Wer ärgerte hier wen…

Der Tabellenführer reist zum Elften, spielt dort 0:0 – kann er mit dem Ergebnis zufrieden sein? Ja, wenn es unter besonderen Umständen zustande gekommen ist. Und die waren gegeben, als der 1.FC Schwarzenbach zum ersten Mal in dieser Saison torlos blieb im Spiel bei der SG Regnitzlosau II, die allerdings doch eher eine SGR 1b war.

Es ist die Zeit der Entscheidungen in allen Spielklassen, jeder versucht, das Bestmögliche für seinen Verein herauszuholen. So ist es auch in Regnitzlosau, deren 1. Mannschaft seit zwei Wochen als Meister in der Kreisliga Nord feststeht. Die Reserve jedoch kämpft noch gegen die Relegation in der Kreisklasse, daher hatte Trainer Schaal bereits angekündigt, die 2. Mannschaft so weit wie möglich in den letzten Partien verstärken zu wollen. Das sah dann im Vergleich zum Hinspiel in Schwarzenbach so aus: vom damaligen blieb Torwart Gräßel in der Startelf, Praszler und Wonsack waren auf der Bank. Die Kreisliga-Stammspieler Fröhlich, Schörner und Fraas begannen zusammen mit May, Koch, Schwinger und Tröger, die zumindest im erweiterten Kader der „Ersten“ stehen; auch ein Ilja Burlaku hat dort schon gespielt. Alles regelkonform, und vielleicht würde ein FCS in ähnlicher Situation nicht viel anders handeln; aber zum Nachdenken sollten diese Verschiebungen schon anregen, denn schließlich kämpften die Saison über ganz andere Spieler um das Erreichen des Klassenerhalts und standen den unmittelbaren Konkurrenten und den Aufstiegsanwärtern gegenüber. Den Gästen blieb nichts weiter übrig, als die Situation so anzunehmen,  wie sie war; die Konfrontation mit gestandenen Kreisligaspielern lösten sie über sehr große Strecken der Begegnung auch ganz hervorragend und holten sich gleichzeitig einiges an neuen Erfahrungen. Schwarzenbach blieb seiner offensiven Grundeinstellung treu und hatte die fast beste Chance des Spiels, als Bertl nur die Latte traf. Wenn sie ihre Schnelligkeit einbringen konnten, hatten die Grün-Weißen ihre Möglichkeiten: einmal setzten sie die Regnitzlosauer Abwehr so unter Druck, dass Torwart Gräßel weit aus seinem Kasten kommen musste, den Ball nicht sauber klären konnte und Bertl aufs Tor zielte, wo aber ein Abwehrspieler kurz vor der Linie klärte (23.); ein anderes Mal passte die Abstimmung in der Hintermannschaft nicht und Mikuta wäre fast erfolgreich in einen Fehlpass gespritzt, konnte den Ball jedoch nicht mehr unter Kontrolle bringen (35.). Zu viele solcher Szenen gab es in diesem Spiel aber nicht, weil da ein Gegner von einem ganz anderen Format mit agierte: die Kreisligaspieler brachten viel mehr Tempo, Präzision und Zug mit, sie konnten Bälle besser ablaufen und auch ihre Gegenspieler in ganz andere Zweikämpfe zwingen als ein Großteil der Spieler in der Kreisklasse. Wohn war viel mehr im Mittelfeld gebunden als üblich, auch Luber musste sich praktisch durchgehend auf die Arbeit als Libero konzentrieren. Das war auch nötig, denn das Umschalten nach Ballverlusten praktizierte die SGR schnell und erfolgreich, vor allem Jonas Fröhlich machte auf der linken Seite Saalfrank das Leben schwer, der Verteidiger blieb aber genauso wie Pendant Scharrer  immer hartnäckig und gab keinen Ball verloren. Somit ergab sich eine sehr intensive Partie, die auch mit nicht allzu vielen Torchancen für die Zuschauer interessant war und dem FCS Anschauungsunterricht bot, welche Kaliber auf die Mannschaft im Fall des Aufstiegs zukommen würden – sicher nicht jede Woche von der Güte eines Spitzenteams wie Regnitzlosau, aber doch in viel kürzeren Abständen als bis jetzt. Nach der Pause erhöhte die Heimelf etwas den Druck, Fraas (55.) scheiterte nach einer Ecke aus kurzer Distanz an Becher, Luber musste einen Schuss von Fröhlich blocken (62.). A propos Fröhlich: der Vergleich der Namensvetter zeigt vielleicht recht gut den Weg, den der FCS manchmal noch zu gehen hat – der Schwarzenbacher Michael ist ein hervorragender Fußballer mit toller Technik, spielt aber manchmal noch zu verschnörkelt; der Regnitzlosauer Jonas wählt den direkten Weg und erzeugt damit aktuell noch mehr Gefahr. Ein Kreisligist FCS müsste diese Geradlinigkeit ebenfalls häufig zeigen, um nicht selbst für schnelle Gegenangriffe anfällig zu sein. Doch wo die Offensive nicht wie so oft glänzen konnte, stand die Defensive mit allen zehn Feldspielern bis zum Spielende sehr gut und erlaubte der SGR bis auf Standards keine ganz zwingenden Abschlüsse mehr. Die eigenen Angriffe endeten spätestens im Strafraum bei den Akteuren rund um Abwehrchef Tröger, sodass das 0:0 letztlich in Ordnung geht. Der ein oder andere Schwarzenbacher war wahrscheinlich trotzdem nicht ganz zufrieden, aber die gute Laune stellte sich unter Garantie in der Kabine wieder ein, als das Ergebnis aus Förbau die Runde machte; zu diesem Zeitpunkt hatten sich dann wohl auch die Gemüter einiger Zuschauer wieder beruhigt, die mit der Aufstellungspraxis der Gastgeber nicht einverstanden waren.

Die Aufstellung: Becher – Scharrer, Luber, Saalfrank, P. Fuchs (Ceylan) – Wohn, Linke, Fröhlich, Bertl, Mikuta (Özten) – Anders.