Ecke, Hacke, eins zu null

„Druck“, „Druck“ – dieses Wort war am vergangenen Sonntag beim Nachbarduell zwischen dem VFC Kirchenlamitz und dem 1.FC Schwarzenbach nicht nur am Rand des Feldes allgegenwärtig, sondern auch auf dem Platz überall und dauerhaft zu hören. Alles in allem kam der FCS mit diesem Druck besser zurecht und gewann das Derby deshalb auch verdient mit 1:0 (0:0), er zieht den Nachbarn damit endgültig in den Abstiegskampf und findet selbst Anschluss an die Plätze im unteren Drittel.

Ein richtiges Derby braucht natürlich auch einen richtigen Derbyhelden, und der ist im Fall der Schwarzenbacher vordergründig schnell gefunden: Michael Fröhlich erzielte in der 89. Minute das entscheidende Tor und ließ die Gäste nicht nur jubeln, sondern auch tief durchschnaufen. Denn nachdem so gut wie alle anderen Teams im Keller schon am Samstag gepunktet hatten, mussten die Grün-Weißen nachziehen, sonst wäre der Abstand nach oben doch bedenklich angewachsen. Und so war das Bild nach Abpfiff symbolhaft für die Situation beider Vereine: die einen freuten sich und schöpften neue Hoffnung, die anderen, die Platzherren aus Kirchenlamitz, standen ziemlich desillusioniert am Rand, weil ihnen klar war, dass sie spätestens jetzt mittendrin im Abstiegsstrudel stecken. Die Mannschaften hatten lange Zeit ein vor allem verbissen geführtes Spiel abgeliefert, in dem deutlich wurde, dass schon jetzt, gegen Ende der Vorrunde in der Kreisliga, die Furcht vor dem Abstieg immer präsent ist. Keinen Zentimeter, keinen Ball verloren geben war die Devise, denn ein Fehler könnte ja ein Tor für den Gegner bedeuten und für einen selbst einen großen Rückschlag. In der ersten halben Stunde wirkten die Gastgeber etwas leichtfüßiger, sie fanden gelegentlich Raum zum Spielen und schlossen ihre wenigen Angriffe ab, wirklich gefährlich waren sie aber nicht. Bis dahin stand der FCS erst einmal sicher in der Abwehr, nach vorne passierte jedoch ebenfalls nicht allzu viel. Das änderte sich bis zur Pause so gut wie nicht, zwei Aufreger ließen die Zuschauer aber doch hochfahren: in der 37. Minute holten sich die Gäste eine Ecke, Saalfrank brachte sie in den Strafraum, der Versuch von Haas wurde abgeblockt, der Nachschuss von Löffler auf der Linie geklärt und sein zweiter Schuss per Dropkick landete auf der Latte. Nur zwei Minuten später bekam der VFC einen Eckball, Lichtblau köpfte aus kürzester Distanz, ein Abwehrspieler klärte die Kugel auf der Linie wieder vor Lichtblaus Füße, der dann überrascht seinen Schuss weit über das Tor jagte. Direkt vor der Halbzeit zwangen die Kirchenlamitzer Meister zu einer tollen Parade, er konnte seine Fähigkeiten zeigen, auch wenn Schiedsrichter Hildner (Grafengehaig) schon auf Abseits entschieden hatte. Standards waren die eine Möglichkeit, um Gefahr zu erzeugen, Spielzüge statt langer Bälle in eine kompakte Abwehrreihe eine andere. Dem FCS gelang es nach der Pause zunächst besser, dieses Konzept umzusetzen, Haas rechts (und später der wieder fitte Patrick Bertl) und Sebastian Bertl links sollten ihr Tempo ausspielen. Sie konnten aber nur bedient werden, weil Mittelfeld und Abwehr immer aufmerksam blieben und jedem Ball nachsetzten. Mit der ersten Aktion nach Wiederanpfiff brachte Fuchs Bertl in Position, er spielte den Ball parallel zur Grundlinie in den Strafraum, wo Haas freistand, die Kugel aber verfehlte (46.). In den Folgeminuten versuchten es erneut Haas und Löffler, ehe es zum zweiten Mal schepperte: nach einer weiteren Ecke kam Hahn zum Kopfball, er setzte seinen Versuch an die Unterkante der Latte, erst dann wurde er geklärt (53.). Und Latte zum Dritten: noch einmal war Hahn nahe dran, nach einem Freistoß von Saalfrank kam er an den Ball, aus der Drehung traf er aber wieder nur das Gestänge (61.). Dazwischen lag ein Konter des VFC, den Popp jedoch nur etwas halbherzig abschloss für seine Mannschaft, die sichtlich überrascht war vom dauernden Druck des Nachbarn. Die Elf von Trainer Lörner musste sich erst einmal sammeln und kopierte dann den Stil der Schwarzenbacher, auch bei den Kirchenlamitzern wurden die Flügel jetzt wieder öfter eingesetzt, mehrere Angriffe konnten zu Ende gebracht werden und zweimal lag der Ball auch im Tor, zweimal lautete die Entscheidung aber: Abseits. Beim ersten Treffer war es recht klar, beim zweiten Mal hatte der FCS aber vermutlich eher Glück, nicht unnötig in Rückstand geraten zu sein. So blieb die Partie komplett offen und spannend, mit einem Punkt konnte keiner leben, an diesem Tag belohnte sich der FCS dafür, nicht nachzulassen: zunächst ärgerte sich wiederum Hahn, weil Keeper Oettel seinen Kopfball pariert hatte (88.), dann aber jubelte er mit allen Kollegen. Die Parade zog die nächste Ecke nach sich, der Ball flog mitten ins Gewühl, wo Fröhlich, der zuvor viel arbeitete, aber selbst selten gefährlich werden konnte, einfach die rechte Hacke hinhielt und das Spielgerät so an Freund und Feind vorbei in den Kasten lenkte (89.). Mehr Drama und Aktion geht kaum, getoppt hätte diesen Moment wohl nur ein ebenso merkwürdiger Treffer zum Ausgleich, aber der fiel nicht mehr, und so gelang dem FCS bereits der dritte Auswärtssieg der Saison.

Die Aufstellung: Meister – Luber, Saalfrank, Jung, Menzel – S. Bertl, Haas, Hahn, M. Fuchs, Löffler (Bölükbas, P.Bertl) – Fröhlich.