Der Gipfel bleibt unerreicht – für beide

Ein Blick zurück: am 23.7.2021 erzielt Tim Andörfer in der 86. Minute das entscheidende 1:0 gegen den VfB Arzberg, ein insofern besonderer Treffer, als es der erste für die neu gegründete SG Schwarzenbach/Förbau in einem Ligaspiel ist. Der Blick auf den vergangenen Samstag: es läuft die 86. Spielminute, nach einer Flanke von Saalfrank köpft Andörfer auf das Tor der SpVgg Selb 13. Wird es wieder ein historischer Treffer, beim Stand von 1:1 nämlich der entscheidende zur Meisterschaft für die Saalestädter? Nein, denn der Ball geht knapp am rechten Pfosten vorbei. Wie so vieles in dieser Partie blieb also auch diese Aktion unvollendet, zu allem Überfluss stoppte den Stürmer danach ein Krampf, er konnte nicht mehr weiterspielen. Trotz langer Nachspielzeit fiel kein weiteres Tor nach zwei sehr frühen Treffern, damit steht die Entscheidung über den Meister in der Kreisliga Süd aus und fällt erst am allerletzten Spieltag in einem Fernduell, wenn die SG in Weißenstadt antritt und Selb 13 zeitgleich den VfB Arzberg empfängt.

Spannung bis fast zur letzten Minute, das könnte auf ein hochklassiges Spitzenspiel mit vielen engen Szenen und jeder Menge Chancen hindeuten. Etwa bis zur 25. Minute sah es auch ganz danach aus, als ob die Partie zwischen Erstem und Zweiten die Erwartungen auch würde erfüllen können. Bestes Fußballwetter, ein Rasen, der technisch versierten Mannschaften entgegenkommen sollte, Ausfälle im Rahmen des Normalen auf beiden Seiten, ein Schiedsrichtergespann, das auf der Höhe der Zeit war und mittels Headset kommunizierte – der Rahmen war bereitet. Vor dem Spiel gratulierten die Gastgeber den Selbern zum Aufstieg in die Bezirksliga, der seit dem vorherigen Spieltag feststand; Tim Andörfer wurde im Kreis der Mannschaft gebührend verabschiedet, denn es war sein letztes Heimspiel für die SG, er zieht aus privaten wie beruflichen Gründen in die Oberpfalz. Dann war er wie sein gesamtes Team direkt gefordert, denn die Dreizehner drängten von der ersten Minute an mit Tempo nach vorn. Und die SG hielt dagegen, baute ebenfalls schnell auf und lieferte sich so erst einmal einen offenen Schlagabtausch. Schon da zeichnete sich ab, dass nur mit konzentrierter Arbeit gegen Ball und Gegner eine Niederlage für eine der beiden Mannschaften zu vermeiden sein würde. Einmal gelang das den Saalestädtern nicht regelgerecht, Buchta zielte aus gut 20 Metern genau und traf per Freistoß ins linke untere Eck (9.); und einmal war auch die Abwehr der SpVgg machtlos, als Patrick Bertl genau richtig bedient wurde und sich im richtigen Moment löste, er ließ Routinier Smrha im Kasten der SV beim Ausgleich keine Chance (14.). Es folgten weitere schnelle Aktionen hüben wie drüben, aber wie gesagt, vor allem bis gegen Mitte der ersten Hälfte, dann wurde es nach und nach merklich ruhiger auf dem Platz. So hatte Bablli schon vor dem Ausgleich eine gute Möglichkeit, übersah dabei aber den noch besser postierten Andörfer (11.), auch ein Freistoß von Patrick Meister sorgte kurz für Aufregung (25.). Doch insgesamt stockte der Spielfluss jetzt, die Abwehrreihen hatten sich formiert und der Aufbau funktionierte auf beiden Seiten nicht so wie schon häufig gesehen. Viele Pässe kamen nicht an, die Bälle versprangen öfter als in den letzten Wochen – nach einer langen und schwierigen Saison sind die Kraft- und Konzentrationsreserven langsam aufgebraucht. Nur gelegentlich kamen die Angriffe bis in die Strafräume, dort waren dann auch Smrha und Yilmaz, der den verletzten Meister vertrat, meist sicher auf dem Posten. Zweimal gab es knifflige Aktionen gegen Patrick Bertl und einmal gegen Selbs Fischer, aber in allen Fällen entschied Schiedsrichter Prudlo (Marktredwitz) nicht auf Elfmeter und lag damit wohl auch jedes Mal richtig. Die Proteste hielten sich in Grenzen, wie es auch trotz aller geführter Diskussionen insgesamt friedlich zuging; wäre noch mehr auf dem Spiel gestanden, hätten sich die Gemüter vermutlich nicht so schnell beruhigt. Aus dem Spiel heraus kam P. Bertl nach einem Steilpass frei zum Abschluss, legte aber zu viel Kraft in den Schuss, der über das Tor ging (44.); Blaumann verpasste eine Flanke von Keles, er wurde beim Kopfball von Yilmaz irritiert (52.). Alle paar Minuten flackerte Gefahr auf der einen oder der anderen Seite auf, Löffler brachte Smrha nach einem schönen Spielzug dazu, eine Flugparade auszupacken (61.), der eingewechselte Torjäger Rimböck scheiterte an Yilmaz, der den Ball im Nachfassen hielt (67.). Patrick Meisters Freistoß auf Patrick Bertl führte zu einem Kopfball, der dem Angreifer aber versprang (78.), und wieder Rimböck zielte bei einem Freistoß zu ungenau (84.). Insgesamt dominierten die Zweikämpfe, die die Verteidiger so gut wie alle für sich entscheiden, die Regisseure und Zuspieler waren gut abgeschirmt oder wurden immer wieder erfolgreich geblockt. Andörfers Kopfball folgte zwar tatsächlich noch ein Treffer, aber Bablli stand dabei im Abseits. Das Remis geht in Ordnung, weil keine Mannschaft in den letzten Minuten ein großes Risiko eingehen wollte; es erhält beiden Klubs die Chance auf Platz 1 – am letzten Spieltag werden noch einmal alle Kräfte mobilisiert und dann sind vermutlich alle froh, die Beine endlich hochlegen zu dürfen.

Die Aufstellung: Yilmaz – Weiß, Luber, Löffler, Wohn (Menzel) – S. Bertl, P. Bertl, Saalfrank, Pat. Meister, Bablli – Andörfer (Haas).