Verschlafener Saisonstart

Sie haben im altehrwürdigen Waldstadion gespielt – und verloren. Sie haben auf dem Platz unter der Bahnlinie gespielt – und verloren. Sie haben auf dem Platz neben dem Freibad gespielt – und verloren. Kein Zweifel, die Fußballplätze in Marktredwitz liegen den Schwarzenbachern nicht. Aber vielleicht ist es auch nicht so sehr der Untergrund, sondern eher die Spielweise der Marktredwitzer Mannschaften, die ihnen zu schaffen macht, und durchaus sind es auch die eigenen Fehler, die dem 1.FC Schwarzenbach einen Erfolg in der Kreisstadt verwehren, so wie am vergangenen Sonntag bei der 2:3 (0:2)-Niederlage bei der SG Marktredwitz am 1. Spieltag in der Kreisliga Süd 2019/20.

Mit etwas hängenden Köpfen gingen die Schwarzenbacher Spieler zur Halbzeit in die Kabine, mit Trotz und Entschlossenheit kamen sie wieder zurück aufs Feld. Diese Veränderung in der Haltung beschreibt recht gut das Bild in den beiden Spielhälften. Die Grün-Weißen wussten, dass sie vor der Pause keine gute Leistung geboten hatten. Zwar hatten sie durch Adolph, der allein auf Torwart Riedelbauch zuging, gleich zu Beginn eine gute Möglichkeit, aber das erste Tor gelang den Gastgebern: Saalfrank hatte sich auf einen Zweikampf eingelassen und musste foulen, den berechtigten Strafstoß verwandelte Grumme zur frühen Führung (7.), die den Marktredwitzern in die Karten spielte und den FCS ziemlich durcheinander brachte. Denn das Konzept von SG-Trainer Plomer ging immer wieder prächtig auf: wenn sich die Gelegenheit bot, lief der Ball schnell über Grumme oder Antonyuk, ansonsten wurde er einfach weit auf die lauernden und dann durchstartenden Spitzen Werner und Gerwens geschlagen, die mit ihrem Tempo der Schwarzenbacher Abwehr große Probleme bereiteten; Torwart Meister, der eine ganz sichere Partie zeigte, musste öfter eingreifen, als ihm lieb war, ein, zwei Mal hatte er auch Glück, dass die frei stehenden Angreifer nicht genau genug zielten. Die Gäste wiederum verloren die Bälle viel zu früh oder brachten sie gar nicht erst zum Mitspieler. Waren die Beine doch vom Wiesenfestbesuch noch schwer oder war es doch schwieriger als erwartet, die personellen Umstellungen aufgrund des veränderten Kaders in einem Ligaspiel umzusetzen? Löffler und Hahn auf der Sechs agieren anders, (noch) nicht so prägend wie Raimund Wohn, auch wenn sie immer anspielbar waren. Der lange Pass auf Patrick Bertl muss noch ausfallen, weil der Flügelstürmer verletzt ist; in der Abwehr spielt Großmann einen ruhigen, soliden Part, aber dass er als Ü30-Spieler ein anderes Tempo zeigt als ein Christoph Menzel, der gute zehn Jahre jünger ist, liegt auf der Hand. Und dass im Sturm ein Michael Fröhlich als zweite Spitze fehlt, ist auch klar. Damit ist keine Kritik an den genannten Spielern ausgedrückt, sie gaben ihr Bestes, doch die Sicherheit fehlte irgendwie, und das nutzten die Platzherren aus. Nach mehreren gefährlichen Versuchen nutzte Gerwens einen weiteren Steilpass aus dem Mittelfeld und schloss zum 2:0 ab (39.). Das Tor fiel in einer Phase, als die Schwarzenbacher langsam begonnen hatten, selbst torgefährlich zu werden, aus Standardsituationen entwickelten sie ihre Chancen. Nach einer Ecke wurde ein Abwehrspieler der SG angeköpft und lenkte den Ball Richtung Tor, wo Riedelbauch gerade noch rettete (40.), nach einer weiteren Ecke köpfte Jung über den Kasten (43.). Diese Gelegenheiten machten wohl Mut für die zweite Hälfte, die der FCS stürmisch begann, aber dann gleich wieder zwei brenzlige Momente überstehen musste, als einmal Werner an Meister scheiterte (47.) und einmal eine Flanke an jeder Menge Füße vorbei rollte, ehe Luber in höchster Not ins Aus klärte (52.). Aber dann hatten sich die Saalestädter sortiert und hielten auch besser dagegen, Folge war prompt das 1:2 (54.), als Adolph den Kopf in einen Freistoß von Sebastian Bertl hielt. Jetzt drängten die Gäste, sie produzierten immer noch reichlich Fehler, erzwangen mit höherem Tempo und besserem Passspiel aber auch welche, die Abwehr der SG geriet mehr und mehr ins Schwimmen. Doch just in dieser Phase fiel der dritte Marktredwitzer Treffer und das Muster blieb: Pass in die Spitze, Gerwens war am schnellsten und zog von der linken Seite ab (68.). Allerdings meinten sogar einige Heimfans, dass der Stürmer im Abseits gestanden war. Zu verlieren gab es für die Schwarzenbacher jetzt nichts mehr, sie machten weiter Druck und holten sich so Chancen. Bölükbas verzog einen Abpraller knapp (71.), später traf ein misslungener Abschlag Riedelbauchs erst einen Mitspieler, dann Adolph, aber die Kugel wollte von dort auch nicht ins Tor (83.); zu schlechter Letzt scheiterte der Stürmer auch noch am Pfosten nach einer von Hahn verlängerten Flanke (85.). Doch die Möglichkeiten waren gegeben, weil sich der FCS ins Spiel gestemmt hatte, das führte zunächst zum Anschlusstreffer: Bertl bekam einen abgewehrten Ball und schlenzte ihn mit viel Gefühl in die rechte Ecke (75.). Und der Druck führte zu einer Szene, die die große Chance zum Ausgleich hätte ergeben müssen: bei einem Schuss aus der zweiten Reihe flog die Kugel einem Marktredwitzer Abwehrspieler an die deutlich ausgestreckten Arme; egal nach welcher Regelauslegung, hier hätte es Elfmeter geben müssen, doch Schiedsrichter Hirsch (Waldsassen) zeigte nichts an. In diesem Fall traf er eine klare Fehlentscheidung, in anderen Situationen konnte diskutiert werden, aber er war letztlich nicht verantwortlich für die Niederlage. Nach dem Pfostenschuss kam Hektik auf, übereilte Abschlüsse waren die Folge und die SG, die letzten beiden Minuten nach Gelb-Rot für Tarhan überstehen musste, konnte erfolgreich das 3:3 verhindern. Es war ein bitterer Einstand in die neue Saison, aber es war nur ein Spiel, aus dem Lehren gezogen werden müssen und können.

Die Aufstellung: Meister – Großmann, Jung, Saalfrank, Luber (S. Mildner) – Löffler, Hahn, M. Fuchs, S. Bertl, Haas (Bölükbas, E. Schijabiew ) – Adolph.