Mehr als eine One-Man-Show

Wenn am kommenden Sonntag Roman Pribyl mit seiner Mannschaft nach Schwarzenbach kommt, dann ist der erste Reflex des einheimischen Fußballfans vermutlich: der TSV Thiersheim ist zu Gast beim FCS. Der zweite Gedanke wird sein: wieso das? Der TSV ist doch Bezirksligist? Und der dritte könnte sein: Moment, der TSV spielt doch jetzt in der Kreisliga und Roman Pribyl…Ja, Roman Pribyl ist eben nicht mehr Trainer in Thiersheim, und der TSV eben nicht mehr noch eine Spielklasse höher angesiedelt. Aber die Kombination Pribyl – TSV – Bezirkliga war über ein Jahrzehnt lang viel zu logisch und gewohnt, als dass man sie so einfach aus den Köpfen bekommen könnte. Also noch einmal von vorn: wenn am kommenden Sonntag Roman Pribyl mit seiner Mannschaft nach Schwarzenbach kommt, dann treffen sich mit dem FCS und dem TuS Erkersreuth zwei alte Bekannte, die in den vergangenen Jahren häufig aufeinander getroffen sind. In den langen Jahren der Kreisklasse spielten die beiden oft gegeneinander, und auch in der Kreisliga Süd gab es die Begegnung schon, damals war der TuS Teil einer Spielgemeinschaft mit dem TV Selb-Plößberg. Zwei Partner in Not taten sich zusammen, kamen aber nicht wirklich zusammen und stiegen sang- und klanglos ab. Die Wege der Nachbarn trennten sich wieder, jeder spielte für sich in der Kreisklasse Fichtelgebirge, die die Erkersreuther ähnlich nach Belieben dominierten wie der TSV Waldershof im Stiftland. Mit Coach Radim Brtva holten die Rot-Weißen souverän die Meisterschaft- und dann wird der Trainer gewechselt? Ungewöhnlich, aber genau so war es. Die einen in Form des TSV Thiersheim wollten aus welchen Gründen auch immer nicht mehr mit Pribyl weitermachen, die anderen in Form des TuS Erkersreuth sahen eine Gelegenheit, die sich bot und die sie nutzen wollten. Und mit Sicherheit ist der neue Trainer nicht nur jemand, der sein Handwerk absolut versteht und seine Mannschaft nach vorne bringt, er kann auch Türöffner sein ins Nachbarland Tschechien und er kann dank seines Namens und Renommees auch eine Schutzschirmfunktion für seine Elf haben – die Aufmerksamkeit dürfte sich an den Spieltagen häufig auch auf ihn richten, seine Mannschaft kann dadurch womöglich etwas freier aufspielen. Bisher dankten es ihm die Akteure mit drei Siegen am Stück zum Start, ehe am letzten Sonntag ein 2:4 gegen den offensichtlich stark einzuschätzenden FC Lorenzreuth folgte. Dass die Erkersreuther sich gut in der neuen Liga zurechtfinden könnten, kommt nicht ganz überraschend, für viele Spieler ist sie kein Neuland: die Routiniers wie die Brüder Ladislav und Petr Bastl oder Radek Svehla haben mit Thierstein schon Bezirksliga gespielt, Torjäger Jiri Mlika war in Tschechien un Deutschland ebenfalls schon höherklassig aktiv; aber auch Dennis Nendza und Dennis Ulbricht haben schon Minimum in der Kreisliga agiert. Dazu kommen etliche Alteingesessene wie Dörr oder Tauc, der Kader für die 1. Mannschaft ist ähnlich wie bei den Schwarzenbachern nicht allzu groß, aber aufeinander abgestimmt. Auch wenn die Aufmerksamkeit also vielleicht mehr als gewöhnlich auf dem Trainer liegt, geht es beim TuS nicht um eine One-Man-Show, der Erfolg ist nur mit Teamwork erreichbar. Gleiches gilt natürlich auch für den FCS, selbst wenn Trainer Santiago Fraga da Silva im Mittelpunkt der Spielertraube nach dem Abpfiff in Waldershof war. Aber das war die Ausnahme, weil er selbst ja nur im äußersten Notfall noch aktiv ist, sein Team kann ohnehin nur bestehen, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Und an diesem Wochenende wird er ganz sicher nicht zum Einsatz kommen, denn er ist im wohlverdienten Urlaub. Für ihn wird Raimund Wohn an der Seitenlinie stehen, wie er das auch in den letzten Jahren schon regelmäßig getan hat, wenn damals auch noch als eine Art Spielertrainer. Die beiden werden sich absprechen und genau überlegen, wie man den Erkersreuthern beikommen kann. Denn was wird auf die Schwarzenbacher zukommen? Tschechische Spieler sind seit jeher technisch beschlagen, die einheimischen Akteure können selbstredend genauso guten Fußball spielen, aber sie bringen auch die physische Note mit ein. Gelingt es, die zentralen Figuren im Kollektiv ebenso gut aus dem Spiel zu nehmen wie in Waldershof, dann wäre sicher schon viel gewonnen. Stimmt auch die Effizienz wieder, um die es zur Zeit notgedrungen auch gehen muss, dann kann der Aufwärtstrend wieder zu Zählern führen. Jeder einzelne Spieler für sich hat große Qualitäten, sie zusammen auf den Platz zu bringen und zu nutzen, wird ein Schlüssel nicht nur an diesem Sonntag, sondern auch im Lauf der gesamten Saison sein.