Nach 55 Minuten fällt die Mauer

In der 90. Minute der Partie zwischen dem 1.FC Schwarzenbach und dem TuS Töpen machte sich Schwarzenbachs Verteidiger Stefan Scharrer über die linke Seite auf den Weg zum letzten Angriff. Er spielte den Ball nach innen, genau in Richtung von Torwart Steffen Vacklahovsky. Der musste die Kugel eigentlich nur abfangen, ließ sie auf dem völlig aufgeweichten Boden durch die Arme und direkt in seinen Kasten rutschen. Mit dieser Aktion wäre er zur tragischen Figur des Spiels geworden, denn er hielt bis dahin alles, was zu halten möglich war nach dem 0:1 für die Töpener nach nur zehn Minuten. Wie gesagt, er wäre, denn in den 35 Minuten vor diesem unglücklichen Tor hatte der FCS nach einem einzigen großen Sturmlauf bereits vier weitere Male zugeschlagen; Scharrers Treffer bildete deshalb „nur“ den Schlusspunkt einer einseitigen und deswegen umso kurioseren Begegnung.
Was soll der Tabellenführer für Lehren aus diesem seltsamen Spiel ziehen, das genauso gut 12:1 hätte enden können. erstens: trotz dieser Einleitung gibt es in der Kreisklasse Nord keine einfachen Gegner. Auch Töpen, in der Liga relativ weit hinten eingereiht, brach kräftemäßig nie ein, sondern zeigte defensiv eine gute Leistung, wenn schon nach vorn relativ wenig ging. Teams wie Gefrees II oder Zell/Stammbach II waren letztes Jahr oft überfordert bei den Aktionen besserer Mannschaften. Zweitens: der FCS muss sich in Geduld üben. Tief zu stehen und auf Konter zu setzen wird wohl immer wieder ein Rezept gegen die Grün-Weißen sein. Töpens Angreifer Scholz und Köppel waren nicht oft am Ball, forderten aber genau dann die Konzentration ihrer Gegenspieler, und die muss 90 Minuten lang vorhanden sein. Nach dem berechtigten Foulelfmeter zum 0:1 durch Scholz (10.), dem eine solche Unaufmerksamkeit vorausging, setzten die beiden wenige, trotzdem gefährliche Nadelstiche. Drittens: der FCS wird immer seine Chancen bekommen, er muss sie aber auch nutzen. Was sich nach dem Rückstand rund um den Strafraum der Gäste, war fast unglaublich. Bis auf die absoluten Defensivspezialisten hatte praktisch jeder Spieler der Platzherren seine Gelegenheit zum Torabschluss. Es wurde kombiniert, gespielt und gedribbelt, geschossen und geköpft, aber es fiel kein Tor. Manche Versuche gingen knapp vorbei, andere wurden abgeblockt, und was auf den Kasten kam, hielt Vacklahovsky, der eigentlich Feldspieler ist, mit teils hervorragenden Paraden. Immerhin, der FCS erspielte sich diese Chancen und verfiel kaum in Unruhe. Das 0:1 zur Pause ließ dennoch leichte Unsicherheiten aufkommen, die erst nach 55 Minuten beseitigt waren: der aktuell toll aufspielende Fröhlich traf mit einem schönen Freistoß zum Ausgleich. Und von da an wirkte alles ganz einfach: Schwarzenbach hatte die Lage und den Gegner im Griff, fand die Lücken und nutzte sie zur Entscheidung. Wohn spitzelte mit langem Fuß eine Hereingabe von Bertl ins Tor (66.), Fröhlich nutzte seine Schnelligkeit nach einem langen Pass aus der Abwehr (77.) und Mikuta setzte sich allein zum 4:1 durch (85.). So ein Spielverlauf verbunden mit dem optimalen Start – 12 Punkte aus vier Spielen – darf ruhig Selbstvertrauen geben für die Aufgaben, die in den kommenden Wochen warten.
Die Aufstellung: Becher – Scharrer, P. Fuchs, Luber, Saalfrank – M. Fuchs, Wohn, Fröhlich, Linke (Barthold) – Mikuta, S. Bertl.