93 Minuten Zittern werden belohnt

Wie sagten die Weisen auf den Zuschauerrängen: „es muss auch mal ein 2:1-Sieg genügen.“ Sie lagen, sofern sie auf Schwarzenbacher Seite waren, fast richtig, denn am Ende gewann der FCS ein kampfbetontes und bis zum Schluss spannendes Derby gegen den TuS Förbau mit 3:1 (1:1) und verbleibt so gemeinsam mit dem 1.FC Waldstein und dem 1.FC Nagel an der Tabellenspitze der Kreisklasse Süd, in der der SV Marktredwitz nach der Niederlage in Nagel jetzt erster Verfolger ist.
Es war ein Spiel, für das die Rahmenbedingungen nicht prächtiger hätten sein können: herrliches Wetter, gut 250 Zuschauer und zwei Mannschaften in guter Form. Abtasten war gar nicht erst angesagt, der TuS suchte sein Heil vom Anpfiff weg in der Offensive. Kuske und Wendler machten den Anfang, Christian Torlutter schaffte schon nach fünf Minuten den erfolgreichen Abschluss, als er über die rechte Seite abzog und mit seinem Schuss die Abwehr überraschte. Es lässt sich jetzt sicher darüber streiten, ob dieses Tor nicht vielleicht zu früh fiel, denn der FCS hatte so genug Zeit, sich zu sammeln und ein Rezept gegen abwehrstarke Förbauer zu finden, die sich weit zurückzogen und gefährliche Nadelstiche mittels Kontern über Kuske, Geyer oder Burger setzten. Die Platzherren übernahmen auf diese Weise zwar die Kontrolle auf dem Feld, taten sich zunächst aber schwer, weil sich viel auf Kapitän Wohn als Leitfigur und Haas als Spitze konzentrierte; Bertl und Mikuta waren an diesem Tag eher klassische Außenspieler und Vorlagengeber. Mit einem Kullerball an den linken Pfosten hätte Haas fast schon nach einer Viertelstunde den Ausgleich geschafft, danach waren es viele Standardsituationen, die bei Wohn landeten, der einmal zu einem Seitfallzieher ansetzte (17.) und einmal die Kugel volley über das Tor donnerte (28.). Der Schwarzenbacher Spielführer musste in dieser Partie durch Aydinlis Ausfall quasi immer gleichzeitig vorne und hinten präsent sein, weil seine Mitspieler doch öfters nervös agierten und ihnen Abspielfehler unterliefen. Einmal konnte er einen solchen Fehler nicht mehr ausbügeln, Kuske konnte allein auf das Tor zuliefen, aber auch auf Becher, der sich geschickt breit machte und mit dem Fuß klärte (35.). Bei einem anderen Verlauf der Szene wäre eine Minute später nur der Anschlusstreffer gefallen, so aber gelang Linke der Ausgleich, als er im richtigen Moment Druck ausübte und aus einem Pass in der Förbauer Verteidigung ein Querschläger wurde, den er nur noch einschieben musste. Der FCS hätte den Schwung sicher gerne weiter genutzt, der Spielfluss ging anschließend aber wegen zweier langer Unterbrechungen komplett verloren: bei einem Zweikampf verletzte sich M. Fuchs am Rücken und musste lange behandelt werden; noch mehr Wellen schlug das Duell zwischen Kuske und Linke kurz vor der Pause, als sich die beiden am Schwarzenbacher Strafraum in die Quere kamen und mit Händen und Füßen beharkten. Es war ein grenzwertiges Verhalten beider Spieler, das eine Rudelbildung und heftige Diskussionen nach sich zog, Schiedsrichter Franek (Lichtenberg) beließ es bei Gelb auf jeder Seite. Er hätte dem ohnehin aufgeladenen Derby mit früherem Durchgreifen einiges an Brisanz nehmen können, zögerte aber oft mit Verwarnungen. Die Pause kam gerade recht, um die Gemüter wieder zu beruhigen; Schwarzenbach war nach dem Seitenwechsel zunächst am Drücker, auch wenn die ganz gefährlichen Angriffe noch fehlten. Als es einmal auf der rechten Seite schnell über Haas ging, rauschte C. Torlutter mit viel zu viel Tempo heran und fällte den Stürmer im Strafraum; den gerechtfertigten Elfmeter verwandelte Wohn sicher gegen Münchberger zum 2:1 (60.). Der TuS ließ sich von der Führung des Favoriten nicht beeindrucken und startete wieder sein Konterspiel, Kuske wurde nur fünf Minuten nach dem Treffer gerade noch vor dem Abschluss abgedrängt. Beide Mannschaften waren in der Folge mit der Arbeit gegen den Ball beschäftigt, erst nach 75 Minuten gab es wieder eine nennenswerte Kombination zwischen Mikuta und Fröhlich, die die packende Schlussphase einläuten sollte. Eigentlich sollte der FCS um einen echten Libero Wohn jetzt tiefer stehen, aber immer wieder rückten die Außenverteidiger zu weit auf oder standen zu weit weg, so konnten ihre Gegenspieler eine ganze Reihe an Chancen kreieren. Geyer bekam zunächst den Ball nicht unter Kontrolle (78.), dann scheiterten gleich drei Förbauer im Strafraum immer wieder an einem Abwehrbein und zu schlechter Letzt aus Sicht der Gäste servierte Petrus zwar perfekt von der rechten Seite, aber Sell schaufelte fünf Meter vor dem Tor unter den Ball und beförderte das Leder freistehend über den Kasten (83.). Der Spitzenreiter schwamm bedenklich, auch weil die eigenen Chancen genauso ungenutzt blieben: Haas brauchte zu lange, um eine Bertl-Flanke zu verarbeiten (85.), F. Mildner nahm dem besser postierten Mikuta den Ball vom Fuß (86.) und Saalfrank schüttelte zwar alle Verfolger ab, konnte Münchberger in zwei Versuchen aber nicht überwinden. Mit Abpfiff klappte es dann doch noch, Haas musste nach einem Querpass von Bertl nur noch einschieben (93.) und konnte so den Sieg perfekt machen. Die Aufgabe „Verteidigung der Tabellenspitze“ war gelöst, aber jeder, vom eingesetzten Spieler bis zum letzten Anhänger auf Schwarzenbacher Seite, wusste, wie eng es dabei zugegangen war.
Die Aufstellungen: FCS: Becher – Scharrer, P. Fuchs, Wohn (Saalfrank) – Linke, Hofmann, S. Bertl, Fröhlich, Mikuta, M. Fuchs (F. Mildner)– Haas; TuS: Münchberger – Schindler, J. Torlutter, Burger, Sell – C. Torlutter, Winkler, Geyer, Merz, Wendler (A. Popp) – Kuske (Petrus).