Der Ansturm kommt zu spät

Sie war ein Geduldsspiel, die Partie gegen den Aufsteiger TuS Erkersreuth, und der 1.FC Schwarzenbach verlor sie mit 3:4 (0:0), weil er zuerst Fehler beging und weniger Glück hatte als die routinierten Gäste. Mit der Niederlage hängt der FCS jetzt ein Stück fester am Tabellenende und hat in den kommenden Wochen knifflige Aufgaben gegen Teams vor der Brust, die ebenfalls unten hineingerutscht sind.

Die Rahmenbedingungen passten am vergangenen Sonntag: die Grün-Weißen traten zum ersten Mal vor heimischem Publikum mit den neuen, selbst organisierten Trikots und personalisierten Rückennummern auf, zum ersten Mal war auch ein neues Vereinslied zu hören vor dem Einlauf der Mannschaften, und zum ersten Mal in dieser Saison war auch die Bank ordentlich gefüllt. Für den urlaubenden Trainer Santiago Fraga da Silva hatte Raimund Wohn die Verantwortung übernommen und stellte sich selbst in die Innenverteidigung, auch Benedikt Linke rückte wieder einmal in den Kader. Den Schwarzenbachern gegenüber stand ein routiniertes Team mit einigen Spielern, die schon höherklassig aktiv waren und einem Trainer Roman Pribyl, der nach Jahren in Thiersheim zum TuS gekommen ist und sicher seine Rolle spielt beim fortgesetzten Aufschwung der Selber Vorstädter. Beide Coaches hatten eine anspruchsvolle Aufgabe vor sich: die Schwarzenbacher wollten an den Erfolg in Waldershof anknüpfen, die Erkersreuther nach Lorenzreuth nicht ein zweites Spiel in Folge verlieren. Heraus kam taktisch die gleiche Marschroute bis zur Pause, was bedeutete, abwarten, was der Gegner macht, Lücken suchen und im Zweifelsfall auf Nummer sicher gehen und den Ball in den eigenen Reihen halten. Schnelle Aktionen waren eher selten zu sehen, bei den Gastgebern passte Patrick Bertl auf Fröhlich, der ebenfalls mitwirken konnte, der dann aber knapp rechts vorbei zielte (15.); der TuS hatte im Gegenzug eine gute Möglichkeit, als Mlika, Bastl und am Ende Bengs mit Direktspiel bis vor den Kasten kamen. Jiri Mlika, ansonsten oft unauffällig, aber wichtig als Ballsicherer, hatte auch die größte Chance der ersten Hälfte, als er nach einer Ecke frei aus vier Metern zum Schuss kam, aber in Rücklage geriet und ein sicheres Tor verpasste (27.). Für den FCS köpfte Wohn nach einem Eckball vorbei (40.) und Patrick Bertl zwang Conrad zu einer ersten Glanzparade, als der einen Versuch von der Strafraumgrenze im Flug zur Ecke lenkte, nach der Hahn ebenfalls noch einmal knapp scheiterte (45.). Aber das war es auch an Höhepunkten, ansonsten gab es viele Passstaffetten, auch quer und nach hinten, zu sehen, weil die Anspielstationen zugestellt waren. Zwei Szenen allerdings sind noch erwähnenswert, weil sie dem FCS Probleme bereiten sollten: schon nach wenigen Minuten knickte Verteidiger Jung um, er hielt noch bis zur Pause durch, musste dann aber ausgewechselt werden; bereits nach knapp einer halben Stunde deutete sich bei Adolph eine Zerrung bei einem Abschluss an, er musste direkt vom Feld. Für Adolph rückte Bölükbas ins Mittelfeld, Fröhlich ging weiter nach vorn, Linke spielte linker Verteidiger. Vielleicht waren es die Umstellungen, die nicht so griffen wie erhofft, vielleicht war es auch die Tatsache, dass man den Rückkehrern den fehlenden Rhythmus ab und zu anmerkte, und vielleicht war es auch die Qualität des Gegners, der sich nach der Pause langsam einspielte – es ging in jedem Fall nicht so ruhig und geordnet weiter wie vor dem Seitenwechsel. Dazu trug auch das Glück bei, dass der TuS bei seinem Führungstor hatte: Nendza bekam gut 20 Meter vor dem Tor und zog direkt ab, die Kugel bekam Drall und machte einen Bogen, um sich unhaltbar hinter Meister ins Netz zu senken (50.). Weiterspielen wie bisher ging also nicht, die Hausherren mussten kommen und wirkten nervös, der Ausgleich entstand nicht ganz unlogisch daher auch aus einer Einzelaktion, aber was für einer: Patrick Bertl wurde auf der rechten Seite angespielt, lief erst quer zur Strafraumgrenze, zog dann hinein und behielt kühlen Kopf vor Conrad (61.). Alles wieder auf Anfang, aber nur zwei Minuten lang: Erkersreuth war jetzt sicherer und gedankenschneller, die Pässe kamen an, die Schwarzenbacher mussten dazwischen gehen, auch auf Kosten von Fouls. 18 Meter vor dem Tor gab es Freistoß, Ulbricht versenkte ihn sehenswert im linken Winkel (63.). Dieser zweite Rückstand wirkte mehr nach als das 0:1, denn es folgte lange keine richtig durchdacht wirkende Aktion des FCS mehr, die Gäste begnügten sich meist mit Spielkontrolle und wussten, ihre erfahrenen Akteure in der Offensive würden eine Antwort parat haben, falls nötig. Mlika deutete seine Klasse am Ball einige Male an, nach 76 Minuten ließ er sich nicht von der Kugel trennen und legte für Petr Bastl das 1:3 auf. Jetzt, wo die Partie entschieden schien, spielten die Saalestädter mit mehr Risiko – oft zu überhastet, weil lange Bälle gegen Svehla oder Dörr nicht viel ausrichteten, aber sie drängten den TuS wenigstens weiter zurück. Erkersreuth muss mit einem Kader auskommen, der nicht viel Luft hinter den ersten Elf hat, die Mannschaft musste durchhalten und produzierte dabei den einen oder anderen Fehler. Einer davon war ein Rückpass, den Conrad unerlaubt aufnahm, seinen Fehler aber sofort beim indirekten Freistoß von Sebastian Bertl wiedergutmachte (83.). Und genauso war er zur Stelle, als Wohn mit nach vorne kam, seinen Gegenspieler aussteigen ließ und feuerte, doch der Keeper parierte glänzend (85.). Jetzt erst war der FCS richtig im Spiel und belohnte sich mit dem 2:3, das Fröhlich nach einer Ecke per Kopf erzielte (88.). Der TuS wirkte angeschlagen, Schwarzenbach hoffte auf den Ausgleich, riskierte ein offenes Spiel, verlor den Ball aber meist zu schnell. Einen solchen Ballverlust nahm Dörr auf, er schickte Mlika, der elegant Meister überlupfte und locker zum 2:4 einschob (90.). Das war es immer noch nicht ganz, denn Löffler durfte relativ ungehindert durch die Erkersreuther Abwehr marschieren und das 3:4 erzielen, doch da waren bereits die letzten Sekunden der fünfminütigen Nachspielzeit angebrochen und der resolute Schiedsrichter Fiebig (Pechbrunn) pfiff auch gar nicht mehr an. So viel war in der Schlussphase passiert, dass sich der Ärger über die Niederlage erst später Bahn brach und alle Spieler realisierten, wie lange der Weg für den FCS in dieser Saison sein könnte.

Die Aufstellung: Meister – Luber, Wohn, Jung, M. Fuchs (Linke, Willert) – Hahn, Fröhlich, S. Bertl, P. Bertl, Löffler (Bölükbas) – Adolph.