Wenn 90 Minuten nicht reichen…

Zehn Minuten lang war die Welt beim 1.FC Schwarzenbach am vergangenen Sonntag weitgehend in Ordnung: nach einem insgesamt überlegen geführten Spiel gegen den 1.FC Marktleuthen, in dem aber die Chancen zum einen nicht allzu zahlreich waren und zum anderen wieder einmal zu leicht vergeben worden waren, hatte Michael Fröhlich die Heimelf nach 80 Minuten doch noch belohnt und die Führung erzielt. Alle wütenden Angriffe der Gäste waren danach überstanden und abgefangen worden, dann zogen die Marktleuthener noch einmal auf und erzwangen einen Freistoß am rechten Rand des Strafraums: der Ball kam flach herein, durfte an etlichen Spielern vorbeilaufen, bis er den freistehenden Verteidiger Lenz erreichte, der einfach den Fuß hinhielt und mit dem Ende der regulären Spielzeit noch zum Ausgleich für den Tabellenletzten traf. Und dieser Moment genügte, weil danach nichts mehr passierte, um aus einer Winterpause, die ruhig hätte verlaufen können, eine Zeit zu machen, die vermutlich intensiver sein dürfte als ursprünglich geplant.

Und so machten sich dann alle schnell auf den Weg nach dem Schlusspfiff des jungen, aber insgesamt sicher leitenden Schiedsrichters Bloß (Zell) – die einen (gut 120 Zuschauer) gingen nach Hause, um der aufziehenden kalten Luft zu entgehen, die anderen (Spieler und Betreuer) in die Kabinen, um sich aufzuwärmen und die Partie Revue passieren zu lassen. Denn was genau sollte man mit diesem einen Zähler jetzt anfangen? Für Marktleuthen war es zwar ein moralischer Erfolg, der auf dem Papier auch noch den Anschluss an einen Relegationsrang bedeutete, aber die sicheren Plätze sind satte neun Zähler entfernt und mit einer vornehmlich auf Einsatz ausgerichteten Spielweise wird man nicht überall Erfolg haben können; für den FCS bedeutet er bei allem Frust über den verpassten Sieg, dass sich die Mannschaft im breiten Mittelfeld aufhält, mit ordentlichem Vorsprung auf Rang 13 und den SV Steinmühle, der momentan in die Relegation gehen müsste. Doch die Grün-Weißen könnten auch ein ganzes Stück weiter oben platziert sein, hätten sie nicht zuletzt einiges an Punkten liegenlassen, und wahrscheinlich war genau deshalb die Enttäuschung am Sonntag erst einmal so groß. Seit dem abgebrochenen Spiel gegen Mitterteich stottert der Motor, der vorher so ordentlich gelaufen ist, seit der exzellenten Leistung, die unbelohnt blieb, laufen die Kombinationen nicht mehr richtig – ein Grund dafür sind sicher die erzwungenen personellen Umstellungen – und die Chancen ergeben sich zwar immer noch, werden aber nur unzureichend verwertet. Und man hat manchmal den Eindruck, als wüsste die Mannschaft selbst nicht recht, woran das liegt und grübele zu viel darüber nach. Kampfspiele wie in Kondrau oder Arzberg, wo es nichts zu verlieren gab, lagen ihr zuletzt, die Partien, in denen sie als Favorit antrat, machen verkrampfte Beine. Auch am Sonntag war dies der Fall, selbst wenn man es von außen nicht direkt sehen konnte. Nach einem guten Start der Gäste, bei denen Höppler einen Freistoß schön auf das Tor brachte (15.), zog der FCS mittels Ballbesitz die Kontrolle über das Spiel mehr und mehr an sich. Patrick Bertl, nach seiner Sperre wieder in der 1. Mannschaft dabei, setzte immer wieder zu Spurts an; nach einem Pass aus dem Mittelfeld kam er durch und stand frei vor Keeper Hanner, die Distanz war jedoch zu kurz, der Torwart konnte mit dem Fuß abwehren (25.). Wenig später konnte Wohn seinen Kopfball nach einem Freistoß von Sebastian Bertl nicht mehr weit genug drücken (36.), bei einem Freistoß von Fröhlich war Hanner zur Stelle (45.). Und bei der schönsten Kombination vielleicht des ganzen Spiels half ihm ein Abwehrspieler, denn nach einer Flanke von Haas und einer Ablage von Saponaro versuchte es wieder Patrick Bertl, sein Schuss wurde aber auf der Linie geklärt (41.). Schon zur Pause wäre eine Führung in Ordnung gegangen, aber allen etatmäßigen Torschützen des FCS gehen Zielstrebigkeit und auch etwas Glück zurzeit einfach ab. Dazu verteidigten die Marktleuthener mit aller verbliebenen Kraft, sie machten dicht, soweit es ging, und wollten mit weiten Bällen Höppler oder Hoyer einsetzen, die aber weitgehend wirkungslos blieben, auch Lapschin rieb sich eher auf, als gefährlich nach vorne zu kommen. So blieb vor allem Amri, der es immer wieder alleine probierte und den die Verteidiger manches Mal sehr weit laufen ließen, seine Zuspiele fanden aber selten Abnehmer. Die Schwarzenbacher Silva-Elf bestimmte auch zu Beginn der zweiten Hälfte das Bild, brauchte aber erneut zwanzig Minuten, um in Fahrt zu kommen. Dann verzog Schijabiew (66.) und gleich darauf hatte Haas eine der berühmten „Hundertprozentigen“: er wurde angespielt, die Abseitsfalls funktionierte nicht, der Stürmer hatte freie Bahn, zögerte jedoch, je näher er dem Tor kam, wurde bedrängt und traf nur das Außennetz (68.). Solche Tempoläufe sollten die Marktleuthener Silva-Elf müde machen, und die Geduldsarbeit schien sich mit Fröhlichs Tor auch auszuzahlen, denn die beiden Abwehrspieler, die bei ihm standen, konnten einfach nicht mehr die entscheidende Abwehraktion machen, und die Übersicht, in dieser Situation einen Lupfer zu wagen, muss man natürlich auch erst einmal haben. Doch der sicher entscheidende zweite Treffer wollte nicht gelingen, die Ruhe vom Saisonbeginn ist nicht mehr vorhanden, der FCS ließ sich auf Hektik und Händel ein, verlor die Übersicht und dann die Duelle um den Ball vor Lenz‘ Ausgleich. Es hätte nicht sein müssen, wie so oft in dieser Spielzeit; deswegen war der Ärger im ersten Moment groß. Jetzt ist aber genug Zeit zum Kühlen aller Gemüter, die Winterpause bietet die Möglichkeit zur Erholung, zum Auskurieren und zum Feilen an den Schwächen, erst am 24.3. soll es mit dem neu angesetzten Spiel gegen Mitterteich weitergehen. Bis dahin ist vielleicht auch die Lehre gezogen, dass ein Punkt manchmal besser ist als keiner – und wenn es seit der Mitterteich-Partie klemmt, warum soll die Neuauflage dann nicht ein Brustlöser sein?

Die Aufstellung: Fraga da Silva – Wohn, Löffler, Saalfrank, M. Fuchs – S. Bertl, Bölükbas, P. Bertl, Haas – Fröhlich, Saponaro (R. Schijabiew).