Wieder ein Heimspiel mit Nachspiel

Spielberichte sollen eigentlich ein Bild über den Verlauf einer gesamten Partie geben. Im Fall des Nachbarduells zwischen dem 1.FC Schwarzenbach und dem VFC Kirchenlamitz reicht es allerdings, auf die letzten 60 Minuten zu schauen, denn in dieser Zeit ereigneten sich die entscheidenden Szenen, und es war auch der Zeitraum, in dem dem FCS die Wende hin zum 3:1 (0:1)-Heimsieg gelang, mit dem er sich eine ordentliche Dosis Beruhigung vor Beginn der Rückrunde genehmigen durfte.

Was in der ersten halben Stunde passierte, stand dem reichlich trüben Wetter am Sonntagnachmittag in nichts nach: knapp 130 Zuschauer fröstelte es wegen des Windes – und wegen der Darbietungen auf dem Platz. Das Bemühen der Spieler konnten sie erkennen, Konstruktives zustande zu bringen, aber viele Angriffsversuche wurden entweder schon im Mittelfeld gestoppt oder die Pässe in die Spitze kamen nicht an. Den Mannschaften merkte man ein Stück weit an, dass sie inzwischen wieder fast fünf Monate am Stück aktiv sind, seit Ende Juli eine komplette Halbserie inklusive englischen Wochen absolviert haben, Ausfälle kompensieren müssen und vor allem Enttäuschungen vom Feiertag zu verkraften hatten, keiner wollte noch eine Niederlage kassieren. Einmal kam der FCS doch durch, Patrick Bertl erlief einen Ball an der Grundlinie, passte in den Strafraum – das Tor stand für Marcel Fuchs weit offen, aber er zögerte einen Moment zu lange und wurde gerade noch gestört (38.). Es war die beste Gelegenheit für die Hausherren in einer Phase, als sich die Spielkultur etwas besserte, allerdings vor allem auf Seiten der Gäste. Sie bekamen das Passspiel besser in den Griff, trauten sich etwas mehr zu, blieben aber weitestgehend harmlos. Das blieb so bis zur 43. Minute, da zeigte sich die Qualität von Stürmer und VFC-Kapitän Denizeri: er holte sich den Ball von Schödel, marschierte auf der rechten Seite durch, wurde nicht so recht gestört und bezwang dann auch noch Torwart Fraga. Der Ärger auf Schwarzenbacher Seite war enorm, denn nur ein Augenblick der Unachtsamkeit hatte ausgereicht, um die wiedergewonnene Stabilität nach dem Blackout in Wunsiedel in Frage zu stellen. Die Pause kam da gerade richtig, Trainer Santiago Fraga da Silva musste schnell die passenden Worte finden, um das Team aufzubauen und auf die zweite Hälfte einzuschwören, in der ja noch viel passieren konnte. Und es passierte viel: die Halbzeit reichte offenbar aus, um die Begegnung kippen zu lassen. Plötzlich zeigte der FCS Tempofußball mit Zug nach vorne; schon nach wenigen Sekunden brachte ein Zusammenspiel der Bertl-Brüder Patrick Bertl vor den Kasten von Lauterbach, der ihm aber keinen Raum zum gezielten Abschluss ließ. Direkt darauf wurde er wieder angespielt, hielt den Ball irgendwie gegen drei Gegenspieler und brachte ihn sogar durch, Fuchs war zur Stelle und vollendete mit einem schönen Heber (47.). Die Erleichterung war spür- und beim Jubel auch hörbar. Hätte das Team länger dem Rückstand hinterherlaufen müssen, wäre die Verunsicherung wohl unerhört groß geworden, so aber befreiten sich die Schwarzenbacher mehr und mehr und rannten gegen Kirchenlamitzer an, die komplett den Faden verloren. Zweimal legte Löffler auf, einmal klärte Kling in letzter Sekunde seinen Querpass (52.), einmal war Lauterbach gegen Wohn zur Stelle (53.). Entlastung gab es für den VFC erst einmal keine, die Elf versuchte, in Zweikämpfen den Rhythmus des Gegners zu unterbrechen. Das ging jedoch nach hinten los, denn nach gut einer Stunde beharkte A. Popp einmal mehr Patrick Bertl. Der ging zu Boden und Schiedsrichter Reichardt (Plauen) entschied auf Elfmeter, den Wohn anschließend verwandelte (62.). Doch allein die Entscheidung erregte die Kirchenlamitzer Gemüter auf und neben dem Platz, alle hielten den Strafstoß für überzogen und warfen Reichardt eine zu einseitige Leitung vor. Der Unparteiische ließ tatsächlich viel, teils auch zu viel laufen, wofür es auf beiden Seiten Gelbe Karten hätte geben können. Es wurde giftiger auf dem Feld, die Spieler verstrickten sich in Fouls und anschließenden Diskussionen. Als Fraga, Löffler und D. Weiß zusammenrasselten, forderte auch der VFC einen Elfmeter, der nicht erfolgende Pfiff verstärkte den Frust der Gäste noch. Auf Seiten des FCS kämpfte Fraga im Anschluss mit Oberschenkelproblemen, seine Abwehr musste ihn noch mehr unterstützen und tat das vorbildlich: die Spieler gingen in jeden Zweikampf und waren meist erfolgreich, profitierten aber auch von einfallslosen Kirchenlamitzern, die nur lange Schläge auf ihre drei Stürmer parat hatten, die aber kaum eine Möglichkeit hatten, um sich durchzusetzen; bezeichnend: erst der eingewechselte Barthold hatte für den VFC wieder eine Chance, als er nach 83 Minuten nur die Latte traf. Ein Tor hätte aber auch nur den Anschlusstreffer bedeutet, denn mit Beginn der Schlussviertelstunde war das 3:1 gefallen: Routinier Saponaro war zum Stören und Ballhalten eingewechselt worden, in dieser Situation zeigte er aber sein Stürmerblut, als er sich geschickt von Fuhrmann löste und in den Befreiungsschlag von Sebastian Bertl lief; vor dem Kasten behielt er dann abgeklärt die Übersicht. Trotz des Lattenschusses war dieses Tor die Entscheidung, denn selbst als die Gelb-Schwarzen mit elf Mann stürmten, gelang ihnen nichts mehr Überlegtes. So kam dann die Derbystimmung richtig zum Kochen, als die Partie beendet war; die Kirchenlamitzer ärgerten sich über den Schiedsrichter und das Ergebnis, die Schwarzenbacher mischten auch etwas mit, Worte flogen hin und her, es dauerte, bis sich scheinbar alles wieder etwas beruhigt hatte – und dann zeigte Reichardt Keeper Lauterbach plötzlich die Rote Karte, und alles fing von vorne an. Sein Assistent wollte einen Schlag des Torwarts gegen Wohn gesehen haben, andere sprachen von einer Beleidigung, so richtig schlau wurde keiner aus der Entscheidung. Die mutmaßlichen Kontrahenten sprachen sich aus, versuchten, die Wogen irgendwie zu glätten, das letzte Wort liegt jetzt beim Schiedsrichter. Mit einigen Minuten Verzögerung konnte dann die Feier des Derbysieges beginnen, die entsprechend genüsslich ausfiel.

Die Aufstellung: Fraga da Silva – Luber, Saalfrank, Jung, Löffler, Linke – Wohn, S. Bertl, M. Fuchs, P. Bertl – Haas (Saponaro, R. Schijabiew).