Überraschung am Anfang, Enttäuschung am Ende

Walek, Bareuther, Fux, Root, Özdemir – sie waren dabei auf Seiten des FC Lorenzreuth; Pascal und Marcel Fuchs, Patrick Meister, Christoph Menzel, Michael Haas – sie fehlten beim 1.FC Schwarzenbach am vergangenen Sonntag. Diese Personallisten zeigen einen wesentlichen Unterschied und einen der Gründe auf, warum der FCS zum Auftakt nach der langen Zwangspause trotz einer guten Leistung gegen den Tabellenführer mit 2:4 (1:0) verlor.

Was bleibt in der Rückschau von dieser Partie, die unter besonderen Umständen stattfand und ziemlich genau ein Jahr nach dem Hinspiel? Disziplinierte Zuschauer, die sich rund um den Platz verteilten, sich in die Anwesenheitslisten eintrugen und die vorgegebenen Wege einhielten, konnten endlich einmal wieder Fußball live vor Ort verfolgen. Sie sahen zwei Mannschaften, die im Rahmen der Möglichkeiten der Vorbereitung gut auf den Re-Start eingestellt waren und sich ein klares Konzept zurechtgelegt hatten. Das Konzept des FCS fußte gezwungenermaßen auf kompakter Defensive, denn der Kader dünnte sich im Lauf der Woche soweit aus, dass selbst Trainer Santiago Fraga da Silva von Beginn an auflief und auf der Bank zwei Akteure saßen, die noch am Mittag bei der 2. Mannschaft im Einsatz waren. Effektiv sein, die wenigen vorhandenen Möglichkeiten nutzen und dann einen möglichen Vorsprung zäh verteidigen, das dürfte der Plan gewesen sein, und der ging zunächst in einer Art und Weise auf, die vermutlich niemand erwartet hatte: schon nach fünf Minuten führten die Gastgeber nämlich, Torschütze: der Trainer! Er hatte sich im Mittelfeld aufgestellt, war beim ersten Angriff mit nach vorne gerückt und im Gewühl vor dem Tor die Ruhe behalten. 1:0 gegen den Spitzenreiter der Kreisliga, sollte es überraschende Punkte gegen ein Spitzenteam geben, die der FCS gut gebrauchen könnte? Wie gesagt, ein solches Ergebnis sollte im Fall des Falles mit aller Kraft verteidigt und der Gegner daran gehindert werden, den Druck aufzubauen, den er mit seinem in der Pause nochmals verstärkten Personal aufbauen wollte. Tatsächlich taten sich die Lorenzreuther lange schwer, bis direkt vor das Tor zu kommen, die letzte Linie blieb dicht. Bis auf eine gefährliche Flanke von Walberer, die Rückkehrer Wohn und Keeper Meister gemeinsam klärten (19.), sowie zwei Abschlüsse von Torjäger Fux gegen Ende der ersten Hälfte, passierte nicht viel, weil der ehemalige Regionalligaspieler Root noch nicht richtig eingebunden war und Özdemir, in Mitterteich schon in der Landesliga aktiv, oft zu eigensinnig blieb. Die individuelle Qualität in Lorenzreuth ist dank der seit letztem Jahr getätigten Verpflichtungen höher als die im Kader der Schwarzenbacher, aber in Überlegenheit und Torgefahr konnte sie während der ersten 45 Minuten kaum umgesetzt werden. Und die Gäste wären gleich nach dem Seitenwechsel fast noch mehr unter Druck geraten, als Hahn sich glänzend freigelaufen hatte und gut eingesetzt wurde, aber er kam zu nah auf Torwart Seikert zu und brachte den Ball nicht mehr an ihm vorbei. So blieb es knapp und Lorenzreuth wurde mit leicht verändertem System stärker: Bareuther rutschte weiter nach vorn und verteilte mehr die Bälle, die Angreifer fanden sich jetzt ebenfalls besser zurecht, sie hatten ein besseres Gefühl für die passenden Laufwege. Nach 55 Minuten gelang Kapitän Schraml so ein richtiger Laufweg, er wurde vor dem Tor in die Zange genommen, Schiedsrichter Goller (Martinsreuth) entschied daher auf Elfmeter. Eine Entscheidung, über die sich diskutieren ließ, genauso wie über das Foul an Patrick Bertl, das im Zuge des Angriffs geschehen war, aber nicht geahndet wurde. Bareuther traf trocken zum Ausgleich, dem aber kein Anstürmen des FCL folgte. Die „Loris“ verließen sich vielleicht darauf, dass die Kräfte beim FCS bald erlahmen würden, denn die Wechselmöglichkeiten waren zu der Zeit bereits erschöpft: Michel hatte den Trainer ersetzt, musste nach knapp zehn Minuten aber selbst wieder vom Platz, für ihn kam Fidan. Der gebremste Schaum des Favoriten ließ den Schwarzenbachern noch Luft und die Chance, ab und zu selbst offensiv zu werden. Ein altbewährtes Mittel dabei: lange Bälle auf Raimund Wohn, der sich jetzt vorne einschaltete. Zwei Freistöße aus dem Mittelfeld erreichten den Routinier (73./86.), doch beide Male verfehlte er den Kasten ganz knapp. Lorenzreuth brauchte den langen Anlauf offensichtlich, dann war die Mannschaft jedoch entscheidend zur Stelle. Erst bekam Root, der sich nach der Pause steigerte, einen Pass in abseitsverdächtiger Position und traf zum 1:2 (76.), zwei Minuten später zirkelte Fux einen Freistoß aus spitzem Winkel ins lange Eck. Möglicherweise rechnete das Team im Anschluss nicht mehr so richtig mit Widerstand, der FCS gab aber noch nicht auf. Fröhlich wurde von Reiß im Strafraum geschoben, den Strafstoß verwandelte er, der ansonsten klaglos die undankbare Rolle des ersten Anläufers eingenommen hatte, selbst zum 2:3 (81.). Wie schon gesagt, Wohn hatte anschließend den Ausgleich auf dem Kopf, treffsicherer waren an diesem Tag aber die anderen: die Grün-Weißen machten auf, so weit sie konnten, der eingewechselte Walek nutzte diese Räume, er traf erst den Pfosten (86.), dann ließ er sich nicht aufhalten und brachte den Ball so vor das Tor, dass Fux nur noch zum Endstand einschieben musste (87.). 4:2 nach Toren, 5:2 nach Wechseln – das Ergebnis hatte einfach auch mit der Besetzung der Bank zu tun.

Die Aufstellung: Pas. Meister – Luber, Wohn, Saalfrank, Löffler – S. Bertl, P. Bertl, Hahn, Schijabiew, S. Fraga da Silva (Michel, Fidan) – Fröhlich.