Die SpVgg Selb 13 verliert ihr letztes Saisonspiel gegen den VfB Arzberg mit 2:4. Diese Meldung hätte für die SG Schwarzenbach/Förbau wichtig werden können – hätte, denn sie blieb am vergangenen Samstag eine Randnotiz. Die Saalestädter verließen sich nicht auf andere, sondern machten ihr Meisterstück selbst mit einem 5:2 (1:2) bei der SpVgg Weißenstadt. Dass der Titelträger nicht aufsteigen darf, juckte ihn an diesem Tag herzlich wenig, gefeiert wurde trotzdem lange und ausgiebig, direkt auf dem Platz, in der Kabine und den ganzen Abend lang.
Nochmals ein Rückblick: nach langem Hin und Her stand vor ziemlich genau einem Jahr fest, dass die frisch gegründete SpVgg Saalestadt noch nicht aktiv an den Start gehen würde. Ein fehlendes Dokument machte es aus, nur eine SG hatte einen Startplatz in der Kreisliga sicher, aber ohne Aufstiegsrecht. Wo und bei wem letztlich der Fehler lag, ist im Nachhinein nicht entscheidend – aus der verzwickten Ausgangsposition heraus entstand sehr wahrscheinlich der Wille, sich schneller als gedacht zusammenzufinden und vor allem die „Jetzt erst recht“-Mentalität, die das Team durch die gesamte Saison getragen hat. Die Reise begann mit den erfolgreichen Spielen im Pokal und der traumhaften Serie in der Liga mit acht Siegen und drei Unentschieden bis zur ersten Niederlage in Selb. Die Elf steckte den Dämpfer weg, legte wieder los und ließ sich, auch coronabedingt, nur noch in Kondrau einmal aus dem Konzept bringen. Doch danach wurden Niederlagen und selbst Punktverluste immer wieder abgewendet, aus einem Dreikampf (Konnersreuth) wurde ein Duell mit den Dreizehnern um die Meisterschaft. Die SG holte alles aus sich heraus und mit Raimund Wohn einen Stabilisator zurück ins Team, der entscheidend mithalf, den Vorsprung ins Ziel zu bringen. Die Partie in Weißenstadt war in vielen Momenten ein Spiegelbild der Spielzeit: Rückschläge passierten, die Mannschaft reagierte, kämpfte und spielte sich zurück und belohnte sich für den gezeigten Aufwand. Zu Beginn machte der starke Neuling klar, warum auch er eine bemerkenswerte Saison absolviert hat und dass er nicht gewillt war, sie einfach austrudeln zu lassen: körperlich robust, mit Tempo und ohne Schnörkel Richtung Tor machten die Weißenstädter den Gästen das Leben überaus schwer und verschafften sich Respekt; dazu waren sie äußerst effizient, denn Gräbner nutzte direkt die erste Gelegenheit und köpfte relativ frei nach einer Ecke zum 1:0 ein (13.). Nur zwei Minuten später hätte Herold fast erhöht, Yilmaz war aber rechtzeitig am Boden. Dann wurde es auf der anderen Seite heiß: bei einem Konter bediente S. Bertl Andörfer, der allein auf Kopp zulief, aber zu früh abschloss (16.); gleich darauf probierte es der Kapitän selbst aus der Distanz. Eine Koproduktion der Bertl-Brüder führte zu einem Pfostentreffer durch Sebastian Bertl, Andörfers Nachschuss wurde abgeblockt (24.). Die SG war obenauf, Lohn war der Ausgleich, diesmal setzte Andörfer gut nach, als ein Chipball von Greim von der Abwehr der Platzherren nicht geklärt werden konnte (27.). Großer Jubel auf und neben dem Feld, die Meisterschaft war auch deshalb ganz nah, weil Arzberg in Selb führte, bis zur Pause stand es dort Unentschieden, auch dieses Ergebnis hätte den Saalestädtern ja genutzt. Und es war zunächst auch nötig, denn es entwickelte sich am See eine schnelle und spannende Begegnung, in der die SpVgg nach 45 Minuten sogar führte. Wieder Herold scheiterte an Yilmaz, den Nachschuss setzte Lenk hoch über das Tor (28.); S. Bertl prüfte Kopp mit einem Freistoß (31.), dann hatte Andörfer Pech mit einem Pfostentreffer (34.). Gerade als ein wenig Ruhe einkehrte und das 1:1 der gerechte Halbzeitstand zu werden schien, waren die Weißenstädter zur Stelle: erst verteidigten die SchwarzFös die Flanke nicht gut, dann ließen sie Lenk zu viel Platz und dessen Schuss flog recht ungehindert in die linke Ecke (42.). Würden die Kräfte reichen, um sich von diesem Rückschlag zu erholen? Kurz gesagt: ja. Das Konzept lautete, mit Dampf aus der Kabine zu kommen, um früh wieder auszugleichen und so wieder (Selbst-)Sicherheit zu haben. Und das gelang, auch weil die Pause unfreiwillig verlängert wurde, weil Weiß bei einem Kopfball mit Torwart Kopp zusammenstieß, die Unterbrechung verschaffte beiden Mannschaften noch etwas Erholung, die der SG besser bekam. Weißenstadt war körperlich weiter sehr präsent, aber die spielerische klare Linie ging ein wenig verloren, das war bei den Saalestädtern nicht der Fall und führte zum 2:2: der Aufbau erfolgte direkt über Bablli und Saalfrank, P. Bertl konnte von rechts flanken und Wohn stand ungedeckt zum Kopfball bereit (56.). Der Vorlagengeber wurde dann selbst zum Torschützen, ein Freistoß seines Bruders von der linken Seite wurde hoch abgewehrt, Patrick Bertl brachte den Ball per Kopf aufs Tor, wo er sich genau über Kopp hinweg in den Kasten senkte (59.). Es wurde jetzt mehr gekämpft und gearbeitet als gespielt, Weißenstadt wollte sich das Saisonende nicht verderben, die SG sich den Titel nicht mehr nehmen lassen. Bei einem Distanzschuss von Bablli war Kopp auf der Hut (73.), vor dem anderen Tor klärten Weiß und Luber gerade noch gegen Gräbner (76.). Künstlerisch wertvoll, aber nicht mit genug Wucht versehen war Andörfers Fallrückzieher (78.). Die besseren Möglichkeiten lagen in der Schlussphase auf Seiten der Saalestädter und führten zum vorentscheidenden 4:2, als Kopp Babllis Kopfball nach einem Freistoß nicht festhalten konnte (82.). Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gastgeber schon viel von ihrer Dynamik durch verletzungsbedingte Wechsel verloren, der endgültige Ko folgte durch die Rote Karte für Fellermeyer nach 83 Minuten: er lief Yilmaz an, der lange damit wartete, den Ball im Strafraum aufzunehmen, und traf ihn mit dem Fuß an der Hand, als der Keeper die Kugel bereits festhielt. Wie heftig der Tritt war, spielt keine Rolle, die Aktion war überflüssig, Schiedsrichter Goller (Martinsreuth) wertete sie zu Recht als Tätlichkeit. Jetzt ging nichts mehr bei den Hausherren, die SG durfte sich noch ein wenig im Spiel austoben und erzwang das 2:5 (91.), als Hartbauer angeschossen wurde und er den Ball ins eigene Tor lenkte, und danach erst recht, als die Feierlichkeiten zur Meisterschaft begannen und vermutlich noch lange weitergingen. Dass der VfB Arzberg in Selb doch die Oberhand behielt, bekam sehr wahrscheinlich niemand so wirklich mit – es war ja auch nicht mehr wichtig, die SG Schwarzenbach/Förbau hatte aus eigener Kraft die erste Meisterschaft in Kreisliga/A-Klasse seit der Saison 1984/85 – damals durfte der FCS in die Bezirksliga aufsteigen, die künftige offizielle SpVgg Saalestadt wird versuchen, dies in absehbarer Zeit ebenfalls zu schaffen.
Die Aufstellung: Yilmaz – Luber, Weiß, Pat. Meister, Saalfrank (P. Fuchs, Menzel) – Wohn, Greim, P. Bertl, S. Bertl, Bablli (Langer) – Andörfer.