizehner aus Selb, weil sie bereits alle möglichen Spiele absolviert haben. Spätestens mit Förbau auf Platz 9 beginnt die Abstiegszone, in der sich auch der eigentliche Ligafavorit aus Thiersheim befindet; Kirchenlamitz, Wunsiedel, Kondrau und Marktredwitz hängen rund um die Relegationsplätze fest und richten hoffend wie bangend den Blick nach oben; einzig Röslau müsste schon ein fußballerisches Wunder gelingen, um noch dem Abstieg zu entgehen. Wie viele Punkte für welche Endplatzierung benötigt werden, kann angesichts des verrückten Saisonverlaufs niemand seriös vorhersagen. Daher waren die drei Zähler, die der FCS gegen Waldershof mitgenommen hat, mehr als wertvoll und wichtig, auch weil die Umstände des Sieges besondere waren, nicht nur wegen des Nebels, der über den Platz zog. Die Gastgeber mussten erneut auf zahlreiche Spieler verzichten, neu hinzu auf die Liste kamen Kapitän Sebastian Bertl und Marcel Fuchs; auf die Bank musste mit Peter Groppa ein Akteur, der direkt vorher 90 Minuten in der 2. Mannschaft gespielt hatte. Die Waldershofer setzten zwar Stürmer Dotzauer auf die Bank, Trainer Berek konnte ansonsten auf seine wohl beste Elf setzen. Und der TSV wollte die Chance nutzen, eine bereits gute erste Runde zu verfeinern, mit einem Dreier wäre man nahe an die Spitze gekommen. Entsprechend und weil sie um die personellen Engpässe der Grün-Weißen wussten, gingen sie mit hohem Tempo zu Werke, spielten direkt, über die Flügel und suchten immer wieder Top-Angreifer Schindler in der Mitte. Das las sich im Stenogramm über die 90 Minuten dann so: Heinrich auf Foti, Schuss von rechts, vorbei (7.); Schindler geht durch, passt zurück auf Heinrich, Schuss frei über das Tor (10.); Heinrich auf Schindler, drüber (24.); Kopfball des TSV nach Eckball wird auf der Linie geklärt (31.); Schuss Schindler knapp rechts vorbei (38.). Zweite Hälfte: Schuss Heinrich knapp links vorbei (61.); Schindler setzt sich durch, scheitert an Meister, kommt wieder an den Ball, nächster Abschluss wird von Willert auf der Linie gestoppt (65.); Meister wehrt einen Kopfball aus der Nahdistanz über die Latte ab (67.); Schindler steckt auf Adam durch, Meister klärt (78.); Freistoß Schindler direkt auf Meister (80.); Foti allein vor dem Tor, Schuss geht drüber (86.); Tor durch Fürst aus dem Gewühl heraus (90.). Ja, es war eine Begegnung, die der TSV bestimmte, er hatte mehr Ballbesitz, gute Ideen und Feldvorteile, aber er machte aus seinen Chancen so gut wie nichts. Der FCS gewann glücklich, keine Frage, aber wie es so schön heißt, nicht unverdient, denn alle Spieler legten ihre letzten Reserven in die Partie und kämpften gemeinsam von Anfang bis Ende. Luber rückte ins Mittelfeld vor und wurde zum ersten Prellbock; Willert sicherte hinten mit den bärenstarken, weil jederzeit läuferisch bereiten Verteidigern Menzel, Jung und Saalfrank ab. Die offensiver ausgerichteten Spieler mussten viel gegen den Ball arbeiten, so blieben die Nadelstiche rar, aber sie saßen dafür zum perfekten Zeitpunkt. Vor der Pause kamen die Schwarzenbacher einmal durch Hahn gefährlich nach vorne, er wurde im letzten Moment gestört (28.); nach dem Seitenwechsel machten sie es effektiv: neben einem Direktschuss von Patrick Bertl, der nach Verlängerung von Hahn knapp über den Kasten zielte (74.), hatten sie noch zwei weitere Möglichkeiten, die sie auch nutzten. Das 1:0 war ohne Frage mit Gück verbunden, denn nach Lubers Freistoßablage auf Haas und dessen Hereingabe hielt Löffler den Fuß in den Ball, der an Torwart Meichner vorbeitrudelte (55.); das 2:0 aber war Können, Bertl bekam einmal Platz auf der linken Seite, ging Richtung Strafraumeck durch und schlenzte die Kugel von dort in den rechten Winkel (60.). Der Rest war Kampf und Einsatz bis an die Grenzen, weil Waldershof die Platzherren mächtig forderte. Es wurde emotional und hektisch, Schiedsrichter Küffner (Nagel) tat sich mit Entscheidungen manchmal schon sehr schwer. Der Treffer für die Gäste war ein höchst umstrittener, denn bevor Fürst aus dem Getümmel heraus den Ball ins Tor drückte, war Meister nach einem Zusammenstoß im Fünfmeterraum liegengeblieben und konnte nicht eingreifen, abgepfiffen wurde die Szene aber nicht. Es blieb spannend und aufregend bis zum Ende, aber vor allem – es blieb beim Heimerfolg für den FCS, der mit 21 Punkten auf dem Konto weiterhin viele Steine aus dem Weg räumen muss, aber die Strecke zum direkten Klassenerhalt gut sichtbar vor Augen hat.

Die Aufstellung: Meister – Jung, Menzel, Willert, Saalfrank – Löffler, Luber, Hahn, Haas, P. Bertl – Bölükbas (E. Schijabiew).