Der unbekannte Bekannte

Das geht ja gut los: ein Heimspiel zum Start in die neue Saison ist an sich eine feine Sache, doch wenn der Platz für das Wiesenfest benötigt wird, macht das die Angelegenheit etwas schwierig. Also doch nicht zuhause loslegen, sondern das Heimrecht drehen und auswärts beginnen. Wenn dann allerdings der Anstoß zu einer Zeit erfolgen soll, zu dem die ganze Stadt gespannt darauf wartet, dass besagtes Wiesenfest offiziell eröffnet wird, ist das auch wieder nicht optimal. Also, erst Heimrecht drehen, dann Spieltag ändern und zum Schluss noch die Anstoßzeit, man ist ja flexibel. All das ist geschehen rund um die Auftaktpartie des FCS in die Saison 19/20 der Kreisliga Süd, die gegen die SG Marktredwitz ausgetragen wird. Statt am Sonntag zuhause um 15 Uhr wird jetzt am Samstag auswärts um 16 Uhr gespielt, aber vielleicht gilt ja ein anderer Spruch mit dem Wörtchen „gut“, nämlich: was lange währt, wird endlich… Das Sprichwort endet mit dem entsprechenden Begriff, für das Spiel steht noch ein freier Platz am Ende des Satzes. Denn was zu Beginn einer neuen Spielzeit alles möglich ist, das weiß jeder, der selbst einmal Fußball gespielt hat. Nichts ist auszuschließen, nichts ist unmöglich. Tests zählen nicht mehr, vorher unauffällige Spieler explodieren plötzlich, andere erleben gleich ein Drama, Aufstellungen werden von einem Moment auf den anderen über den Haufen geworfen. Favoriten wackeln, Aufsteiger sind frech. Und dann ist da noch der Gegner, denn man eigentlch zu kennen glaubt und der doch wieder ein großer Unbekannter ist, weil sich sein Kader verändert hat. In dieser Beziehung bildet der Gegner vom Samstag, keine große Ausnahme. Sechs Spieler haben den letztjährigen Aufsteiger verlassen, darunter Stammtorwart Justin Göhlert, drei neue sind gekommen, unter anderem Wunsiedels Keeper Felix Riedelbauch und Dmitro Antonyuk, der schon für die Hofer Bayern in der Regionalliga aktiv war, zuletzt in Poppenreuth in der Bezirksliga auflief, dort aber nur auf fünf Einsätze kam. Wird Marktredwitz für ihn ein Neuanfang? Wie wird sich die SG überhaupt präsentieren? In der vergangenen Saison sind die Marktredwitzer irgendwie unter dem Radar geblieben und nie richtig aufgefallen, aber das hat ihnen nichts ausgemacht, im Gegenteil: recht souverän machte Trainer Dimitar Plomer mit seiner Mannschaft den Klassenerhalt klar, hielt den Kern seines Team zusammen und könnte wohl mit einem weiteren Klassenerhalt gut leben. So genau weiß man das nicht, denn in den Medien war von der SG wenig zu hören oder zu lesen. Die Ergebnisse aus dem Kreispokal waren gemischt, dem Sieg gegen den einen Nachbarn aus Fuchsmühl folgte eine Niederlage gegen den anderen aus Waldershof und zum Schluss gab es ein Remis gegen Marktleuthen, außerdem eine Niederlage gegen den 1.FC Waldstein. Was heißt das nun für den Saisonauftakt? Vermutlich nicht viel, wie gesagt, überhaupt sind die Marktredwitzer dem FCS ein reichliches Rätsel: 2018/19 gewannen die Schwarzenbacher daheim klar und verdient und verloren auswärts ebenso klar und verdient, weil sie mit sich und mit der Spielanlage der SG rein gar nicht zurecht kamen. Der 1. Spieltag ist und bleibt eine Wundertüte, so oder so, also tun die Grün-Weißen gut daran, sich auf die Erkenntnisse aus der eigenen Vorbereitung zu stützen und daraus Optimismus zu ziehen: ein eingespieltes Team hat natürlich mit Raimund Wohn einen immens wichtigen Pfeiler zumindest vorübergehend verloren, aber dieses Loch durch diverse Umstellungen gut aufgefüllt. Sascha Hahn spielt einen sicheren Part im Mittelfeld und steht jetzt hoffentlich regelmäßig zur Verfügung; und der neue Torwart Pascal Meister strahlt trotz seiner Jugend viel Sicherheit aus und lässt keinen Zweifel daran, dass er Chef im Strafraum ist. Tests und Pokalspiele liefen ordentlich bis gut, die Schwarzenbacher müssen sich keinesfalls verstecken. Eine Favoritenrolle wird ihnen das am Samstag nicht zwingend einbringen, aber sie können mit Selbstvertrauen nach Marktredwitz fahren und versuchen, gut aus den Startlöchern zu kommen, bevor der Doppelspieltag eine Woche später gleich zwei Hochkaräter mit Konnersreuth und Arzberg bereithält. Aber das ist Zukunftsmusik, zunächst zählt das Spiel bei der SG und wenn man schon nicht auf den eigenen Platz zum Spielen darf, dann wäre es doch schön, wenn man ihn nach dem Spiel zum Feiern nutzen dürfte, das Wiesenfest ist dann auf jeden Fall noch da…