Wenn man im Regen steht…

Selbst die Kondrauer Zuschauer gaben zu, dass sie mit diesem Heimsieg nicht mehr gerechnet hatten: mit 2:1 (0:1) besiegten die Sportfreunde den 1.FC Schwarzenbach und konnten sich so etwas von den Abstiegsrängen entfernen, während der FCS bis auf Platz 15 abgerutscht ist  und wohl einfach nur das Ende dieses desaströsen Teils der Saison 2017/18 herbeisehnt.

Warum funktionieren Dinge, die 83 Minuten lang bestens geklappt haben, in den letzten sieben Minuten eines Fußballspiels nicht mehr? Die Antwort fiel am vergangenen Sonntag bei aller Tragik und Dramatik, die die Partie in Kondrau zu bieten hatte, vergleichsweise nüchtern und einfach aus:  während die Gastgeber kräftemäßig noch ein wenig zusetzen konnten, wurde der Tank bei den Schwarzenbachern in der Gesamtheit immer leerer. Die nach den vielen Ausfällen verbliebene erste Elf hatte einfach alles gegeben und musste die Lücken lassen, die zu den beiden durchaus glücklichen Treffern der Kondrauer führten. Diese späten Tore waren möglich, weil sich die Gäste müde gelaufen hatten und weite Wege gegangen waren, um zuvor die Angriffsversuche der SF zu unterbinden und den knappen Vorsprung zu verteidigen, den sie seit der 5. Minute besaßen. Da gelang eine schöne und vor allem schnelle Kombination nach einem Kondrauer Ballverlust über die Fuchs-Brüder, deren dankbarer Abnehmer in der Mitte Fröhlich war. Der Rückstand zeigte Wirkung bei den Gastgebern, die im Fall einer Niederlage mit in den Abstiegskampf gerutscht wären, das Spiel in die Tiefe gelang kaum, weil die Schwarzenbacher gut gestaffelt standen und den Ballführenden aggressiv attackierten, zudem fehlte ihnen Antreiber und Kapitän Brunner sichtbar. Spielertrainer Ryba war vor allem mit Zweikämpfen gegen Fröhlich beschäftigt und konnte ebenfalls nicht entscheidend in den Aufbau eingreifen. Dem FCS gelang es immer wieder, Konter aufzuziehen, weil er zunächst im Tempospiel überlegen war, die gefährlicheren Aktionen gingen von den Grün-Weißen aus – allein, sie schlossen sie nicht erfolgreich ab. Kurz nach dem Führungstor hätte Fröhlich praktisch nachlegen müssen, auch Linke brachte die Kugel nicht im Tor unter. Schon nach gut einer Viertelstunde hätten die Schwarzenbacher das Spiel auf ihre Seite ziehen müssen, weil sie die Kondrauer effektiv im Griff hatten; und direkt vor der Pause boten sich die nächsten Großchancen, als Torwart Roßkopf einen Freistoß von Fröhlich glänzend aus dem Winkel holte und gleich darauf ein Abwehrspieler Fröhlichs Volleyschuss gerade noch zur Ecke lenkte. Das Problem der nicht fallen wollenden Tore, es zieht sich als der berühmte rote Faden durch die Spielzeit und sorgte für Zittern, aber auch Optimismus auf der einen und weiter Hoffnung auf der anderen Seite in der Halbzeit. Zur Not einen dreckigen Sieg einfahren wollten beide Teams, das konnte schon deswegen nicht schwer fallen, weil während der zweiten Hälfte das Wetter schlechter wurde und der Regen den Platz komplett matschig werden ließ. Aber natürlich lautete das Motto vor allem „drei Punkte, egal wie“, und so änderte sich am System weder bei Kondrau noch beim FCS allzu viel. Die Heimelf bekam allerdings nach und nach mehr Spielanteile, denn Schwarzenbach zog sich weiter zurück und die Beine wurden langsam, aber sicher schwerer. Die viele Laufarbeit kostete Kraft, dazu kam die teils sehr rustikale Spielweise Kondraus. Es gab viele Fouls, die Schiedsrichter Hahn (Trebgast) früher und konsequenter hätte ahnden müssen, dann wären die Emotionen auf und neben dem Spielfeld nicht so hochgekocht. Die Wege wurden für die angeschlagenen Spieler aber immer weiter und anstrengender, trotzdem wären Wechsel in der letzten halben Stunde wohl schwierig gewesen, weil die Gesamtkonstruktion noch funktionierte. Aus der bravourös kämpfenden Truppe muss man Libero Sven Luber noch etwas herausheben, der enorm viele der langen Bälle, die die Kondrauer versuchten, ablief und unschädlich machte, dazu leitete er Entlastungsangriffe ein. Die wurden jedoch seltener, die Sportfreunde hielten den Ball meistens in der Schwarzenbacher Hälfte, große Aktionen blieben aber auch bei ihnen Mangelware. Ihr letztlich entscheidender Vorteil: etwas mehr Kraft in den letzten Minuten und eine Wechselmöglichkeit, die sich auszahlte. Lukas Gerg, im letzten Jahr als Spieler der SG Fuchsmühl schon Torschütze gegen den FCS, kam in die Partie und sorgte für Lücken im Abwehrbollwerk, weil man ihm nicht mehr bei jeder Bewegung folgen konnte. Es kam, was kommen musste: nach 83 Minuten und viel, aber recht planlosem Druck wurde der erste Schuss gerade noch abgewehrt, doch den Nachschuss brachte Bauer im Tor unter. Das Entsetzen stand den Gästen ins Gesicht geschrieben, sie rafften sich aber noch einmal auf, Bertl wurde jedoch im letzten Moment abgedrängt (87.). Mit dem Punkt hätte die Mannschaft trotzdem irgendwie leben können, doch solche Spielverläufe mit brauchbarem Ende gibt es heuer scheinbar nicht. Der K.o. war eine Kombination aus nassem Ball, versperrter Sicht, Unsicherheit des Torwarts, kurz: Becher konnte die Kugel nicht festhalten, die Gerg von der Strafraumgrenze losgeschickt hatte, der Ball hoppelte gemächlich Richtung und dann über die Linie zum 2:1 (90.), fast schon wie ein Hohn nach einer intensiv geführten Partie. Die letzte Gelegenheit bot sich wieder Fröhlich, der aber nach schönem Solo nicht zum Abschluss kam, und dann war eines von zahllosen Spielen in dieser Saison vorbei, die der FCS nicht hätte verlieren müssen und trotzdem irgendwie ohne Punkte vom Feld ging.

Die Aufstellung: Becher – Saalfrank, P. Fuchs, Luber, Löffler – Linke, Hoffmann, Bertl, M. Fuchs, Barthold – Fröhlich.