Es sollte einfach nicht sein

Am Ende gaben es auch die Sieger zu, als sie zur Verabschiedung bei den Spielern und Verantwortlichen des 1. FC Schwarzenbach vorbeikamen: sie hatten das Glück auf ihrer Seite gehabt, dass man wahrscheinlich neben allem spielerischen Können braucht, um eine Relegation siegreich zu überstehen. Im Fall des SV Griesbach, der den FCS in Wunsiedel mit 2:1 (1:0) besiegte, hatte das Glück die Namen Kotal, Zeman und Smoranc, an denen sich die Schwarzenbacher die Zähne ausbissen und trotz teilweise drückender Überlegenheit als Verlierer vom Platz gehen mussten. Ob die Oberpfälzer damit Kreisligist bleiben können und der Kreisklassist damit am Ende seiner Saison angelangt ist, hängt jetzt stark vom Ausgang der Relegation zur Bezirksliga ab, durch die auch die Plätze in den Kreisligen gefüllt oder vakant werden. Momentan scheinen die letzten Nadelöhre allerdings dicht zu sein, über die aktuellen Entwicklungen gibt die Homepage des FCS Auskunft.
Knapp 350 Zuschauer hatten sich auf den Weg ins Fichtelgebirgsstadion gemacht, viele Zuschauer aus Schwarzenbach zeigten, dass der erfolgreiche Fußball der letzten Wochen nicht unbemerkt geblieben ist. Sie feuerten die Elf vom Anpfiff weg an, in der Luber kurzfristig ausfiel. Zwei ganz unterschiedliche Systeme prallten in der Relegationspartie aufeinander: der FCS wollte den Weg nach vorn wie gehabt spielerisch gehen, Griesbach setzte auf schlichte lange Bälle in Richtung der Stürmer Zeman und Smoranc, vor allem letzterer erwies sich zwar auch als Provokateur, aber vor allem als exzellenter und schneller Angreifer, der die Schwarzenbacher Abwehr vor viele Probleme stellte. Und wo er Lücken riss, wartete sein Kollege Zeman, ab und zu unterstützt von Kapitän Püttner. Das übrige Team des SV wartete geduldig ab, was die Grün-Weißen fabrizierten und ging notfalls kompromisslos in die Zweikämpfe. Nach einem ordentlichen Start mit Möglichkeiten für Fröhlich (8.) und Aydinli (15.) schlich sich die erste Ratlosigkeit ein, wie man dieser sehr kompakten Deckung beikommen könnte; die Bewegung stockte, Fehlpässe traten erstmals auf. Ein Missverständnis zwischen Torwart Becher und seinen Vorderleuten blieb folgenlos (18.), weil kein gegnerischer Spieler im Zentrum des Strafraums wartete, um den freien Ball zu verwerten; auf der anderen Seite klärte Keeper Kotal gut, als sich Aydinli, Bertl und Linke im Zusammenspiel durchgesetzt hatten (20.). Nach vorne setzte Griesbach durch Hecht den ersten Versuch (22.) und das Ausrufezeichen durch Smoranc nach 29 Minuten: er fing einen Ball von Kapitän Wohn im Mittelfeld ab und setzte sich geschickt gegen die Abwehrspieler durch, sein Schuss in den Winkel war für Becher nicht zu halten. Das Tor hatte einen Beigeschmack, denn unmittelbar zuvor hatte Smoranc im Strafraum ein Handspiel angedeutet, Schiedsrichter Özdemir, der zu Beginn einiges laufen ließ, um vernünftigerweise nicht gleich in Zugzwang zu geraten bei einer so wichtigen Partie, gab jedoch nur Abstoß statt Freistoß samt Gelber Karte; aus einem ruhenden Ball ohne frühes Stören hätte sich der Ballverlust womöglich gar nicht ergeben. Aber die Entscheidung war nun einmal getroffen und der FCS lag im Rückstand; dazu musste Becher mit ausgerenktem Wirbel passen und Platz für Knöchel machen, beide Torwarte machten aber ein gutes Spiel, Becher hatte beim 0:1 keine Abwehrchance. Die zuletzt so erfolgsverwöhnten Schwarzenbacher waren jetzt sichtlich nervös, jeder wollte es erzwingen und gab das Zusammenspiel mit den Nebenleuten auf, Resultat waren wenige Chancen bis zur Pause, die Griesbach vor keine großen Probleme stellten. Der SV hätte mit seiner zweiten richtigen Möglichkeit sogar fast noch vor der Halbzeit das 0:2 erzielt, als Smoranc vor Fuchs an den Ball kam und in die Mitte zu Püttner passte, der aber in Rücklage kam und gegen Knöchel und einen Abwehrspieler letztlich in den Himmel zielte (44.). Nach dem Seitenwechsel kam der Ersatztorhüter im Prinzip nur dreimal wirklich in Bewegung: einmal, als er Zemans Konter mit dem Fuß abwehrte (54.), einmal, als er sich in den letzten Minuten bis zur Mittellinie vorwagte, um sich mit in den Angriff einzuschalten; und einmal, um den Ball aus dem Netz zu holen, als Zeman das 0:2 erzielt hatte (63.). Noch einmal hatte sich Smoranc durchsetzen können, Fuchs blieb nichts anderes als ein Foul im Strafraum übrig, der fällige Elfmeter war eine sichere Angelegenheit für Zeman. Als sich die beiden nach gut einer Stunde verausgabt hatten, war von Griesbach offensiv nichts mehr zu sehen; der FCS übernahm immer mehr das Kommando und näherte sich Zentimeter für Zentimeter einem eigenen Treffer. Besonders Aydinli rückte in den Mittelpunkt aufgrund seiner technischen Fähigkeiten, aber er hatte praktisch durchgehend zwei Gegenspieler auf den Füßen stehen und wollte ab und zu auch mit dem Kopf durch die Wand, womöglich in der guten Absicht, seinen jungen Mitspielern voranzugehen; als er sich auf das Zusammenspiel vor allem mit Wohn einließ, brannte es immer öfter vor Kotals Kasten. Der Griesbacher Torwart machte ein starkes Spiel, das muss man anerkennen, und er hatte das Glück des Tüchtigen: gegen Aydinli und Wohn rettete er binnen Sekunden zweimal (58.), ein Kopfball Aydinlis ging knapp über die Latte (65.) und ein Schuss landete zu schlechter Letzt aus Schwarzenbacher Sicht am Pfosten (66.), bei einem weiteren hatte Kotal noch die Hand dazwischen (72.). Entlastung gab es für Griesbach keine mehr, weil Zeman nach einer Verletzung von Smoranc auf verlorenem Posten stand, auch konditionell wirkte die Mannschaft nicht mehr ganz auf der Höhe, die langen Bälle waren allesamt Beute der Schwarzenbacher Abwehr. Der Aufbau im Spiel wurde jetzt energischer und zielstrebiger durchgeführt, die Pässe in die Spitze fanden besser ihre Abnehmer. Aber die Null blieb stehen und die Aufregung auf der Bank und auf der Tribüne wurde immer größer, besonders, als Fröhlich zurückgepfiffen wurde wegen einer Abseitsstellung (75.) Aydinlis, ob zu Recht oder nicht, war Gegenstand einer hitzigen Diskussion. Trotz der immer weniger werdenden Spielzeit gab die Mannschaft nicht auf, und endlich war der Bann auch gebrochen, als Wohn eine flache Hereingabe Saalfranks über die Linie stochern konnte (79.). Es war noch mehr drin, das spürten alle auf und neben dem Platz. Die Griesbacher Abwehr verrichtete Schwerstarbeit und köpfte Flanken fast im Sekundentakt weg, konnte die brenzligen Situationen aber nicht komplett verhindern. Nach einer Flanke von Fröhlich verpasste Wohn das Tor mit einem Volleyschuss (84.), eine Minute später wurde Aydinli frei gespielt, entkam seinen Bewachern und scheiterte wieder an Kotal, weil der Ball in dem Moment versprang, als er den Torhüter umkurven wollte. Und als die Kugel doch noch einmal im Tor lag, winkte Schiedsrichter Özdemir ab, weil er ein Foul an Kotal im Fünfmeterraum gesehen hatte (88.). Die mehr als vier Minuten Nachspielzeit waren nach etlicher Zeitschinderei des SV gerechtfertigt und mit Sicherheit für alle Beteiligiten quälend, je nach Sicht zu lang oder zu kurz. Eine Verlängerung hätte Griesbach wohl kaum überstanden, als Bertl einen letzten Freistoß aber neben das Tor gesetzt hatte, war diese Spekulation überflüssig geworden, der Abpfiff erfolgte und brachte Jubel bei den einen und Fassungslosigkeit und Leere bei den anderen.
Die Aufstellung: Becher (ab 29. Knöchel) – P. Fuchs, Saalfank, L. Wirth, Wohn (ab 70. M. Fuchs) – Hofmann, Fröhlich, S. Bertl, Schijabiew, Linke – Aydinli.