Zahlen, bitte!

Es soll also weitergehen – die Spielzeit 2019/20/21 soll auf sportlichem Weg abgeschlossen werden. Bis zum 30.6. ist Zeit, die ausstehenden Spiele auszutragen, Relegationsrunden zu absolvieren und Entscheidungen über Auf- und Abstieg zu treffen. Das haben zwei herausgehobene Verantwortliche des bfv, Josef Janker und Jürgen Faltenbacher, in einem ausführlichen Interview noch einmal betont. Einerseits müssen sie abwarten, wie sich die Pandemie entwickelt, und können oder wollen deshalb nichts übers Knie brechen, andererseits würden sie es bevorzugen, alles über die Spiele und die Ligen zu regeln, damit nicht der Rechenschieber zum Einsatz kommen muss und eine Quotientenregelung greift. Die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten werden sich so oder so nicht mehr lösen lassen, denn während in manchen Landkreisen Bayerns jetzt die ersten Trainingseinheiten im Freien erlaubt sind, wissen die Teams in den Landkreisen wie Hof, Wunsiedel und Tirschenreuth noch nicht einmal, wann es damit überhaupt losgehen kann; im extremen Fall gehen die letzten Partien Ende Juni über die Bühne und drei Wochen später müsste eine neue Saison losgehen – vorausgesetzt, das ist dann überhaupt möglich. Und wenn es auf dem Platz nicht machbar ist, dann müssten die für solche Ausnahmesituationen neu erstellten Regeln greifen und die Ränge in der Tabelle nach dem Prinzip erzielte Punkte : ausgetragene Spiele ermittelt werden. Ist das gerecht? Kann sich der eine Verein glücklich schätzen, weil in weniger Begegnungen erfolgreicher war als der andere, der mehr Spiele austragen musste und womöglich schwerere Gegner vor der Brust hatte, gegen die die Chancen von vornherein schlechter standen? Kann man so einen fairen Auf- oder Absteiger festlegen, werden die Entscheidungen von allen akzeptiert werden, wenn es doch einen Saisonabbruch geben sollte mit allen Konsequenzen, die er mit sich bringen würde? Wie fair ist es, wenn manche Spielklassen die Saison noch komplettieren können, während nebenan auch nach mehr als eineinhalb Jahren noch kein Ende in Sicht ist? Wie wahrscheinlich ist es zum Beispiel in der Kreisliga Süd, dass der FCS noch aus einem momentanen Hotspot-Landkreis (Hof) in einen anderen nach Kondrau (Tirschenreuth) oder Röslau (Wunsiedel) fährt, um dort die vielleicht entscheidenen Zähler für den Klassenerhalt zu holen? Es droht ein Wirrwarr quer durch Bayern und ein Zahlenchaos – hier ein Versuch der Einordnung, was passieren könnte oder müsste und wie die Folgen für die Vereine aus dem Stadtgebiet wären, wenn die Spielzeit tatsächlich unvollendet bliebe: laut bfv wird „die Saison abgebrochen und entsprechend der Quotienten-Regel gewertet, sofern bei 75 Prozent der Mannschaften aus der jeweiligen Spielgruppe mindestens 50 Prozent der Verbandsspiele ausgetragen bzw. durch die Sportgerichte gewertet wurden. Ansonsten wird die Saison für die Mannschaften aus der betroffenen Spielgruppe annulliert. In diesem Fall kommt es nicht zum Vollzug der amtlich veröffentlichten Auf- und Abstiegsregelung“. Das soll eigentlich erst ab 2021/22 gelten, könnte aber auch schon jetzt zum Tragen kommen. In allen Spielklassen mit Schwarzenbacher, Förbauer und Martinlamitzer Beteiligung haben genügend Teams drei Viertel aller Spiele absolviert, der Quotient könnte folglich berechnet werden. Der Reserve des FCS kann es egal sein, sie liegt in der A-Klasse Fichtelgebirge im unteren Mittelfeld, es geht nichts nach oben oder unten. Die Reserve aus Förbau, in Spielgemeinschaft mit Oberkotzau III, würde zwar nach oben rutschen, für den Relegationsrang in der A-Klasse Hof würde es aber nicht reichen, den hätte sich dann der FC Martinlamitz gesichert, knapp geschlagen von der Reserve des FC Wiesla Hof. In der Kreisliga Süd ginge es an entscheidenden Stellen überaus eng zu: bliebe der Stand, wie er jetzt ist, wäre der FC Lorenzreuth (2,08 Punkte) Erster, mit acht Hundertstel Vorsprung auf den TSV Konnersreuth (2,00). Es würden folgen der VfB Arzberg (1,86) und die SpVgg Wiesau (1,73), die in ihren verhältnismäßig wenigen Spielen eine gute Bilanz aufweisen kann und einen Sprung um drei Plätze machen würde. Danach kämen die SpVgg Selb 13 (1,66), der TuS Erkersreuth (1,54), die SG Mitterteich II/Steinmühle (1,54) und der TSV Waldershof (1,40). Die Tabelle bliebe auch danach fast wie sie ist, aber die Werte nähern sich immer weiter an: weiter platziert wären der TSV Thiersheim (1.36), der ASV Wunsiedel (1,27), die TuS Förbau und der VFC Kirchenlamitz liegen mit einem Schnitt von 1,18 gleichauf. Nutznießer wären aber die SF Kondrau, die sich mit 1,21 Punkten vom ersten Relegationsplatz nach vorne schieben würden. Der FCS folgt mit einem Schnitt von 1,10; abgeschlagen scheinen auch nach dieser Wertung die SG Marktredwitz (0,79) und der FC Vorwärts Röslau II (0,20). Es ist so eng im Keller, dass schon ein Schwarzenbacher Sieg bei gleichzeitigen Niederlagen der Konkurrenten aus den Nachbarorten die Reihenfolge umkehren würde – mit der kuriosen Folge, dass dann die voraussichtlich künftigen Partner um einen freien festen Platz in der Liga streiten würden. Wer würde also welches Szenario bevorzugen? Natürlich wäre der sportliche Entscheid allen am liebsten, allein schon, weil man dann endlich wieder spielen dürfte; aber ist der Rechner in manchem Klub nicht vielleicht doch schon einmal ausgepackt worden, nur für den Fall dass…? Was tatsächlich passieren wird, liegt aber einmal mehr nicht in den Händen der Verantwortlichen oder Vereine, auch nicht auf den Plätzen, sondern in Entwicklung der Pandemie, wie so vieles seit mittlerweile einem Jahr.