Zittern, kämpfen, siegen – alles in letzter Minute

Die Art des Timings ist bestimmt nicht jedermanns Sache und schon gar nicht gut für Menschen mit schwachem Herzen, aber wenn’s dem Erfolg dient, dann bitteschön: mit dem praktisch letzten Angriff für sich erzielt der FCS beim TSV Waldershof das entscheidende 2:1 und holt damit nicht nur den ersten Dreier der Saison, sondern auch insgesamt einen ganz wichtigen Sieg, weil die unerwarteten Konkurrenten im Tabellenkeller wie Kondrau und Thiersheim erkannt haben, dass Punkte im Fußball eben doch eine ganz brauchbare Sache sind. Zum Aufsteiger reist eine absolute Rumpfelf: neben den längerfristig Fehlenden sind an diesem Sonntag auch Jung, Saalfrank, die Fuchs-Brüder und Adolph nicht mit von der Partie, nur Trainer Santiago Fraga da Silva sitzt als Auswechselspieler auf der Bank. Und dieser Minikader hat in der ersten halben Stunde durchaus auch das Glück des tüchtig Kämpfenden, nicht höher als 0:1 in Rückstand zu liegen. Nach 14 Minuten kann eine Hereingabe nicht gut verteidigt werden, Heinrich steht in der Mitte frei und bringt den TSV in Führung. Der FCS braucht diese halbe Stunde, um sich besser zu stellen, dann kommt auch er öfter nach vorn. Bölükbas hat Pech, als er aus gut 20m nur die Latte trifft, fast im Gegenzug verfehlt Schindler ganz knapp das Ziel. In der Pause gibt es aufmunternde Worte, angesichts der Personalsituation gilt das Prinzip „sich so gut wie möglich aus der Affäre ziehen“. Und das gelingt überraschend gut, auch weil Waldershof sein starkes Niveau vom Beginn nicht halten kann. Nach 53 Minuten holt Meichner gerade noch einen Kopfball von Hahn mit einer Flugparade aus der Ecke, vier Minuten später schlägt es aber doch ein: Patrick Bertl, der nach seiner Verletzung vor allem defensiv unterwegs ist und dort eine gute Partie abliefert, spielt in der Offensive einen Doppelpass mit Haas und zieht von der rechten Seite ab – 1:1. Zwar antwortet der TSV durch Wollners Schuss unmittelbar danach, doch in den folgenden 30 Minuten kommt von den Gastgebern zu wenig Zwingendes. Sie können nur selten Tempo aufbauen, Schindler und später auch Dotzauer werden immer wieder abgedrängt; die Gäste wären mit einem Unentschieden in ihrer Lage zufrieden. Aber dann folgt die Geschichte des Spiels: Trainer da Silva, der sich einwechseln musste, weil Schijabiew zur Arbeit gehen musste und in der Spitze als Unruheherd fungiert, verlängert einen weiten Abschlag von Meister, Haas war auf der rechten Seite gestartet und zieht einfach ab: vom Innenpfosten tropft der Ball ins Tor (90.). Der große Jubel muss noch warten, vier Minuten lang ist Zittern und Kampf um jeden Ball angesagt, dann ist der erste Saisonerfolg perfekt. Die Erleichterung ist allen anzumerken, doch jetzt geht es natürlich darum, nachzulegen: am kommenden Sonntag spielt der FCS zuhause gegen den nächsten Aufsteiger, den stark gestarteten TuS Erkersreuth.