Wirklich alles grau in grau?

Was war denn jetzt eigentlich der entscheidende Unterschied zwischen der Saalestadt und dem VfB Arzberg am vergangenen Wochenende? Die Torschützen waren es nicht, auf beiden Seiten trafen Abwehrspieler wie Angreifer. Der Einsatz war es auch nicht, beide Teams kämpften und arbeiteten bis zur letzten Minute. Es war wohl die Effizienz, die den Ausschlag zugunsten des Tabellenführers gab: aus den insgesamt wenigen Möglichkeiten machte der VfB drei, die SpVgg aber nur zwei Tore. 20 Treffer nach neun Spielen, das ist für die SchwarzFös nicht allzuviel bei der Qualität, die sie an sich besitzen. Aber diese Qualität muss auch ausgespielt werden können und die Spieler müssen in die Position kommen, um sich erfolgreich einzusetzen. Die gegnerischen Mannschaften haben sich in den letzten Wochen gut auf die gefährlichen Aktionen und Spieler eingestellt, Laufwege dicht gemacht und Akteure aus dem Spiel genommen. Deshalb waren es oft nur Nuancen, die über Tor oder Nicht-Tor, über einen Punkt oder einen Sieg entschieden, ob in Waldsassen oder gegen Arzberg. Es fehlt zur Zeit einfach das Highlight, an dem sich die Mannschaft hochziehen kann, so wie es in der vergangenen Saison Partien wie die zuhause gegen Weißenstadt oder in Konnersreuth waren, die das Team immer weiter getragen haben. Jeder Spieler versucht alles auf dem Platz, aber viele Aktionen wirken verkrampft oder gehen ins Leere, weil die Ansprüche natürlich enorm gestiegen sind und die ganze Elf daran gemessen wird, was sie im letzten Jahr geleistet hat. Doch es ist nun, wie es ist, die SpVgg kämpft sich durch ihr Tief, sie ist auf Platz 4  in der Liga gerutscht und nicht mehr automatisch an jedem Wochenende Favorit. Vielleicht tut ihr auch das einmal gut, denn zwar muss sie weiterhin offensiv agieren, aber er haben mehr Gegner etwas zu verlieren gegen die Saalestädter als zuletzt. Das gilt auch für den TSV Thiersheim, bei dem die SpVgg am Samstag um 15 Uhr antritt. Denn die Thiersheimer sind vorbeigezogen, stehen auf Rang 2 und wollen den selbstredend gerne verteidigen, haben aber nicht nur die SchwarzFös im Nacken, sondern auch Konnersreuth und können sich keinen Ausrutscher erlauben. Respekt haben sie sich aber allemal verdient, denn nach zwei etwas durchwachsenen Jahren in der Kreisliga scheinen sie jetzt den Weg zur Konstanz gefunden zu haben. Das Derby gegen Arzberg ging verloren, ansonsten konnte der TSV aber immer punkten – nicht jedes Mal mit einem Kantersieg wie gegen Selb, aber immer mit eigenen Treffern, womit die Mannschaft von Florian Eiser bei einer Bilanz von 30:11 Toren steht. Pollak und Werner (je 7 Tore), Sycha und Ries (je 3) sind die erfolgreichsten Torschützen, die Treffer verteilen sich auf mehr Schultern als bei den SchwarzFös. Wenig Bewegung im Kader, die Routiniers wie Eckert, Lorke oder Fuhrmann sind geblieben, bei den Neuzugängen hat sich der TSV in Wunsiedel oder Lorenzreuth bedient und Leute mit Erfahrung in Kreis- oder Bezirksliga geholt (Träger, Seidel, Weber); den Weggang von Keeper Lauterbach hat man offensichtlich mit Filip Szczurek gut kompensieren können. Es ist also ein dickes Brett, das die Saalestädter bohren müssen, aber sie müssen es vielleicht gar nicht einmal schön, sondern „nur“ erfolgreich durchbohren, um wieder zu wissen, dass sie noch erfolgreich sein können – sprich, es ist relativ egal, ob es ein dreckiger, ein glücklicher oder ein (im besten Fall) überzeugender Erfolg wäre, den sie sich holen, aber es wäre einer und es wäre einer, der sie wieder beruhigt und ihnen zeigt, dass es weiter klappt. Alles ist längst noch nicht grau für die SpVgg, sie muss nur selbst für mehr Sonnenschein sorgen und die Wolken aktiv auf die Seite schieben.

Um einiges freundlicher schaut die Welt bei der SG Saalestadt II/SVO III nach den letzten Wochen aus. Das Team spielt inzwischen sehr solide und findet in der A-Klasse meist einen Weg zum Erfolg, zuletzt mit dem 2:0 über Grünhaid. Erfreuliches Zwischenergebnis ist Platz 6 in der Liga, eingereiht hinter, aber mit nicht zu großem Abstand zu den Spitzenteams. Eines davon, die SpVgg Selb 13 II, ist am Sonntag ab 13 Uhr Gastgeber für die Reserve. Die Selber sind derzeit Dritter und könnten angesichts der großen Fusionspläne in der Stadt ein wenig nach oben schielen – in der Kreisklasse ist im Moment kein Team der SV oder der Kickers vertreten. So weit nach oben wird die 2. Mannschaft der Saalestadt nicht zwangsläufig schauen, aber ärgern kann sie die Konkurrenz ja vielleicht doch ein wenig; die große Herausforderung am Sonntag wird sein, sich darauf einzustellen, wer bei den Dreizehnern eigentlich aufläuft: bisher sind bei den Selbern nach acht Saisonpartien sage und schreibe 63 Spieler gelistet!