Es ist (fast) wie immer in Konnersreuth…

Michael Gräf ist im Hauptberuf Trainer der SG Schwarzenbach/Förbau und im Nebenberuf Lehrer am Gymnasium in Selb – oder ist es in Wahrheit doch umgekehrt? Wie auch immer, in jedem Fall ist er überall ein Mann klarer Worte und kurzer, präziser Ansagen. Nach dem Schlusspfiff des Spiels der Saalestädter in Konnersreuth am vergangenen Sonntag musste er aber doch einmal kurz ausholen, um sich im Jubelkreis bei seinem Team für eine Leistung zu bedanken, die selbst er an diesem Nachmittag nicht für möglich gehalten hatte. Die SG besiegte den TSV Konnersreuth dank einer klaren Leistungssteigerung und einer außergewöhnlichen Vorstellung der Mannschaft nach der Pause mit 3:1 (0:1) und hält damit Rang 1 in der Kreisliga Süd, zumindest bis die SpVgg Selb 13 ihr letztes Nachholspiel ausgetragen hat.

Deren verrückte Partie in Wiesau passt zu diesem besonderen Nachmittag, an dem der Ärger der Konnersreuther vermutlich noch länger andauerte als bis unmittelbar nach Ende des eigenen Matches. Denn in Wiesau wurde erst um 15 Uhr angepfiffen, die Spieler des TSV mussten also mitverfolgen, wie erst die eigenen Punkte aus der Hand glitten und dann auch noch der Kontrahent aus Selb davonzog. Die Wiesauer, an diesem Samstag Gegner der SchwarzFös, führten bis zur 87. Minute mit 2:0 – um dann noch drei Gegentore in vier Minuten zu kassieren. Die Konnersreuther Chancen auf den direkten Aufstiegsplatz reduzierten sich damit innerhalb eines Nachmittags auf ein Minimum. Bis zur Halbzeit der Begegnung mit den Saalestädtern waren sie noch halbwegs intakt, denn da führte der TSV mit 1:0 durch einen Kopfballtreffer von Schicker (34.) nach präziser Flanke von Jonas Baumgärtner. Das Tor war der Lohn für allmählich steigenden Druck der Heimelf nach ausgeglichenem Spielbeginn. Es war die zweite wirklich gefährliche Szene der Platzherren, weil sie zum zweiten Mal zu einem präzisen Abschluss kamen. Beide Teams wussten genau um die Stärken des Gegners und versuchten, diese frühzeitig auszuschalten: Konnersreuth setzte Körperlichkeit gegen das spielerische Element der SG, die ihrerseits mit großer Laufbereitschaft auf die weiten Pässe des TSV reagierte und meist vor dem Adressaten zur Stelle war. Resultat waren die vielen Versuche aus der Distanz, die kaum einmal gefährlich in Richtung der Keeper Meister und Scharnagl kamen. Dass die Führung fallen konnte, lag auch an einem zwangsläufigen Bruch im System der Saalestädter: nachdem Andörfer schon früh angeschlagen eine Pause brauchte, fielen nacheinander die beiden Sechser Greim und Wohn mit Verletzungen im Oberschenkel aus. Hahn wurde eingewechselt, musste später aber selbst erst einmal vom Platz gehen nach einem rüden Einsteigen von H. Lang. Guter Rat war jetzt teuer, denn Patrick Meister war noch nicht fit, Weiß saß gesundheitlich nicht auf der Höhe auf der Bank, dazu nur noch Ersatztorwart Yilmaz (Langer und Fuchs fehlten aus gesundheitlichen Gründen, Bablli war noch gesperrt) – einige Minuten lang agierte die SG nur zu zehnt und hatte großes Glück, dass den Gastgebern nicht das 2:0 gelang, Bauers Kopfball wurde gerade noch abgefälscht und ging über das Tor (44.). Weiß komplettierte die Elf wenigstens vor der Pause und spielte danach, so lange die Kraft reichte. In der Halbzeit machte sich ein einsamer Yasin Yilmaz neben gleich sechs Ersatzspielern des TSV warm, es schien nur um Schadensbegrenzung zu gehen. Andererseits stand es nur 0:1 aus Gästesicht, warum also nicht noch einmal alles versuchen? Dass dieses Vorhaben schon drei Minuten nach dem Seitenwechsel aufging, ist sicher mit Glück verbunden, aber der Erfolg wurde auch erzwungen: Patrick Bertl machte sich auf den Weg in den Konnersreuther Strafraum, J. Rosner ließ sich in ein Duell verwickeln und musste am Ende foulen – den Elfmeter verwandelte Sebastian Bertl sicher zum Ausgleich. Das 1:1 brachte die Stiftländer aus dem Tritt und ließ das Selbstvertrauen der SG wachsen, die sich jetzt mit aller Kraft gegen jeden Angriffsversuch stemmte und selbst die Aggressivität in die Partie brachte, die der TSV zuvor schon gezeigt hatte. Viele Zweikämpfe ereigneten sich hauptsächlich im Mittelfeld, manche überaus hart, was möglich war, weil Schiedsrichter Ehlich (Mehlmeisel) lange mit dem Zeigen von Gelben Karten wartete. Spielerisch passierte erst einmal nicht allzu viel, auch weil der Regen Platz und Ball unberechenbar werden ließ. Konnersreuth brauchte den Sieg im Aufstiegsrennen, biss sich jedoch immer wieder die Zähne an einer äußerst kompakten Gästetruppe aus, die ihre Angreifer P. Bertl, Andörfer und Pascal Meister versuchte, in Szene zu setzen. Pascal Meister? Ja, der Torhüter war ins Feld gewechselt und hatte für Yilmaz Platz gemacht, der kurz nach seiner Einwechslung bei J. Baumgärtners Schuss ordentlich gefordert war (75.); bei der folgenden Ecke war noch einmal viel Glück für die Saalestädter nötig, weil ein Konnersreuther Angreifer den Ball direkt vor der Torlinie verfehlte. Lochner zielte noch knapp daneben (80.), insgesamt wollte der TSV den Sieg aber zu sehr erzwingen und rannte sich immer wieder fest oder verlor den Ball nach zu unpräzisen Zuspielen. Die selteneren Vorstöße der Gäste wirkten gezielter und waren gefährlicher; nach einem Foulspiel an Meister, der auf der rechten Seite für Tempo sorgte, schlug S. Bertl den Freistoß in den Fünfmeterraum, wo sich Scharnagl verschätzte und Andörfer mit dem Kopf eher an der Kugel war – 1:2 (77.). Sein nächster Kopfball nach Vorlage von P. Bertl konnte gerade noch vom Keeper pariert werden (88.), die folgende Gelegenheit zur Entscheidung verhinderte L. Lang, allerdings auf Kosten einer Notbremse gegen Meister, der Konnersreuther musste daraufhin mit Rot vom Platz (93.). Die vielen Pausen brachten eine lange Nachspielzeit mit sich, und in der fiel das erlösende 1:3 (96.): Yilmaz fand mit einem weiten Abstoß Meister, der schüttelte seinen Gegenspieler ab und bediente S. Bertl zur endgültigen Entscheidung. Es dauerte nach dem Abpfiff eine ganze Weile, bis die völlig ausgepumpten Akteure Zeit und Luft für ihren Jubel fanden, aber der fiel dafür dann umso ausgiebiger aus.

Die Aufstellung: Pas. Meister (Yilmaz) – Luber, Menzel, Löffler (Weiß) – Greim, S. Bertl, Wohn, Hauptmann, Saalfrank, P. Bertl (Hahn) – Andörfer.