Quo vadis, Nachbarn?

Vor etwas über drei Jahren machten sie sich gemeinsam auf den Weg aus der Kreisklasse in die Kreisliga: der FCS und der VFC Kirchenlamitz holten jeweils den Titel in ihrer Liga und sind seitdem im Süden des Spielkreises unterwegs. In der ersten Saison sorgten beide für Furore und ärgerten als Neulinge ordentlich die etablierten Teams, der VFC wurde sehr guter Vierter, der FCS immerhin sicherer Siebter. In den folgenden Saisons verliefen die Kurven etwas unterschiedlich; während sich die Kirchenlamitzer oben halten konnten, hatten die Schwarzenbacher deutlich mehr zu kämpfen, um den Ligaerhalt jeweils zu erreichen. Gemeinsam war beiden Seiten die Freude auf das Derby, das es so lange Jahre nicht gegeben hatte, weil die wenigen Kilometer Distanz ausreichten, um die Vereine in unterschiedliche Ligen einzuteilen, abgesehen von einer Saison in der Kreisklasse Fichtelgebirge. Doch was ist von der Euphorie geblieben, wie sieht es heuer aus mit den Perspektiven der Nachbarn? Die große Begeisterung ist abgekühlt, das Gefühl, dass ein Nachbarschaftsduell etwas Besonderes ist, hat auch nachgelassen. Die vergangene Saison wurde mit der Partie in Kirchenlamitz abgeschlossen, der große Zündstoff fehlte bereits da-  für den VFC ging es um nichts mehr, der FCS spielte mit der Erleichterung über den Klassenerhalt befreit auf und schlug die Gelb-Schwarzen, das Ganze hatte trotzdem ein klein wenig den Charakter eines Freundschaftsspiels. Den Kirchenlamitzern wurde der Abschied von Trainer Bernd Lauterbach und Torwart Tim Lauterbach leicht verhagelt, da fehlte die große Begeisterung verständlicherweise. Und in dieser Spielzeit ist sie auch noch nicht wieder ausgebrochen, denn der VFC kommt ähnlich wie sein Nachbar nicht wirklich in die Gänge. Platz 12 gegen Ende der Vorrunde und Leistungen, die die Verantwortlichen und Spieler immer wieder vor Rätsel stellen, das war sicher anders geplant. Da schlagen die Kirchenlamitzer ein Spitzenteam wie Erkersreuth und kommen eine Woche später in Wiesau unter die Räder, sie verlieren gegen Förbau und gewinnen gegen Kondrau, zuletzt gab es eine deutliche Niederlage in Lorenzreuth. Der neue Coach Holger Lörner, früher in Förbau tätig, hat also viele Aufgaben vor sich und ein ähnliches Problem wie sein Kollege Santiago Fraga da Silva in Schwarzenbach: er hat gute Spieler im Kader, aber nicht die ganz große Auswahl, fehlende Spieler können nur schwer ersetzt werden. Vor allem junge Spieler sind dazugekommen, Lukas Oettel hat dabei den Posten des Torwarts übernommen. Die Leistungsträger sind geblieben und die gleichen wie in den Vorjahren: Weiß, Denizeri und Jena sind unter den besten Torschützen, ein wichtiger Faktor ist der während der Saison zurückgekehrte Stefan Manzke sofort wieder geworden. Popp, Wunderlich, Triller, Tröger, de Waele – die Namen der Kontrahenten sind alle bestens bekannt, die beiden Mannschaften werden keine großen Geheimnisse voreinander haben, wenn es am Sonntag um 15 Uhr losgeht. Sie sind beide in einer schwierigen Situation, nicht nur, weil die Zahl der Nachbarn zuletzt deutlich abgenommen hat und die übrigen Derbys weniger geworden sind. Die Vereine aus dem Norden des Südens haben in diesem Jahr alle heftig zu kämpfen, und der FCS steckt leider mittendrin. Wie der VFC führt der Erfolg über die Anwesenheit der Leistungsträger, je dünner der Kader, desto kleiner die Chancen, lautet die einfache Formel. Dann können die Schwarzenbacher zwar meist mithalten, aber die entscheidenden Akzente setzen die Gegner. Umso wichtiger wäre es, wenn alle, die aktuell spielfähig sind, auch dabei sein könnten, denn die Partie in Kirchenlamitz ist der Auftakt für wichtige Wochen, in denen die Gegner auch noch Mitterteich/Steinmühle, Röslau II und Marktredwitz heißen, die alle in der zweiten Hälfte der Tabelle zu finden sind und gegen die der FCS möglichst kräftig punkten sollte. Insgesamt hat sich das Grundprinzip der letzten Wochen nicht verändert, die Mannschaft muss zunächst auf sich selbst bauen, ihre Möglichkeiten abrufen und erst danach schauen, wie die Gegner heißen und was die Konkurrenz macht. Gegen Selb 13 stimmte die Gesamtleistung und das Zusammenspiel weitgehend, mit Disziplin und auch ein bisschen Glück gelang das Unentschieden. Kann die Elf daran anknüpfen, ist sicher auch in Kirchenlamitz etwas möglich und dann käme Euphorie wieder auf, nicht nur im Derby.