Spiel, Spannung und ganz viel Spaß

Und dann begann das Warten: kurz vor viertel neun am vergangenen Freitag pfiff der souveräne Schiedsrichter Egelkraut aus Döhlau das Stadtderby zwischen dem 1.FC Schwarzenbach und dem TuS Förbau mit dem Endergebnis von 4:2 (3:0) für die Gastgeber ab. In Hof wurde derweil in der Partie der Viktoria gegen Tauperlitz noch gespielt, dort stand das Resultat also noch nicht fest, auch wenn die Signale positiv waren. Alle Spieler in Grün-Weiß versammelten sich bei der Auswechselbank und starrten gespannt auf die Live-Ticker, die auf sämtlichen Smartphones liefen…

Und vorher war ein Spiel zu spielen: es konnte der vorletzte oder der letzte Akt im Meisterschaftskampf der Kreisklasse Nord werden, es konnte nach dem Schlusspfiff grenzenlose Freude herrschen oder große Ernüchterung einkehren, dessen waren sich alle beim FCS bewusst. Zu lagen die Schwarzenbacher und die Viktoria aus Hof beieinander, um sich voll und ganz auf den Derbycharakter der Partie konzentrieren zu können. Und das merkten gut 300 Zuschauer den Platzherren zunächst auch an. Sie mussten ohne Scharrer und Mikuta antreten, was manche Abläufe in den Spielzügen sicherlich störte, dafür war ein unsichtbarer Neuzugang mit aufgelaufen: Nervosität. Die ersten Minuten gehörten klar den Förbauern, die unter anderem auf Jäger und Letfuß verzichten mussten, sie spielten locker drauflos und hatten folgerichtig auch die erste Gelegenheit im Spiel, die hatte es gleich in sich. Der stark spielende Merz kam nach einem weiten Freistoß mit dem Kopf an den Ball, er traf die Unterkante der Latte, von wo die Kugel vor die Torlinie und erst dann in Bechers Arme sprang (12.). Der Schreck saß und rüttelte den FCS doch gleichzeitig auf. Die Aktionen wurden klarer, die Pässe überlegter gespielt und die Positionen besser besetzt. Einmal kam Bertl auf der linken Seite durch und spielte die Kugel nach innen, wo drei Förbauer Verteidiger nicht entscheidend dazwischen grätschten und Marcel Fuchs frei stand, der mit der ersten Möglichkeit des FCS das 1:0 erzielte (18.). Es war ein Tor, das ein wenig symptomatisch für die Entwicklung der Schwarzenbacher Mannschaft in dieser Saison steht, weil neben den starken Offensivkräften und dem überall präsenten Kapitän Wohn auch immer wieder die Arbeiter und Spieler aus der 2. Reihe trafen und so Punkte sicherten. Und es war sicher ein Knackpunkt in diesem Derby, weil es die Nerven der Platzherren beruhigte und ihnen jetzt immer mehr gelang. Vor allem Fröhlich versuchte es in den folgenden Minuten aus allen Lagen, einmal ging sein Schuss knapp vorbei (20.), einmal zwang er Münchberger volley zu einer sehenswerten Flugeinlage (26.). Als Vorbereiter war er dann zunächst erfolgreicher, Wohn schaffte daraufhin ein Kunststück, als er von der linken Seite aus ganz spitzem Winkel den Ball noch ins Tor bugsierte (34.). Dem großen Jubel über diesen Erfolg folgte gleich der nächste, dieses Mal traf Fröhlich selbst, als er nach einem Freistoß aus dem Mittelfeld energischer zur Kugel ging als die Förbauer Abwehr (37.). Diese Schwächen in der Verteidigung wurden den Gästen an diesem Abend zum Verhängnis, denn ansonsten lieferten sie eine engagierte Vorstellung ab und gaben sich zur Pause noch nicht geschlagen. Julian Torlutter zeigte die noch herrschende Zuversicht an, als er nur drei Minuten nach dem Seitenwechsel den ersten Schuss der zweiten Spielhälfte abgab. Aber wiederum Fröhlich erwies sich als endgültiger Spielverderber, denn erneut schaltete er nach einem langen Ball am schnellsten und markierte das 4:0 (54.). Auch die meist relativ schnellen und deutlichen Führungen waren ein Mosaikstein im Erfolgsbild des FCS dieser Saison, als Folge konnten sich die Grün-Weißen oft auf die Kontrolle des Spiels konzentrieren und mussten nur selten um die drei Punkte zittern. Die Revanche für die Niederlage in Förbau würde glücken, das schien nach gut einer Stunde klar, der TuS bekam zwar wieder mehr Spielanteile, wurde aber nicht oft genug so gefährlich, um das Ergebnis noch drehen zu können. Zum Ende der Begegnung hin gingen die Gedanken und Blicke der Schwarzenbacher Akteure wohl doch schon immer wieder Richtung Seitenlinie, um zu erfahren, was denn in Hof passierte. Doch dort rührte sich nichts; die Konzentration auf das Geschehen auf dem Rasen klappte trotzdem nicht mehr ganz, dadurch kamen die Förbauer noch einmal auf. Knaus konnte einen Kopfball ansetzen (71.), Hauptmann hatte noch kein Glück mit einem Freistoß (75.), das klappte besser bei Winklers Versuch zum 1:4 (83.), aber für eine Aufholjagd reichten Zeit und Kräfte nicht mehr. Immerhin: Knaus durfte mit dem Abpfiff den Endstand per Kopf herstellen, die zwei Treffer hatte sich der TuS auch redlich verdient und stellte damit die Tordifferenz in den beiden Derbys auf 9:9. Für die Blauen war der sportliche Teil des Abends damit beendet, die Grün-Weißen marschierten nach kurzem Jubel Richtung Trainer und Betreuer…

Die Aufstellungen im Derby: FCS: Becher – P. Fuchs, Luber, Saalfrank (Ceylan) – Wohn, Linke, M. Fuchs, Özten – Bertl, Fröhlich, Anders; TuS: Münchberger – J. Torlutter, Hauptmann, Kuske, Wendler, Winkler – Geyer, Ch. Torlutter, Hauer (Schneider, Petrus) – Knaus, Merz.

Und dann brach es aus allen heraus: es hatte sich herumgesprochen, dass Viktoria Hof in Führung gegangen war, die Tauperlitzer aber hatten ausgleichen können, sie brauchten ja auch unbedingt einen Sieg. Das Unentschieden, das dem FCS zur Meisterschaft reichen würde, stand lange als Ergebnis des Live-Tickers auf den Bildschirm, aber bis zum Abpfiff an der Schleizer Straße dauerte es schier eine Unendlichkeit. Dann wussten es erst die Zuschauer auf der Terrasse, die Welle setzte sich über die Besucher am Spielfeldrand fort und erreichte schließlich die Auswechselbank: von einer Sekunde auf die andere gab es kein Halten mehr, die Spieler bildeten einen Kreis, aus dem zu hören war „Kreisliga Nord, wir sind bald dort!“. Die ersten Duschen kamen noch aus den Wasserflaschen, aber nach der Meisterraupe und der La Ola waren dann auch schon gut gefüllte Weißbiergläser auf dem Platz zu sehen, denen kein Verantwortlicher entkam. Freude, Erleichterung, Euphorie – niemanden, der irgendwo rund um den Platz zu finden war, ließen diese Momente kalt. Nach 15 Jahren in den verschiedensten B- und Kreisklassen ist der 1.FC Schwarzenbach wieder in der Kreisliga vertreten, und das wurde erst in der Kabine und anschließend im Clubheim ausgiebig gefeiert. Eine offizielle Feier der Meisterschaft wird noch folgen, wenn die Saison an diesem Wochenende mit der Partie in Tauperlitz endet; für die Schützenhilfe des BSC wird sich der FCS sicherlich noch angemessen bedanken.