Zweikampfhärte geht vor Spielwitz

Wenn Tore ein Eigenleben hätten und entscheiden könnten, wo und wann sie fallen wollen, die beiden Treffer beim 1:1 (1:1) des 1.FC Schwarzenbach gegen den 1.FC Marktleuthen hätten sich wahrscheinlich keine andere Partie ausgesucht: in einem Spiel, in dem vieles anders lief als sonst, fielen auch die beiden Tore nicht auf ganz normale Art und Weise.

Ein verunsicherter FCS, der das Heimspieltriple bislang nicht zu seinen Gunsten nutzen konnte, traf auf einen FCM, der in den letzten Wochen gut gespielt und auch noch gepunktet hatte. Würde sich diese Konstellation bemerkbar machen? Die Antwort lautete zu Beginn der Begegnung eindeutig: ja. Marktleuthen trat vom Anpfiff weg souverän auf, spielte mutig nach vorn und kam immer wieder zu gefährlichen Abschlüssen. Das Rezept, den Schwarzenbachern durch konsequentes Forechecking die Lust am Spiel zu nehmen, hat sich inzwischen wohl herumgesprochen, auch am Sonntag mussten sich die Gastgeber erst einmal eines aggressiven Gegners erwehren. Anders als lange Zeit gegen den anderen Nachbarn aus Kirchenlamitz reagierten die Grün-Weißen aber frühzeitig auf diese Gangart und hielten ab etwa der 20. Minute dagegen, die Folge waren reihenweise Zweikämpfe, die an diesem Nachmittag noch eine ganz besondere Rolle spielen sollten. Beide Seiten agierten mit hohem Tempo und viel Einsatz, gegen die schnellen Antreiber und Angreifer mussten sie auch körperlich Präsenz zeigen. Lange und wahrscheinlich auch zu lange ließ sie Schiedsrichter Hildner (Grafengehaig) gewähren, Ermahnungen statt Karten waren über weite Strecken des Spiels seine Devise. In diesem kampfbetonten Derby war dieses Vorgehen aber das falsche Mittel, denn beide Mannschaften reizten die Grenzen aus und überschritten sie teilweise auch. FCS wie FCM sind technisch eigentlich so beschlagen, dass sie Härte gar nicht zwingend nötig hätten – Höppler und Wohn waren Dreh- und Angelpunkte ihrer Mannschaften, ihr Spielverständnis allein könnte vieles ausmachen, aber an diesem Tag entwickelte sich ein Parellelspiel zum sportlichen Geschehen. Das begann mit einer sehr guten Chance für Höppler, der nicht aufzuhalten war, aber nach seinem Solo über die linke Seite knapp verzog (13.). Fröhlich meldete den FCS zurück mit seinem Schuss (28.) und Bertl legte gleich darauf für Linke auf, dessen Versuch aber noch abgefälscht wurde. Der Passgeber spielte da schon mit Schmerzen am Fuß, weil ihn Sieber kurz vorher heftig bei einem Tackling erwischt hatte. Die Heimelf war im zweiten Drittel des ersten Abschnitts besser dabei, weil es ihr gelang, die Flügel mit Bertl und Seifert effektiver einzusetzen; genau in dieser Phase  kam Marktleuthen jedoch zu seinem Tor: Höppler verwandelte einen berechtigten Foulelfmeter, nachdem Scharrer unnötigerweise Zeidler an der Strafraumgrenze umgestoßen hatte (37.). Ab diesem Moment ging es richtig rund auf dem Platz. Die Schwarzenbacher ärgerten sich über den Rückstand, die Marktleuthener witterten eine Chance, weiteren Boden im Abstiegskampf gutzumachen und wollten nicht in die Defensive geraten. Daraus ergaben sich gegenseitige Attacken, die mit Fußball nicht viel zu tun hatten. Nach einem Foul an Fuchs verlor der die Nerven und veranstaltete einen Ringkampf mit seinem Gegenspieler; beide hätten sich nicht über Rot beschweren dürfen und auch in der folgenden Rudelbildung war einiges an Handarbeit geboten, doch der Unparteiische zog überhaupt keine Karte, damit lag er definitiv falsch. Vielleicht deswegen konnte sich Sieber trauen, noch einmal eine Grätsche gegen Bertl auszupacken, diesmal mit dem zweifelhaften Erfolg, dass der Angreifer verletzt vom Platz musste. Es war eher eine Martial Arts-Einlage, doch auch die blieb folgenlos. Mit 18 oder 19 Spielern hätte es in die Pause gehen können, so erlebten 22 Akteure aber noch den Ausgleich mit, der auch nicht alltäglich zustande kam: Torwart Lackmann wollte einen Abschlag ausführen, doch als er den Ball auftippte, spitzelte ihn der hinter ihm lauernde Löffler weg, passte zu Wohn, der dann nur noch die Lücke zum Einschieben finden musste (45.+2.). Hildner hatte gegen den Treffer nichts einzuwenden, so ging es mit 1:1 in die Kabinen. Zum Abkühlen war die Halbzeit aber offensichtlich nicht geeignet, das praktische Zweikampftraining ging munter weiter. Erst nach einer Szene, die gerade nicht aus einem Foul resultierte, beruhigte sich das Geschehen zumindest etwas, weil das Bild doch erst einmal für Schrecken sorgte, als Amri nach einem Duell um den Ball mit Fröhlich so unglücklich fiel, dass er sogar kurz weggetreten war, aber glücklicherweise später wieder mitwirken konnte. Sportlich tat sich zwischen den Unterbrechungen nicht ganz so viel; Linke verzog seinen Direktschuss knapp, nachdem er sich gut freigelaufen hatte und angespielt worden war (59.), Amri setzte einen Kopfball nach einem abgewehrten Freistoß neben den Kasten (69.) und Becher machte einen Höppler-Freistoß zu einer Kerze, die dann über das Tor gelenkt wurde (85.). Schwarzenbach gehörten hier die ersten 20 Minuten und hatte etwas Pech, dass bei einigen guten Aktionen immer der berühmte Zentimeter fehlte; danach war der FCM eher am Drücker, auch wenn sich beide Teams nie ganz zurückzogen und auf Halten spielten. Ansonsten gingen die Nickligkeiten und kleinen Provokationen samt Diskussionen weiter bis zum Schlusspfiff, der dann beiden Nachbarn wenigstens einen Zähler sicherte.

Die Aufstellung: Becher – P. Fuchs, Luber, Löffler, Scharrer (M. Fuchs) – Wohn, Linke, Mikuta, Bertl, Seifert (Anders) – Fröhlich.