Mit elf Mann reicht die Kraft nicht lange genug

Fußballmärchen sind selten, und meistens laufen sie dann folgendermaßen ab: ein eigentlich unterlegenes Team stemmt sich nicht nur mit aller Kraft gegen die Niederlage bei einer favorisierten Mannschaft, sondern gewinnt das Spiel auch noch überraschend. Der 1. FC Schwarzenbach durfte am vergangenen Samstag gut eine halbe Stunde von so einem Märchen träumen, am Ende jedoch musste er sich beim Vierten der Kreisliga Süd mit 2:4 (2:1) geschlagen geben.

Bleibt die Frage, warum die Schwarzenbacher so furios begannen und dann das Märchen doch nicht Wirklichkeit werden lassen konnten. Einen gewichtigen Grund verrät ein Blick in die Kader für die Begegnung: beim VfB saßen gleich fünf Spieler auf der Bank, beim FCS – kein einziger. Noch am Tag zuvor war Coach Santiago Fraga da Silva guter Dinge, genügend Auswahl zu haben, aber innerhalb kürzester Zeit mussten vier Akteure krankheitsbedingt absagen. Es blieben zehn Spieler übrig, dazu der Trainer selbst, um eine Elf im Wortsinn zu stellen. Die Drähte glühten, ob die Arzberger einer Verlegung zustimmen würden, doch es war nichts zu machen, die Begegnung zur Kirchweih sollte stattfinden. Weiteres Handicap: wieder einmal musste auf den Hartplatz des VfB ausgewichen werden, auf dem die Frage der Kraft noch eine größere Rolle spielt als auf einem Rasenplatz. Der FCS nahm die Herausforderung nolens volens an und suchte als ausgemachter Underdog sein Heil zunächst in der Flucht, sprich in der Offensive. Vielleicht hatten die Gastgeber erwartet, dass sich die Grün-Weißen mit ihrem dezimierten Personal kompakt an den eigenen Strafraum stellen würden, doch das genaue Gegenteil war erst einmal der Fall, und für die meisten vermutlich völlig überraschend stand es nach einer Viertelstunde 0:2, weil Patrick Bertl nach fünf Minuten traf und Sascha Hahn schnell mit einem Abstauber nachlegte (15.). Sollte sich das erwähnte Märchen anbahnen? Zeit, etwas am Ergebnis zu verändern, blieb dem VfB reichlich und er sollte sie nutzen. Erst einmal musste er sich schütteln und sich neu auf den aufmüpfigen Gegner einstellen. Es wäre ihm womöglich deutlich schwerer gefallen, hätte der FCS den Zwei-Tore-Vorsprung bis zur Pause halten können, doch Torjäger Brunner gelang mit seinem Kopfball in der 33. Minute bereits der Anschlusstreffer, spätestens dann war der Wendepunkt in der Partie erreicht, denn Arzberg nahm ab jetzt mehr und mehr das Heft in die Hand. Die Gäste sorgten kaum noch für Entlastung, sie wehrten sich mit allen Mitteln und Kräften; eine Stunde lang ging das gut, dann versetzte ihnen ein Doppelschlag den Ko: innerhalb von zwei Minuten trafen erst Lukas Graf und dann der eingewechselte Häcker (59./60.). Sie drehten mit ihren Toren das Spiel, die restliche halbe Stunde ist schnell erzählt: Schwarzenbach stemmte sich gegen einen jetzt dominanten VfB, kam selbst aber nicht mehr zu großen und gefährlichen Aktionen im Angriff; es blieb trotzdem spannend und eng, weil sich Arzberg mit dem vierten Treffer Zeit ließ, den wieder Graf drei Minuten vor Schluss besorgte. So stand dann doch das von vielen erwartete Ergebnis zu Buche, das dem FCS im Kampf um den Klassenerhalt nicht weiterhilft, aber wohl auch von vornherein nicht ganz überraschend kam. Das Spiel selbst dagegen taugt sehr wohl für eine Bestandsaufnahme der Situation, selbst wenn die Winterpause noch nicht ganz erreicht ist, aber es spiegelt recht deutlich die Stärken und Probleme der Mannschaft wider. Das Personal, das in Arzberg auflief, ist zu ganz großen Teilen definitiv kreisligatauglich, wenn nicht sogar für mehr geeignet, aber es fehlt der „Nachschub“, sprich Spieler, die wenigstens für Entlastung oder Verschnaufpausen sorgen, wenn Akteure aus dem erweiterten Kader nicht dabei sein können. Das eine oder andere Gegentor in Arzberg wäre vielleicht vermeidbar gewesen, aber Fehler passieren eben, wenn die Kraft nachlässt. Die 2. Mannschaft war zwar spielfrei, aber so kurzfristig, wie die Absagen kamen, waren Aushilfen schwer zu finden; die Alten Herren sind inzwischen so gut wie alle im Ü40-Bereich angekommen und tun sich bei einem Altersunterschied von teils über zwanzig Jahren auch nicht gerade leicht. Und aus dem Unterbau der Jugend kommt aktuell nicht viel nach. Der FCS muss also zwangsläufig nach Verstärkungen Ausschau halten, nicht nur wegen des Ziels Ligaerhalt, sondern auch perspektivisch, um Ausfälle auffangen zu können.

Die Aufstellung: Meister-  Jung, Luber, Willert, Menzel – Hahn, Löffler, Haas, S. Bertl, S. Fraga da Silva – P.Bertl.