Aus dem Schatten treten

Noch ein Wochenende, dann ist die Hinrunde der Kreisliga Süd schon absolviert. Der VfB Arzberg wird definitiv Herbstmeister, egal was er in Waldsassen anstellt. Dahinter stehen mit der SpVgg Saalestadt und dem TSV Thiersheim Anwärter auf Platz 2, die viele Beobachter dort auch durchaus vor Saisonbeginn gesehen hatten. Die Riege der Favoriten sollten der TSV Konnersreuth und Absteiger FC Tirschenreuth komplettieren – die Konnersreuther könnten bei einem Spiel Rückstand noch aufschließen, der FC scheint schon relativ weit entfernt. Dazwischen haben sich heimlich, still und leise zwei Teams geschlichen, die niemand bis wenige auf dem Zettel hatten, selbst wenn man ihnen eine gute Spielzeit zutraute: die SpVgg Weißenstadt ärgert die Großen und sammelt fleißig Punkte, und der TSV Waldershof mischt so stark vorne wie lange nicht mehr. Der „ewige“ Kreisligist belegt vor der Partie in Förbau am Sonntag (15 Uhr) Rang 4 und könnte mit einem Sieg im Nachholspiel am Freitag in Marktleuthen die dritte Mannschaft mit 25 Zählern sein. Ein Spitzenspiel zum Abschluss der ersten Hälfte also, die Wirkungen könnten aber bis zur Winterpause zu spüren sein, denn im Getümmel von vier, fünf oder sechs Wettbewerbern um den Relegationsplatz täte jeder Punktverlust weh und schmerzt auch psychologisch. Wobei sich die Frage stellt: betrifft das auch den TSV? Würde der Verein eine Aufstiegsmöglichkeit nutzen oder möchte er „nur“ das Zünglein an der Waage in der Liga spielen? Oder hat sich Waldershof so weiterentwickelt, dass man auch einmal nach oben schauen kann? In den letzten Jahren war die Rechnung gegen die Elf aus der Fahrradstadt relativ einfach: die Stürmer Dotzauer und Schindler in Schach halten und die Abwehr so lange beschäftigen, bis Fehler passieren. Offensiv war Waldershof immer gefährlich und für genügend Tore gut, aber defensiv reichlich anfällig. Womöglich sind es zwei Personalien, die für einschneidende Veränderungen gesorgt haben: Dominik Dotzauer ist nicht mehr beim TSV, er vollzog 2021 einen jetzt wohl unglücklich zu nennenden Wechsel zu den Kickers Selb; nach zwei jungen Trainern ist jetzt der erfahrene Thorsten Meier Coach am Hammerrang. Er weiß, wie man erfolgreich in der Kreisliga sein kann, in Steinmühle leistete er entsprechende Arbeit. Und er hat die Ausrichtung des TSV offensichtlich verändert: das Torverhältnis von momentan 26:17 ist keines, das irgendwo herausragt, aber es repräsentiert Stabilität – die Gegentreffer bewegen sich im Bereich der Konkurrenz, die selbst geschossenen Tore gehen natürlich auch auf das Konto von Julian Schindler (8), aber nicht ausschließlich, auch Bertsch (6) oder Adam (3) können regelmäßig einnetzen. Von den wenigen Neuzugängen spielt derzeit Mitko regelmäßig, Wölfel und Rebhan waren dagegen in der sonst eingespielten Mannschaft noch nicht oft im Einsatz. Die wird mit einer durchaus breiten Brust antreten, hat sie doch die letzten vier Spiele am Stück gewonnen, allerdings – drei davon gegen Teams aus dem Tabellenkeller; und gegen die Topteams der Liga gingen alle Partien bis jetzt verloren. Die Saalestädter würden diesen Teil der Waldershofer Serie mit Sicherheit gerne fortsetzen und auch an die insgesamt positiven Erfahrungen aus den letzten Jahren gegen den TSV anknüpfen, denn oft genug gelangen Siege, teils unter besonderen oder spektakulären Bedingungen. Die könnten auch dieses Mal gegeben sein, weil die SpVgg wohl einmal mehr mit kleinem Personal wird antreten müssen. Aber um aus dem Schatten der Konkurrenten treten zu können, ist ein Heimsieg eigentlich unerlässlich.

Schon am Samstag ist die 2. Mannschaft gefordert. Die SG Saalestadt II/SVO III schließt ihre Vorrunde mit einem Derby ab, sie spielt um 13 Uhr in Niederlamitz gegen den VFC Kirchenlamitz II. Die Nachbarn sind Tabellenführer in der A-Klasse Fichtelgebirge, sie können als Team, das im Flex-Modus antritt, befreit aufspielen und agieren in der recht ausgeglichenen Spielklasse momentan am konstantesten. Unüberwindlich sind sie aber auch nicht, wie drei Niederlagen beweisen. Die Saalestädter Reserve könnte sich mit einem (Teil-)Erfolg für eine Hinrunde belohnen, die zäh anlief, dann aber insgesamt mehr positive Momente als Schattenseiten bot.