Tag der kuriosen Tore

Fußball kann einfach sein: wenn jede Seite einen Fehler macht, endet ein Spiel unentschieden; wenn dann noch jede Seite ein weiteres Tor schießt, endet eine Partie 2:2. Genau so lief die Begegnung zwischen dem 1.FC Schwarzenbach und der SpVgg Selb 13 am vergangenen Sonntag, in der sich die Schwarzenbacher immerhin einen Zähler erarbeiteten.

Und hätten es nicht sogar drei sein müssen? Vom Tabellenstand des FCS her sowieso, aber war da nicht noch was in der letzten Spielminute? Als ein Freistoß in den Strafraum der Selber segelte, ging der eingewechselte Saponaro zu Boden. Er wurde gezogen, das gaben auch die Gäste im Nachhinein zu, doch Schiedsrichterin Birgit Sickl (Himmelkron), die ansonsten eine souveräne Partie ablieferte, war sich nicht hundertprozentig sicher und verzichtete daher auf den Elfmeterpfiff. Die Schwarzenbacher hätten die Gelegenheit natürlich nur zu gerne wahrgenommen und ihnen wäre es völlig egal gewesen, ob daraus ein glücklicher Sieg entstanden wäre. Aber die Entrüstung über den nicht gegebenen Strafstoß ebbte auch schnell wieder ab, die Spieler waren sich einig, dass der eine Zähler für sie und ihre Moral wichtig und wertvoll ist. Denn wie das Unentschieden zustande kam, war schon kurios genug, ein Strafstoß in letzter Sekunde hätte den merkwürdigen Spielverlauf noch getoppt. Mit viel Selbstvertrauen und Schwung gingen die Selber in die Partie, sie griffen früh an und erzwangen Fehler des Tabellenvorletzten. Der brauchte einige Minuten, um das Spiel zu beruhigen und hatte in einem Kopfball von Hahn die erste Möglichkeit, nachdem zuvor Fischer für die SpVgg keinen großen Druck hinter einen Ball gebracht hatte (10.). Die Fronten schienen erst einmal geklärt, es ging deutlich ruhiger weiter. Die Selber probierten es oft mit langen Bällen auf ihre schnellen Stürmer, einer dieser Pässe landete irgendwo im Halbfeld zwischen Strafraum und vorderem Mittelfeld; Saalfrank war in der Nähe des Balles, Meister hätte auch Zugriff gehabt – die beiden wurden sich nicht einig, die Kugel rollte weiter, Karatas wurde vom Zuschauer zum Nutznießer, er hatte völlig freie Bahn und schob zum 0:1 ein (16.). Eine Form des Rückstands, die zur verkorksten Saison des FCS passte, doch er ließ sich davon nicht beirren. Im zweikampfintensiven, aber nicht unfairen Spiel bekamen die Grün-Weißen gleich darauf einen Freistoß zugesprochen, Hahn verlängerte ihn per Kopf aufs Tor, Smrha faustete den Versuch weg direkt zu Bölükbas, der dann den Ausgleich köpfte (18.). Möglicherweise stand Hahn beim ersten Versuch im Abseits, aber im Moment wird man die Treffen eben so nehmen, wie sie fallen. Alles auf Anfang, jetzt wirklich, die beiden Mannschaften wurden vorsichtiger und ließen weniger zu. Marcel Fuchs zog vom linken Strafraumeck ab (25.), Haas und Bölükbas brachten nicht genügend Wucht hinter ihre Versuche (35.). Auf Selber Seite wurde Fischer von Kaya freigespielt, der Außenpfosten stand jedoch einem Tor im Weg, weil Meister den Winkel gut verkürzte (34.). Mit der Schlussaktion der ersten Hälfte verpasste Löffler hauchdünn einen Freistoß von Bertl, das war es an nennenswerten Chancen vor der Pause. Die restlichen Situationen bereinigten hüben wie drüben läuferisch starke und aufmerksame Verteidiger, und die waren nach dem Seitenwechsel vor allem auf Schwarzenbacher Seite gefordert. Zwar hatte der FCS durch Haas den ersten Abschluss (47.), danach jedoch bekam die SpVgg mehr und mehr Ballkontrolle. Karatas und der später eingewechselte Keles konnten die Kugel auch einmal halten, Geyer bekam im Mittelfeld ein größeres Gewicht und die Außen waren viel in Bewegung und anspielbereit. Doch sie wurden eben auch dort draußen gehalten, viele Flanken konnten nicht präzise genug geschlagen werden und aus der Bedrängnis konnte sich der FCS meist gut befreien. Das war nicht immer schön anzusehen und gefiel auch Trainer Fraga da Silva nicht unbedingt, aber derzeit heiligt der Zweck wohl die Mittel und die Unsicherheit angesichts der schwierigen Lage tut ihr Übriges. Einmal konnte eine Hereingabe doch nicht entscheidend geklärt werden, der Ball blieb im Strafraum, Karatas bewies sein Feingefühl und schlenzte ihn im Nachfassen von rechts ins linke obere Eck (64.). Die Gastgeber haderten, aber sie ließen sich nicht hängen. Viele Versuche blieben zwar ohne Abschluss oder landeten beim Gegner, aber alle merkten, dass die Spieler wollten, um wenigstens wieder ein kleines Erfolgserlebnis zu verzeichnen. Und wer hart arbeitet, der darf auch einmal etwas Glück haben. Wie schon beim 0:1 war es ein langer und eigentlich völlig harmloser Pass, der zu einem Treffer führte: einen Rückpass aus dem Mittelfeld stoppte Smrha – oder eben nicht, denn er rutschte unter seinem Fuß durch, der eingewechselte Saponaro, der ihn angelaufen hatte, aber an sich keinen Druck ausübte, reagierte gedankenschnell, schnappte sich die Kugel und schob sie unbedrängt ein (83.). Der eine oder andere Angriffsversuch folgte von beiden Teams, aber im Grunde waren sie auf ein Remis eingeschwenkt, dass sie nicht mehr aus der Hand geben wollten. Die letzte Szene der Partie hätte noch einmal alles umwerfen können, aber so blieb es bei einem Unentschieden, dass zeigt, wie wenig Unterschied zwischen dem Fünfzehnten und dem Achten der Kreisliga besteht. Eigentlich…

Die Aufstellung: Meister – Jung, Luber, Saalfrank, Menzel (Willert) – S. Bertl, Haas, Hahn, Löffler, M. Fuchs – Bölükbas (Saponaro).