Vieles, was ein Derby ausmacht

Der Jubel nach dem Spiel war ein Spiegelbild der Partie, zu der er gehörte: er musste sich erst entwickeln. Am Ende war er doch gewohnt laut und sicher, genauso wie die SG Schwarzenbach/Förbau zum Schluss des Derbys beim VFC Kirchenlamitz deutlich souveräner agierte als zu Beginn und sich am Ende verdient mit 3:1 (1:0) beim Schlusslicht durchsetzen konnte.

Wer als Zuschauer seine Freude an harten Duellen, vielen Diskussionen, umstrittenen Aktionen und teils dramatischen Momenten hat, der war beim Spiel der beiden Nachbarn am Sonntag genau richtig. Wer dagegen auf schöne Kombinationen und ein überlegen geführtes Match des Tabellenführers gehofft hatte, der musste sich enttäuscht fühlen. Denn sehenswert waren nicht allzuviele Szenen über die 90 Minuten gesehen, und das lag an vielen Faktoren. Der Platz in Kirchenlamitz war durchaus besser als in den Vorjahren, aber nicht überall eben, also keine guten Voraussetzungen für Kombinationsfußball. Der spielt beim VFC aktuell nur eine Nebenrolle, der Tabellenletzte muss vor allem über Einsatz und Kampf ins Spiel finden, und das gelang ihm über weite Strecken. Die Kirchenlamitzer machten den Laden zeitig dicht, ließen die Gäste weit in die eigene Hälfte kommen und standen den Saalestädtern dann eng auf den Füßen. Das Netz an Verteidigern zog sich immer wieder zu und fing fast jeden Angriff erfolgreich ab. Die Gäste wiederum taten sich überraschend schwer, Alternativen zu finden, um diese Defensive zu überwinden. Dazu kam besonders in der ersten Hälfte ein Auftritt, der nicht zu den letzten Wochen passen wollte: viele Abspielfehler, wenige gelungene Kombinationen und ein oft verschlepptes Tempo prägten das Bild, erst recht nach dem Rückstand: als der VFC einmal Fahrt aufnahm, kam eine Flanke ins Zentrum, wo Jena offenbar völlig übersehen wurde und zum 1:0 einköpfen konnte (10.). Mit ihrem Einsatz verdienten sich die Gelb-Schwarzen ihren Vorsprung, der Spitzenreiter konnte sich nicht wirklich frei spielen und auch deshalb keinen Rhythmus aufbauen, weil sich Kirchenlamitz‘ Coach Matuschak immer wieder zu Wechseln entschloss und die engmaschige Verteidigung mit Zweikämpfen operierte, die Freistöße, aber auch Unterbrechungen nach sich zogen. Die SG arbeitete sich ab, die Unzufriedenheit war sicht- und hörbar, auch weil sich ungewohnt wenige Möglichkeiten ergaben. Geyer zweimal und Patrick Bertl hatten nach längerer Anlaufzeit noch die besten Gelegenheiten, verzogen aber oder scheiterten an VFC-Torwart Schreier. Zur Pause also ein überraschendes Ergebnis, sollte ausgerechnet im Derby die Erfolgssträhne der SchwarzFös enden? Viel änderte sich in der zweiten Hälfte erst einmal nicht, ein Kopfball von Andörfer (48.) nach einem Freistoß blieb zunächst der einzige erwähnenswerte Moment. Das Spiel wurde noch etwas intensiver, die Hausherren merkten, dass sie nur eine Chance haben würden, wenn sie die Zerfahrenheit in der Partie würden halten können. Schiedsrichterin Clara Thümling (Froschbachtal) behielt meist die Übersicht und entschied bei den Zweikämpfen oft richtig, hätte in der immer hektischer werdenden Partie aber häufiger Unterstützung von beiden Assistenten gebraucht, doch meistens war nur einer der beiden wirklich auf Ballhöhe und aktiv. Beim Ausgleich hätte sein Gegenüber nach Ansicht der Hausherren auf Abseits entscheiden sollen, doch in dieser Situation lag er wohl richtig, die Fahne unten zu lassen: Greim brachte den Ball in den Strafraum, Bablli kontrollierte den Ball, drehte sich um seinen Gegenspieler und überwand Schreier zum 1:1 (63.). Der Stürmer war Teil einer bemerkenswerten Aktion nach einer guten Stunde, denn Trainer Gräf wechselte gleich vier Akteure auf einmal ein. Diese Kadertiefe sollte am Sonntag den Unterschied machen, denn Gräfs Pendant Matuschak konnte seinen Leuten nur Verschnaufpausen geben, die SG hatte echte frische Kräfte zur Verfügung. Und so verlagerte sich das Geschehen immer mehr auf eine Seite, nämlich vor das Tor des VFC. Weiß versuchte es, sein Schuss wurde aber vor der Linie geklärt (65.), bei Greims Abschluss war Schreier nach 75 Minuten mit dem Fuß zur Stelle. Zu dieser Zeit hatten sich die Gäste vom Schock der Szene erholt, die die Begegnung noch einmal hätte kippen lassen können: etwa fünf Minuten vorher hatte Patrick Bertl einen Sprint angezogen, flankte in die Mitte und sank dann auf der Grundlinie zusammen. Er hatte sich bei dieser Aktion wohl eine heftige Verletzung im Oberschenkel zugezogen, konnte nur mit Unterstützung von Betreuern Richtung Clubheim humpeln und wurde zur weiteren Versorgung ins Krankenhaus gefahren. Die Anhänger beider Seiten litten mit dem Angreifer und man kann nur hoffentlich, dass er möglichst bald wieder fit sein wird. Dass das Spiel trotz des heftigen Ausfalls keine weitere Wendung mehr nahm, lag daran, dass der Druck der Saalestädter inzwischen zu groß geworden war, die Mannschaft war jetzt endlich in Fahrt gekommen. Der ebenfalls eingewechselte Saalfrank, auch er leicht angeschlagen, flankte einmal, ein Lattentreffer war die Ausbeute, er bekam den Ball ein zweites Mal, flankte wieder, dieses Mal rutschte die Kugel bis zu Bablli durch, der direkt abzog und sein zweites Tor erzielte (81.). Sogar den Hattrick machte er in der 89. Minute nach einem Doppelpass perfekt und war damit logischerweise Held des Tages bei der SG. Zu dieser Zeit war der VFC nur noch zu zehnt und fühlte sich endgültig benachteiligt, weil Triller mit Gelb-Rot vom Platz geschickt worden war (85.) – bei einem Tor von Letfuß hatte es lange gedauert, ehe ein Foul vorher an die Schiedsrichterin signalisiert wurde, inzwischen gab es Wortgefechte von jedem gegen jeden, Triller hatte vorher schon Gelb gesehen und konnte sich in diesem Moment wohl nicht mehr zurückhalten. Die Kirchenlamitzer hatten alles gegeben und waren verständlicherweise sehr enttäuscht, aber ihre Mittel sind aktuell zu eingeschränkt, um über 90 Minuten erfolgreich zu bestehen. Die SG hingegen kann im Bedarfsfall nachlegen, sollte allerdings in den kommenden Wochen nicht zu oft zu lange warten, um ins Spiel zu finden.

Die Aufstellung: Pas. Meister – P. Fuchs, Löffler, Weiß, Luber (Pat. Meister, Menzel, Saalfrank) – Langer, Greim, S. Bertl, Geyer – P. Bertl, Andörfer (Letfuß, Bablli).