Was sagt die Tabelle aus?

Es ist keinesfalls ein einfacher Sonntagnachmittagsnachbarschaftsausflug, den die SpVgg Saalestadt am Sonntag vor sich hat, denn sie muss einmal einen langen Anfahrtsweg auf sich nehmen, um ab 14 Uhr bei der SpVgg Wiesau zu spielen, zum anderen ist der Gegner auch nicht dazu angetan, vergnügte eineinhalb Stunden auf dem Fußballplatz zu verleben. Im Stiftland haben sich die Schwarzenbacher und Förbauer Teams schon häufig schwergetan, es gab schön herausgespielte Siege, genauso aber auch herbe Niederlagen. Auch die Begegnung in der Hinrunde war eine enge Kiste und ging mit 3:2 an die Saalestädter, damals sorgte ein Wiesauer Doppelschlag zwischenzeitlich für Spannung. Insgesamt war es eine knappe, aber eben eine von zahlreichen Niederlagen der SVW in dieser Spielzeit, die sich sicher ganz anders vorgestellt hatte nach einer sorgenfreien Saison 21/22. Doch die Elf um Spielertrainer Benjamin Lauton kommt einfach nicht aus dem Tabellenkeller, auch der Trend spricht nicht gerade für sein Team. Woran liegt es, dass die Rot-Weißen so große Schwierigkeiten haben? Haben zu viele Routiniers Wiesau verlassen? Fehlt der letzte Punch, wie es in manchen Berichten zu lesen ist, oder geht der Mannschaft die Kraft gegen Spielende aus, wie es von anderen erzählt wird? Aus der Ferne ist es schwer zu beurteilen, die Bezugspunkte zwischen Saalestadt und Wiesau sind eher gering. Abhängig sind die Stiftländer klar von ihren Angreifern Lars Saller und Fabian Höfer sowie von Lauton, die zusammen 15 der bisherigen 20 Treffer erzielt haben, 42 Gegentore sind natürlich eine schwierige Grundlage für Erfolge. Macht im Ergebnis Platz 11, das würde die Relegation bedeuten. Aber heißt das auch, dass die SchwarzFös auf einen Gegner treffen werden, den man früher oder später schon in Schach halten wird? So leicht ist es bestimmt nicht, die Tabelle zeigt den faktischen Stand, erzählt jedoch nicht, wie die Misserfolge zustande gekommen sind. Die Spielberichte sagen immer wieder, dass sich Wiesau durchaus zu wehren weiß, und das muss der Klub natürlich auch, um sich zu befreien. Sich wehren, nicht nachgeben, kämpfen bis zum letzten Moment, das muss genauso das Motto der Saalestadt sein – nicht nur, wenn sie in Wiesau antritt, sondern auch eine Woche später in Wunsiedel und überhaupt bis zum Ende der Saison. Was sagt die Tabelle denn über die SpVgg aus? Sie zeigt einen Drittplatzierten, der wegen des direkten Vergleichs vor Konnersreuth und Thiersheim steht und Weißenstadt im Nacken sowie sechs Zähler Rückstand auf den TSV Waldershof hat und 31 Punkte vorweisen kann – keine verkehrte Bilanz, im Vergleich zum Vorjahr sind es sechs Punkte weniger, das heißt, die Waldershofer haben aktuell genau das erreicht, was der SG in der letzten Saison gelang und deshalb ihren Vorsprung erwirtschaftet. Aber sie sagt eben nichts darüber aus, unter welchen Bedingungen die Saalestädter seit Wochen auflaufen: immer wieder muss sich ein kleines Häuflein von Spielern neu zusammenfinden und alles aufbieten, um sich Erfolge zu sichern. Deshalb geht es längst nicht mehr um Schönheitspreise, selbst wenn die Mannschaft natürlich gerne überzeugend aufspielen und sich über Kombinationen und Spielzüge für den gezeigten Aufwand belohnen möchte, derzeit ist jedoch eher Kampf gefordert, den die Elf auch annimmt und auf diese Weise zum Erfolg kommt – das gelingt logischerweise nur, wenn trotzdem individuelle Qualität gegeben ist, die zu allem Einsatz als Puzzleteil dazu kommt. Auf dem recht großen Platz in Wiesau ist es erneut nötig, alle Reserven abzurufen, den vielleicht einen entscheidenden Moment zu den eigenen Gunsten zu nutzen und in Richtung Winterpause konstant und möglichst voll zu punkten. Denn wer weiß schon, was die Kontrahenten machen – die Tabelle lügt nicht, aber sie sagt schließlich auch nicht, dass die Großen immer gegen die vermeintlich Kleinen gewinnen werden.

Etwas ruhiger und entspannter geht es bei der 2. Mannschaft zu, die an diesem Sonntag um 12 Uhr in Nagel auf die SG ATG Tröstau II/1.FC Nagel II trifft. Die Spieler hatten sicher nichts gegen die Verlegung der Partie gegen Holenbrunn, nach einem XXL-Wochenende mit drei Begegnungen konnten sie durchschnaufen, jetzt wartet die Spielgemeinschaft von der Kösseine, die zwei Plätze vor der SG Saalestadt II/SVO III liegt und genau wie diese eine Saison spielen kann, in der es vor allem darum geht, die Akteure im Spielbetrieb zu halten und zu fördern. Das Hinspiel mussten die Fichtelgebirgler absagen, dieses Mal soll es aber klappen. Für die Saalestädter wird es darum gehen, weiter den Anschluss ans obere Mittelfeld zu halten, dazu wären Punkte an diesem Wochenende und zum Ausklang in Wunsiedel natürlich ideal.