Zu wenig Fußball, zu viele Emotionen

Man sollte meinen, knapp fünf Monate Pause sollten lang genug sein, um Pech, Unvermögen und Verletzungssorgen aus der direkten Umgebung des 1.FC Schwarzenbach zu verbannen, aber weit gefehlt: alle drei unliebsamen Gäste fühlen sich bei den Schwarzenbachern offensichtlich so wohl, dass sie auch 2018 bleiben wollen. Resultat: ein 0:2 (0:2) zum Auftakt in die Pflichtspiele gegen den 1.FC Marktleuthen, das auch noch teuer bezahlt wurde.

Sportlich-nüchtern betrachtet, geht die Niederlage in Ordnung. Zum Auftakt in den Rest der Kreisligasaison trafen die Grün-Weißen auf dem Kunstrasenplatz in Hof auf einen Gegner, der über weite Strecken der ersten Hälfte eingespielter, abgeklärter und mit den Gegebenheiten vertrauter wirkte. Marktleuthen wie der FCS hatten Teile der Vorbereitung und im Fall des FCM sogar ein Punktspiel auf diesem Untergrund absolviert, doch vor allem die Gäste kamen zunächst mit dem stumpfen Untergrund und den kleinen Abmessungen besser zurecht. Sie hatten ihren Stammkader zur Verfügung, während Trainer Horst Pankau einmal mehr improvisieren musste. Wohn spielte Libero, Linke kehrte ins Mittelfeld zurück, Groppa besetzte den rechten, Pascal Fuchs den linken Flügel. Doch die Offensivabteilung kam zunächst einmal gar nicht ins Spiel, denn mit Lapschin ganz vorne und zwei oder drei nachrückenden Spielern zwangen die Marktleuthener den FCS immer wieder, Angriffe ganz abzubrechen und neu aufzubauen oder zu langen Bällen, die keine Abnehmer fanden. Kamen die Gäste nach vorn, wirkten sie robuster und fanden die Lücke zum Abschluss. Auch wenn in der ersten halben Stunde die ganz großen Gelegenheiten ausblieben, hatte das Team aus dem Tabellenmittelfeld doch alles gut im Griff, auch weil die Schwarzenbacher besonders im Mittelfeld nicht immer hinterherkamen und sich einige Gelbe Karten abholten. Der junge Schiedsrichter Bauerfeind (Kronach) pfiff zunächst sehr kleinlich, brachte sich dadurch aber einerseits in Zugzwang und verlor andererseits nach und nach an Sicherheit und Ruhe. Im Spiel hatte Saalfrank nach einigen Marktleuthener Chancen die erste Möglichkeit für den FCS mit einem Schuss nach einem abgewehrten Freistoß (20.), danach war der FCM nahe an einem Tor bei Abschlüssen von Sieber (30.) und vor allem Lapschin (35.), als Becher per Fußabwehr klären musste. Erst ab dieser Zeit schien der Rost aus der langen Winterpause von den Schwarzenbachern etwas abzufallen, dazu erkannten sie, dass sie körperlich mehr dagegenhalten mussten, um nicht irgendwann auf jeden Fall einen Gegentreffer zu bekommen. Diese veränderte Herangehensweise zwang die Marktleuthener tatsächlich weiter weg von Bechers Kasten, zwei Einzelaktionen von Fuchs (38.) und Fröhlich bzw. Patrick Bertl (43.) sorgten für etwas Gefahr und außerdem Zuversicht für die zweite Spielhälfte. Tatsächlich wirkten die Abläufe beim FCS nach Wiederanpfiff etwas flüssiger und sicherer, Marktleuthen brachte die Bälle nicht mehr so sicher an den Mann wie zuvor. Das war nicht schön anzusehen, aber es gab den Grün-Weißen Auftrieb und man konnte das Gefühl bekommen, die Partie könnte sich drehen. Damit war nach genau 57 Minuten jäh Schluss: es ereignete sich die Szene, die das Spiel kippen und die Emotionen hochkochen ließ. Schon zuvor hatten die Marktleuthener die Gangart etwas verschärft, waren aber noch im Rahmen geblieben. In der 57. Minute bekam der stärker werdende Bertl den Ball und wollte an der Außenlinie Fahrt aufnehmen, als ihn Kapitän Bösel stoppte. Er hätte es mit Halten und Trikotziehen machen können, eine Gelbe Karte und Abschürfungen durch das Granulat wären die Folge gewesen. Aber Bösel trat Bertl in dieser Situation mit Wucht Richtung Knöchel. Es war ein Foul der heftigsten Sorte, gewollt oder nicht, aber er nahm so die Verletzung seines Gegenspielers absolut in Kauf. Patrick Bertl konnte nicht mehr weiterspielen, er musste auf die Bank getragen werden, wo sich die Physiotherapeutin des FFC Hof um ihn kümmerte. Eine Rote Karte wäre die zwingende Folge gewesen, selbst die Marktleuthener Verantwortlichen sprachen von einem brutalen Foul, Trainer Eduardo da Silva nahm seinen Spielführer auch sofort vom Platz. Das konnte er, weil Schiedsrichter Bauerfeind krass fehl entschied und nur eine Gelbe Karte zeigte. Die Schwarzenbacher waren entsetzt, empört und vor allem auf dem Feld von der Rolle. Die Gedanken waren beim Mannschaftskameraden und nicht mehr bei den gerade erspielten Vorteilen, bei denen Bertl eine zentrale Rolle gespielt hatte. Sieber nutzte die Konfusion, als er gut fünf Minuten nach dem Foul auf der rechten Seite freigespielt wurde und das 0:1 erzielte (63.), das gut gemacht, aber eben sicher auch eine Folge der Ereignisse zuvor war. Die Schwarzenbacher antworteten wütend, kämpften sich nach vorn und hatten mit einem Freistoß von Fröhlich auch eine gute Möglichkeit, er schoss Torwart Schubert aber direkt in die Arme (68.). Die Partie war relativ ausgeglichen, bis der nächste Nackenschlag für den FCS kam: Saalfrank musste nach wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot vom Platz (74.). Auch mit zehn Mann versuchte der Tabellenvorletzte noch, das Spiel zu drehen, die ganz klaren Situationen und exzellenten Chancen waren jedoch nicht dabei. Marktleuthen wirkte nicht immer souverän, behielt aber in den wichtigen Momenten die Übersicht; als sich Zeidler kurz vor Ende freigelaufen hatte, war das 0:2 mehr oder weniger Formsache (88.). Dass Höppler nach 90 Minuten ebenfalls mit der Ampelkarte gehen musste, änderte nichts mehr. Der FCM ist durch den Erfolg fast schon aus dem Schneider, beim FCS weiß man wohl langsam nicht mehr, was man gegen die Unglücksboten, die sich in Schwarzenbach häuslich eingerichtet haben, noch tun soll.

Die Aufstellung: Becher – Saalfrank, Wohn, Jung, P. Fuchs – Löffler, Linke, Hofmann, Groppa, Fröhlich (Michel, Gruber) – P. Bertl.