Nicht einer, nicht zwei, nein – drei

Fußballspiele, in denen es um Punkte geht, sind an sich eine ernste Sache. Doch das mit dem Ernstbleiben war am vergangenen Sonntag in den letzten Minuten des Spiels zwischen dem 1.FC Schwarzenbach und dem FC Lorenzreuth nicht ganz leicht angesichts dessen, was sich da vor dem Tor der Gäste abspielte. Darüber ließ sich kurzzeitig sogar vergessen, dass der FCS zu diesem Zeitpunkt bereits mit 2:0 (1:0) führte und am Ende einen Sieg feiern durfte, der ihn zu Beginn der Rückrunde auf einen sicheren Platz im Mittelfeld der Kreisliga führt.

Heimspiele der Schwarzenbacher haben momentan einen hohen Unterhaltungswert: erst der Spielabbruch gegen Mitterteich, dann die Rote Karte nach Spielende gegen Kirchenlamitz samt Begegnung mit Derbycharakter und jetzt eine Begegnung mit gleich vier Elfmetern, die es fast allesamt in sich hatten. Dass die letzten drei nur eine Randnotiz werden durften, lag zum einen am ersten und zum anderen am zweiten Tor, das die Partie entschied, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch gute zehn Minuten zu absolvieren waren. Aber den Lorenzreuthern war damit der Zahn gezogen worden, ein neues Rezept, um das Spiel noch irgendwie umzubiegen, fiel ihnen nicht mehr ein. Sie mussten ohnehin froh sein, nicht schon längst hoffnungslos im Rückstand zu liegen, sie konnten sich bei den Gastgebern bedanken, dass die eine Chance nach der anderen liegen ließen, und ganz besonders bei ihrem Torwart Louis Möchel, der jede noch so aussichtsreiche Möglichkeit zunichte machte. Schon in der ersten Viertelstunde waren die Grün-Weißen nahe an der Führung, sie brachten die Gäste mit Direktspiel auf den zurückgekehrten Fröhlich in Bedrängnis, der zweimal selbst abschloss und einmal Bölükbas einen Nachschuss ermöglichte (6./9.), dazu legte er für Haas auf, der abzog und nur Möchels Brust traf (14.). Danach wurde es erst einmal ruhiger, Lorenzreuth hatte die Drangphase überstanden, sortierte sich tiefstehend und unterbrach den Rhythmus des FCS effektiv. Selbst konnten die abstiegsbedrohten Gäste allerdings auch nicht viel ausrichten, die beiden Stürmer Fux und Walberer fehlten deutlich, die anderen Angreifer wurden kaum einmal brauchbar angespielt. Weber hatte zwei ordentliche Möglichkeiten, das war es dann auch für die erste Hälfte (16./21.). Nach gut 20 Minuten Leerlauf ohne großes Tempo versuchten es die Schwarzenbacher vor der Pause doch wieder einmal mit schnellerem Spiel und wurden tatsächlich noch belohnt: Fröhlich durfte in den Strafraum eindringen, Schneider behinderte ihn beim Abspiel und verursachte Elfmeter Nummer eins. Eine Kann-Entscheidung, aber falsch lag der sehr souveräne Schiedsrichter Schramm (Ramsenthal) auch nicht; Wohn nahm sich die Kugel und traf zum 1:0 (44.). Der berühmte hervorragende Zeitpunkt für eine Führung, die Fröhlich noch hätte veredeln können, aber während Möchel beim Strafstoß keine Chance hatte, stand er hier gleich zweimal richtig. Das Duell FCS gegen Möchel setzte sich nach dem Seitenwechsel fort, die Partie blieb einseitig: er parierte Fröhlichs nächste Versuche (49./57.), sah zu, wie Patrick Bertl zweimal das Außennetz traf (54./59.) und war zur Stelle, als Sebastian Bertl nach Fröhlich-Pass abschloss (64.). Man muss es deutlich so sagen, nur der Tormann hielt Lorenzreuth im Spiel, vorne musste die Mannschaft auf den Zufall hoffen, und der ergab sich dann sogar ganz plötzlich, als Ernst ausnahmsweise durchkam und Fraga aus kurzer Distanz prüfte, der in dieser Situation aber auf dem Posten war (67.). Ansonsten verlebte der Schwarzenbacher Schlussmann einen sehr ruhigen Nachmittag, er sah zu, wie seine Vorderleute immer wieder versuchten, endlich das vorentscheidende zweite Tor zu erzielen. Denn dass der FCL ein Abwehrproblem hat, ist bei mehr als 40 Gegentoren offensichtlich. Es war oft ein Schritt, den der eine Abwehrspieler zu spät kam, lange konnte ein Kollege das ausbügeln. Aber irgendwann war der nächste Fehler fällig, Koller ging Fröhlich zu hart an, es gab Elfmeter Nummer zwei. Wohn trat erneut an, traf den Ball aber zu schwach und schoss Möchel in die Arme (73.). Weiter Zittern also, auch wenn die Lorenzreuther Angriffe immer unpräziser wurde und sich Schurig schon mit einem Handspiel à la Volleyballannahme behelfen musste, um einen Konter zu unterbinden (76.). Der folgende saß dann aber, und er ließ sich gut ansehen: Patrick Bertl und Fröhlich spielten sich mit einem Doppelpass durch das Mittelfeld, Fröhlich steckte auf Saponaro durch und der Routinier blieb vor dem Kasten ganz abgeklärt (80.). Als Joker und Spieler mit viel Ruhe ist er auch mit über 40 Jahren noch enorm wertvoll, wie er in den letzten beiden Spielen zeigte. Damit war Ruhe im Karton, denn wie schon gesagt, fehlten Lorenzreuth die Mittel, um wieder in die Partie zu finden. Doch das Beste und Kurioseste sollte ja noch folgen: die Gäste steckten zurück, der FCS wollte nachlegen. Schneider hatte endgültig einen gebrauchten Tag erwischt, als er zum zweiten Foul im Strafraum spielte, diesmal an Sebastian Bertl, dafür Gelb-Rot sah und verantwortlich war für Elfmeter Nummer drei (83.). Dieses Mal traute sich Fröhlich an den Punkt, doch Möchel hatte sich inzwischen wohl so viel Respekt verschafft und einen Klassetag erwischt, dass er auch dieses Mal an den Ball kam (84.). Schon jetzt gab es Schmunzler und ungläubige Gesichter, aber endgültig absurd wurde es mit Ende des Spiels. Da erwischte Kern die Kugel mit der Hand – Elfmeter Nummer vier, Schütze Nummer drei: Patrick Bertl machte es mit Gewalt, haute in die Mitte und traf wieder nur Möchel, der ohne Frage Mann des Spiels war, ohne dass sich seine Elf etwas dafür kaufen konnte. Die Hausherren brauchten einen Moment, um alles zu verarbeiten, dann aber freuten sie sich doch und lachten mit, weil sie wieder eines dieser Spiele mit Unterhaltungswert für sich entscheiden konnten.

Die Aufstellung: Fraga da Silva – Luber, Jung, Saalfrank, Löffler – S. Bertl, Wohn, Haas, P. Bertl (M. Fuchs) – Bölükbas, Fröhlich (Saponaro).