Zwei Aufstellungen, zwei Gesichter des FCS

Wenn es der 1.FC Schwarzenbach in dieser Saison nicht so mit den Derbys hat, dann kann es ja nur von Vorteil sein, dass mit dem Duell gegen den FC Rehau nur noch ein solches Spiel auf dem Programm steht und alle anderen Gegner mehr oder weit weniger weit von der Saalestadt angesiedelt sind. Nach der Niederlage gegen Marktleuthen musste sich der FCS auch beim VFC Kirchenlamitz mit 0:4 (0:1) geschlagen geben, überraschte dafür aber beim SV Mitterteich II mit einem 3:2 (1:1)-Auswärtserfolg, der die Schwarzenbacher im Abstiegskampf am Leben hält und ihnen sogar wieder Perspektiven bietet.

Drei Punkte aus diesem Doppelspieltag waren kühn geplant, aber andererseits zwingend notwendig, um endlich einmal genauso wie die Konkurrenten im Tabellenkeller zu punkten. Doch wann und mit wem sollte das gelingen angesichts der Ausfälle, die einfach nicht weniger werden wollten? Geradezu absurd deutlich zeigte sich die Personalmisere in der Endphase des Spiels am Ostersamstag in Kirchenlamitz, als sich auf dem Platz Burak Övunc, ehemals aktiv in der Landesliga beim SV Poppenreuth und jetzt beim VFC, und Carlos Fraga da Silva über den Weg liefen. Fraga ist seines Zeichens Torwart und war am Mittag noch in Hof bei der Reserve im Kasten gestanden, wurde aber im Derby – als Feldspieler eingewechselt, so groß war die Not. Der Begriff „letztes Aufgebot“ klingt negativ und wird denen nicht gerecht, die sich da für den FCS einsetzten und alles gaben, was sie zu bieten hatten. Aber es war nicht einmal mehr die Hälfte des Kreisligastamms übrig, und so hatte der VFC zwar nicht leichtes Spiel, aber er konnte sich darauf verlassen, dass den Gästen Fehler unterlaufen würden, die die Kirchenlamitzer nur nutzen mussten. F. Weiß stand früh bei einer zu kurzen Abwehr Bechers richtig und traf zum 1:0 (13.), weil sich die Abwehr um den diesmaligen Libero Löffler erst zusammenfinden musste und die Außenspieler im Mittelfeld Mildner, Gruber und Becher hießen, die dort einen schweren Stand hatten. Die Grün-Weißen ließen sich nicht entmutigen, nahmen den Kampf an und setzten ab und zu Konter über die an diesem Wochenende sehr starken Saalfrank und Fuchs. Einmal hatte Torwart Lauterbach sogar eine Schrecksekunde zu überstehen, als auf dem mehr als holprigen Boden der Ball über seinen Fuß sprang und er gerade noch rechtzeitig vor Fuchs zur Stelle war (30.). Die besseren Chancen hatten die Kirchenlamitzer, die klar eingespielter waren und sich immer wieder durchsetzen konnten, Röll und Triller verzogen knapp, auf der anderen Seite probierte es Hofmann mit einem Fernschuss (39.). Nur ein Tor Rückstand, da war mit Glück etwas machbar in der zweiten Hälfte. Und nach nur zwei Minuten bot sich die Möglichkeit, als Fuchs mit Aydinli, der als Stürmer eingesprungen war, Doppelpass spielte und in den Strafraum eindrang, wo er in einen etwas undurchsichtigen Zweikampf verwickelt wurde, bei dem viele Schwarzenbacher einen Elfmeter forderten. Den gab Schiedsrichter Schreiner (Stockenroth) nicht, der kurioserweise auch am Sonntag in Mitterteich pfiff, und weil der FCS aus wenigen Chancen an diesem Tag nichts machen konnte oder durfte, gewann der VFC an Dominanz und erhöhte durch Popp, als die Gastgeber einen eigentlich geklärten Ball doch wieder eroberten und ihre spielerische Überlegenheit nutzten (54.). Jetzt wurde es auch eine Kraftfrage, die nächsten 25 Minuten gingen klar an die Hausherren, sie setzten sich immer öfter durch oder hatten die Geduld, auf die Lücke zu warten, um abzuschließen. Amidovic (69.) und Denizeri (90.) erzielten so ihre Tore, weitere hätten fallen können, da aber stand Becher im Weg und hielt teils glänzend. Derby dennoch verloren, dazu ein Absturz auf den letzten Platz, es gibt bessere Voraussetzungen, um nur zwei Tage später in das nächste Spiel zu gehen. Doch der FCS hatte Moral getankt, Willen gezeigt und konnte für die Partie in Mitterteich auf Verstärkung hoffen: Wohn, Linke und Seifert kamen zurück, das machte sich über die 90 Minuten deutlich bemerkbar. Kapitän Wohn und Linke bildeten eine Art Doppel-Libero und sorgten für Stabilität, Seifert machte Tempo auf dem linken Flügel. Die erste Aktion ging an den SVM, weil nach Abstimmungsproblemen Lippert frei stand und zum 1:0 einnetzen konnte (16.), aber die Schwarzenbacher hatten endlich einmal einen brauchbaren Rasen unter den Füßen und Raum zum Spielaufbau. Nur sieben Minuten nach dem Rückstand behauptete Fuchs im Zweikampf den Ball, schickte Seifert steil und der überwand Schultes zum Ausgleich. Einen FCS, der einem Team aus dem Mittelfeld ebenbürtig war, sahen die weniger Zuschauer im Anschluss, es ging entsprechend intensiv zur Sache, aber viele Torchancen ergaben sich nicht. Erst direkt vor der Pause probierte es Fuchs mit einem Alleingang, Schultes musste parieren und hatte im Anschluss, als er nach der folgenden Ecke Mildner anfaustete, der aber nicht mehr reagieren konnte und die Kugel nicht Richtung Tor köpfte. Trotzdem, ein ordentliches Spiel, der erste Pflichtspieltreffer 2018, das machte Mut. Und es kam zunächst noch besser: wieder machte Fuchs den Anfang, zog auf der linken Seite los, bediente Schijabiew, der passte nach innen, die Mitterteicher bekamen den Ball nicht weg und Hofmann staubte zum 1:2 ab (53.). Die Platzherren intensivierten ihre Bemühungen daraufhin wieder, taten dem FCS aber den Gefallen, viele lange Bälle zu spielen, die die Abwehr leichter verteidigen konnte als kurze, schnelle Kombinationen. Nach einer solchen gab es beispielsweise eine Ecke, nach der Greim komplett ungedeckt war und Becher zu einer Glanztat zwang (56.); auch der Ausgleich wurde so vorbereitet: nach einer flachen Hereingabe konnte Mildner Seitz nur noch foulen, den fälligen Elfmeter verwandelte Weiß zum 2:2 (74.). Doch die Schwarzenbacher wollten endlich ihr Erfolgserlebnis, endlich wieder Zähler seit dem 3. Oktober. Sie verlegten sich auf Konter, und noch einmal spielte Fuchs eine entscheidende Rolle. Er verpasste zunächst ein eigenes Tor nach Pass von Löffler (79.), wurde dann aber zum Vor-Vorbereiter des 2:3: ein Foul an ihm auf der linken Seite zog einen Freistoß nach sich, Saalfrank zog ihn weit vor das Tor, Schultes ließ den Ball aus den Händen rutschen und Schijabiew war zur Stelle (86.). Der riesigen Freude folgten acht bange Minuten, in denen Mitterteich alles nach vorn warf und der FCS dagegen hielt, was er noch im Tank hatte – ein Abseitstor noch, viel Kuddelmuddel im Strafraum überstehen, dann war der Auswärtserfolg geschafft und die Hoffnung auf den Klassenerhalt schlagartig zurück.

Die Aufstellungen: J. Becher – Jung, Löffler, Saalfrank, S. Becher – S. Mildner, Hofmann, L. Wirth, P. Fuchs, Gruber (C. Fraga da Silva, Richter)  – Aydinli (in Kirchenlamitz); J. Becher – Wohn, Linke, Jung, Saalfrank – P. Fuchs, S. Mildner, Hofmann, S. Becher, Löffler, Seifert (Schijabiew) (in Mitterteich).