Zwischen Baum und Borke

Der FCS hat ein Problem: er hat keine Zeit. Die Saison in der Kreisliga nähert sich jetzt zum einen rasend schnell ihrem Ende, am 17.5. steht der letzte Spieltag an, und weitere Partien in Form der Relegation wollen die Schwarzenbacher ganz sicher vermeiden. Zum anderen müsste das Spiel vom Freitag in Mitterteich eigentlich in Ruhe analysiert und aufgearbeitet werden, um konzentriert und mit klarem Kopf in die ausstehenden Partien zu gehen, aber dazu fehlt sie eben, die Zeit, denn es geht ja schon morgen weiter, mit dem Derby gegen den FC Rehau (Anstoß 16 Uhr). War die Niederlage in Mitterteich jetzt ein großer Rückschlag, weil die Mannschaft es versäumte, mit einem eigenen Erfolg sich praktisch aller Sorgen zu entledigen? Oder war sie ein Mutmacher, weil mit dem fast kleinstmöglichen Kader ein Duell auf Augenhöhe geliefert wurde, dass dann etwas unglücklich verloren wurde? Wie groß ist der Rucksack, denn die Elf mitschleppt, weil sie sich einfach nicht entscheidend absetzen kann – schafft sie es nicht mehr, den Schalter umzulegen oder bekommt sie in den Duellen mit drei oberfränkischen Teams doch die Kurve? Kann sie die nicht ganz so einfach zu überblickende Tabelle ausblenden, und vor allem, kann sie endlich ihre Torchancen ausreichend nutzen? Denn diese Schwäche ist es, die den FCS noch immer nicht gerettet sieht. Einsatz, Wille, diese Komponenten stimmen, aber die Angreifer verwerten ihre Möglichkeiten nicht effizient genug. Die Kaltschnäuzigkeit eines Michael Fröhlich fehlt, wenn er nicht dabei ist, seine offensiven Mitspieler sind eben vor allem Vorarbeiter und weniger Vollstrecker. Wenn sie vor dem Kasten stehen, dauert es in dieser Saison zu oft einen Moment zu lang, aus einer großen Möglichkeit wird dann eben kein Tor, wie es im Vorjahr wesentlich häufiger der Fall war. Aber noch ist nicht aller Tage Abend, und noch können die Schwarzenbacher eben alles selbst richten. Schauen wir trotzdem einmal auf die Tabelle der Kreisliga: der 1.FC Marktleuthen ist seit Freitag sicher abgestiegen, er kann die Relegation nicht mehr erreichen. Der FC Lorenzreuth (22 Punkte) hält seine Hoffnung am Leben, um sich direkt zu retten, müsste er jetzt aber alle drei Partien gewinnen. Der SV Steinmühle hat noch zwei Partien und 26 Zähler, ohne zwei Siege wird es wohl nicht gehen. Ebenfalls 26 Punkte hat der TuS Förbau, aber auch noch drei Spiele auszutragen. Und der FCS steht bei 31 Punkten – ein Sieg aus drei Partien hält Steinmühle auf jeden Fall auf Distanz, und die Förbauer müssten dann wohl auch die optimale Ausbeute einfahren, um über dem Strich zu bleiben. Die Grün-Weißen sollten also mit dem Punkten anfangen, und warum nicht im Derby gegen den FC Rehau? Es gibt sicher einfachere Aufgaben, als jetzt gegen den Meister anzutreten, aber hinter den Rehauern stehen genauso Fragezeichen. Sie haben sich ihren Titel redlichst verdient, lange hart arbeiten müssen und den Willen dazu gezeigt und sich am Freitag in Wunsiedel belohnt. Der Titel wurde ausgiebig gefeiert und am Sonntag wird man sehen, wie sehr. Die Mannschaft von Giorgio Arancino wird das Nachbarduell sicher ernsthaft angehen, aber womöglich ist eine Last abgefallen, nachdem das Ziel erreicht wurde, das vor der Saison ausgegeben wurde. Rehau wird sich seiner Verantwortung für die Liga bewusst sein, vielleicht geht man dennoch unbewusst eine Winzigkeit weniger Risiko ein, die neue Bezirksligasaison ist schließlich gar nicht so weit weg. Andererseits ist der FC Rehau kein gewöhnlicher Meister, er hat sein Programm unglaublich konstant heruntergespult, war nicht immer spektakulär, aber enorm effektiv. 48 eigene Tore sind Durchschnitt, nur 17 Gegentreffer hervorragend. Deswegen stehen auch nur zwei Niederlagen zu Buche, die Verfolger aus Arzberg und Konnersreuth liegen bei sechs bzw. sieben. Das Team war zuhause genauso erfolgreich wie auswärts, die Torschützen waren dabei breit gestreut: der junge Dominik Steinmetz traf zuletzt ebenso wie Routinier Ichim, der die Tore in Wunsiedel erzielte. Wichtiger Baustein für den Erfolg ist seit der Winterpause Rico Raithel, der aus Oberkotzau kam und auf Anhieb ein Leistungsträger ist. Dieses stabile Gebilde aufzubrechen, wird die Aufgabe des FCS sein, um am Sonntag nicht mit leeren Händen dazustehen. In Ehrfurcht erstarren muss der FCS sicher nicht, er hat sich immer gut geschlagen in den Begegnungen mit den Nachbarn; er hat nach wie vor seine Stärken, mit denen er auch den Spitzenteams das Leben schwer machte und macht. Und wenn die morgen zum Tragen kommen, dann kann aus Baum und Borke, aus Hoffen und Bangen bald ein positives Saisonende werden.