Wieder richtet es ein Freistoß

Wenn nach dem Abpfiff des Spiels zwischen Viktoria Hof und dem 1.FC Schwarzenbach fünf türkische Spieler der Hofer auf den ebenfalls türkischen Schiedsrichter einreden, weil er ihre Mannschaft benachteiligt habe und gleichzeitig die Schwarzenbacher Anhänger den Platz verlassen und kritisieren, dass er zu großzügig mit den Gastgebern umgegangen sei, dann hat der Unparteiische entweder miserabel gepfiffen oder eine Partie geleitet, in der es niemandem recht machen konnte. Für Referee Mehmet Polat aus Kulmbach traf über weite Strecken des Matches sicher letzteres zu, denn die (wenigen) Fehler beim 1:1 (1:0) im Spitzenspiel machten eher die Spieler. Beide Seiten waren wohl vor allem enttäuscht, weil das Remis die ersten Punktverluste der Saison bedeutete.
Warum fallen im Pokalderby in Kirchenlamitz gleich acht Tore und vier Tage später nur zwei, wenn beide Spiele gleichermaßen intensiv und offen geführt werden? Simple Antwort: weil die Verantwortlichen gelernt haben. Beim 5:3 des FCS im Totopokal waren „Spione“ des FSV Viktoria vor Ort, sie hatten mit Sicherheit gesehen, dass man die Offensivkräfte der Schwarzenbacher gut und konstant abdecken muss, um nicht in Bedrängnis zu geraten. Und FC-Trainer Horst Pankau hatte gesehen, dass seine Abwehr zu sorglos agierte und zu hoch stand, was gegen die guten Techniker aus Hof ins Auge gehen würde. Wo ein Sebastian Bertl unter der Woche anfangs tun und lassen konnte, was er wollte, wurde er in Hof immer von zwei Gegenspielern bewacht; wo ein Jakob de Waele beim FCK nach langen Bällen kaum zu kontrollieren war, hatten die Schwarzenbacher bei der Viktoria fast immer ein wachsames Auge auf den nach wie vor schnellen Gruber. Fast immer, denn einmal nutzte er doch einen Fehler in der Abwehr traf zur Führung der Platzherren (30.). Ansonsten begnügte sich der FSV weitgehend mit der Spielkontrolle; der FCS wirkte vor der Pause oft zu vorsichtig und zu zögerlich, um den Kasten von Keeper Gürsoy wirklich in Gefahr zu bringen. Erst in den letzten Minuten der ersten Hälfte zog die Mannschaft das Tempo und das Pressing etwas an, Lohn war ein Kopfball von Wohn an die Latte direkt vor dem Halbzeitpfiff. Ein Einzelfehler brachte das 1:0, ein kollektiver Fehler bereitete den Weg zum Ausgleich: die Viktoria überließ den Gästen nach der Pause weitegehend das Spiel und zog sich zurück. Schwarzenbach hatte weit mehr Ballbesitz, konnte damit aber lange wenig anfangen, weil die Abwehr der Hofer gut stand und kompromisslos zu Werke ging. Aus den folgenden Duellen entwickelten sich Zweikämpfe und jede Menge Diskussionen, auch um die Entscheidungen des Schiedsrichters, mit denen keiner richtig zufrieden war, auch wenn sie meist in Ordnung gingen. Halbhohe Bälle in den Strafraum waren kein taugliches Mittel, um die Hofer in Bedrängnis zu bringen, Kombinationen kamen auch wenige zustande, also musste ein Standard für den Ausgleich herhalten. Bezeichnenderweise brachte ein Flachpass die Viktoria in Bedrängnis, zwei Abwehrspieler nahmen Mikuta in die Zange. Den Freistoß setzte Luber in die Mauer, doch Schiedsrichter Polat ließ ihn wiederholen – das war die umstrittenste Entscheidung des Spiels, vielleicht hatte er ein etwas schlechtes Gewissen, weil er in der Aktion zuvor direkt vor dem Strafraum nicht einmal eine Gelbe Karte gezeigt hatte und insgesamt eher milde leitete. Beim zweiten Versuch trat Mikuta selbst an und versenkte den Ball im linken oberen Eck. Der FSV drehte danach zwar noch einmal und lieferte sich heftige Duelle vor allem im Mittelfeld mit dem FCS, konnte seinen Rhythmus aber nicht wieder aufnehmen und musste sich mit der Punkteteilung zufrieden geben. Unterm Strich gerecht, weil beide Seiten am Ende – bei Bertls Versuch an die Latte und Grubers knappem Verpassen einer Flanke – noch gute Chancen liegen ließen und die Teams letztlich zu eng beieinander lagen, als dass es einen Verlierer hätte geben müssen.
Die Aufstellungen: im Pokal: Knöchel – L. Wirth, P. Fuchs, Großmann (Scharrer, Saalfrank) – Wohn, Linke, M. Fuchs, Barthold, Bertl, Haas – Anders; in Hof: Knöchel – P. Fuchs, Scharrer, Luber, Saalfrank – Wohn, Linke, Barthold, Haas, Bertl (M. Fuchs) – Mikuta.