Trotz Klassenerhalt: die rechte Freude kommt nicht auf

Sehen so Spieler aus, die sich über eine weitere Saison Kreisliga freuen dürfen? Von Jubel und Zufriedenheit war bei den Akteuren des 1.FC Schwarzenbach nichts zu sehen nach der Partie gegen den FC Rehau, in der sie dem frischgebackenen Meister doch immerhin ein 1:1 (0:1) abgerungen hatten. Doch der Verlauf des Wochenendes und auch der gesamten letzten Wochen hatten wohl an den Nerven und an den Kräften gezehrt, so sehr, dass die Freude über den Klassenerhalt vermutlich erst nach und nach zum Vorschein kommen wird.

Es ist fast bezeichnend für den Verlauf des Jahres 2019, dass der FCS den Ligaverbleib nicht selbst klarmachte, sondern ihn dank Schützenhilfe erreichte. Ausgerechnet der Nachbar aus Förbau sorgte dafür, weil er das Frühschoppenspiel in Wunsiedel mit 0:1 verlor; damit stand schon vor dem Anpfiff des Derbys gegen Rehau fest, dass die Schwarzenbacher nicht mehr tiefer als auf Rang 12 rutschen können, dem letzten Platz vor den Relegationsrängen. Jetzt heißt es Daumen drücken für den Ortsrivalen, der womöglich ein Endspiel in einer Woche gegen Steinmühle um den Klassenerhalt hat. Die große eigene Chance, ohne Sorgen in den Sonntag zu gehen, nutzte der FCS am Freitag in Mitterteich nicht. Bei der Landesligareserve verlor die Elf mit 2:4 (1:2) und offenbarte dort einmal mehr das große Dilemma, das die Grün-Weißen in diesem Jahr verfolgt: der Kader war häufig zu klein und/oder ausgedünnt, Ersatz war nur bedingt vorhanden. Im Stiftland saß Trainer Santiaga Fraga da Silva als einziger Ersatzspieler auf der Bank, weil die 2. Mannschaft zeitgleich auflaufen musste. Verletzte und abwesende Spieler sind ein Grund, warum es nach dem Auftakterfolg gegen Mitterteich im März so rasant nach unten ging. Die verbliebenen Kräfte sind keine schlechten, im Gegenteil, aber ihre Kräfte reichen nicht unendlich und irgendwann geht der Dauereinsatz zu Lasten der Genauigkeit im Spiel und der Qualität, die alle zweifellos besitzen; in der kommenden Saison muss sich im personellen Bereich zwingend etwas ändern. Beim SVM gaben die eingesetzten Spieler alles und erwischten einen Traumstart, als Adolph früh das 0:1 (9.) erzielte. Allerdings konnten sie die Führung nicht lange halten, im Gegenteil:  Weiß und Broschik (13./17.) drehten Ergebnis und Richtung der Begegnung. Auch Mitterteich konnte sich mit einem Dreier retten, im einem Spiel mit offenem Visier und vielen Tormöglichkeiten auf beiden Seiten waren die Gastgeber mit ihrer Führung tonangebend, Hösl baute sie sogar noch per Freistoß aus (57.). Die Schwarzenbacher hielten dagegen, Haas brachte sie wieder heran (70.), doch Weiß nutzte einen Fehler in der Schlussphase, als der FCS nach vorne drängte, zum entscheidenden 4:2 (88.). Vor dem Sonntag war es also richtig kritisch geworden, auch weil die Steinmühler inzwischen einen richtigen Lauf hatten. Da half den Schwarzenbachern nicht nur die Förbauer Niederlage, sondern auch der andere Nachbar aus Rehau, ohne dass ihm das sicher bewusst war. Die Rehauer gewannen am Freitag nämlich 2:0 just gegen Wunsiedel und holten sich damit die Meisterschaft. Die Aufstiegsfeier fiel verdientermaßen intensiv und lang aus, Beine und Köpfe waren schwer und der eine oder andere Meisterheld durfte sich schonen. Dazu stand Stammkeeper Karnitzschky plötzlich im Angriff, wo er gar keine schlechte Figur machte, Antreiber Raithel blieb komplett auf der Bank. Der FCR betrieb eine gute halbe Stunde lang eher aktives Auslaufen; das war gut für den FCS, der zwar bereits gerettet war, aber dennoch nicht gelöst wirkte, den Ballast und den Druck der Vorwochen konnte er nicht einfach abschütteln. Dazu kamen weitere Verletzte, auf der Bank saßen ausnahmslos Spieler, die sonst in der 2. Mannschaft zum Einsatz kamen. Kurz: die einen, die aus Rehau, konnten nicht recht, die anderen, die aus Schwarzenbach, konnten auch nicht recht, das Traditionsderby war zunächst unspektakulär. Nur Oldie Cehadarevic kann den Fuß selten vom Gas nehmen, er trieb sein Team an und war manchmal etwas zu einsatzfreudig, hatte aber auch die beste Chance nach einer Ecke, seinen Kopfball klärte Löffler vor der Linie (14.). Zwei Minuten später spielten sich Patrick Bertl und Haas schön durch, kamen aber nicht zwingend zum Abschluss. Als die Beine etwas lockerer wurden, wurde Rehau ballsicherer und damit bestimmender. Den Versuch des freigespielten Karnitzschky konnte Fraga noch zur Ecke abwehren, die aber wurde nicht entscheidend geklärt und Decker vollstreckte aus dem Gewühl heraus (42.). Wer noch nicht alles durchgerechnet hatte, dem wurde jetzt angst und bange um die Hausherren. Die zeigten auch nach der Pause nicht das schöne, lockere und leichte Spiel, das sie vor der Winterpause so auszeichnete, aber sie bissen die Zähne zusammen und stemmten sich in die Partie. Jetzt übernahmen sie das Kommando, auch wenn nicht jeder Angriff funktionierte. Die ganz große Chance zum Ausgleich bot sich Haas (54.), der von Bertl angespielt wurde, aber direkt vor der Linie es nicht schaffte, die Rehauer Abwehrbeine zu überwinden. Der sehr fleißige Löffler war dann Ausgangspunkt für das 1:1, er zog auf der linken Seite an, ließ sich nicht aufhalten und flankte präzise auf Adolph, der ganz frei stand und einköpfen konnte (66.). In vielen Spielen hätte so ein Treffer Auftrieb gegeben, der FCS hätte sich an sich selbst hochgezogen, aber das klappt im Moment nicht. Rehau fühlte sich am Ehrgeiz gepackt, drehte wieder etwas höher und brachte die Schwarzenbacher prompt wieder in Bedrängnis. Die rückten nämlich auf, weil sie zumindest den Willen hatten, die Partie für sich zu entscheiden, ließen Räume für die Gäste offen, die diese auch gerne annahmen. Arslantürk und Cehadarevic setzten ihre Angreifer immer wieder ein, doch Rieß wie Karnitzschky ließen beste Gelegenheiten aus oder scheiterten an Fraga. Ein wenig kam dank der letzten zwanzig Minuten noch Derbystimmung auf, auch wegen einiger Nickeligkeiten, aber insgesamt war es das wohl ereignisärmste Duell in drei gemeinsamen Jahren Kreisliga und nach dem Schlusspfiff waren beide Seiten aus ganz unterschiedlichen Gründen froh, dass es vorbei war.

Die Aufstellungen: S. Becher – Menzel, Jung, Löffler, P. Fuchs – P. Bertl, S. Bertl, Saponaro, M. Fuchs, Haas – Adolph (in Mitterteich); Fraga da Silva – Menzel, Wohn, Jung, Löffler (Großmann) – P. Bertl, M. Fuchs, E. Schijabiew, Haas, Fröhlich (Groppa, Gallar) – Adolph (gegen Rehau).