Kniffeln bis zum Gehtnichtmehr

Das Würfelspiel „Kniffel“ kennen die allermeisten. In jeder Runde muss der Spieler versuchen, seinen Wurf in der bestmöglichen Kategorie unterzubringen, d.h. dort, wo er mit den geworfenen Zahlen am meisten profitieren kann. Die Schwierigkeit besteht im Abwägen, denn man weiß ja nie, ob in der nächsten Runde nicht ein Wurf folgt, der noch besser in eine schon belegte Kategorie gepasst hätte – und richtig ärgerlich wird es, wenn aus einem Wurf ein Streichergebnis werden muss, weil kein passendes Feld mehr frei ist. Nicht umsonst hat „Kniffel“ mit „knifflig“ zu tun, und knifflig werden auch die Vorbereitungen auf das kommende Fußballwochenende bei der SpVgg Saalestadt. Gleich zweimal ist die Mannschaft gefordert, am Freitag um 18 Uhr im Viertelfinale des Kreispokals gegen den FC Lorenzreuth und am Sonntag um 15 Uhr gegen den FC Tirschenreuth in der Kreisliga (jeweils in Schwarzenbach). Die Frage ist weniger, wie die Verantwortlichen das Team ein-, sondern eher, wen sie wann aufstellen. Natürlich ist es eine Sache der Abwägung, welche Rolle der Pokal spielen soll, gerade jetzt, wo es in die ganz heiße Phase der Vorrunde in der Liga geht, aber grundsätzlich werden die Saalestädter auch hier auf Sieg spielen wollen, zumal der Gegner aus Lorenzreuth deutlich angeschlagen ist. Nach dem etwas überraschenden Aufstieg in der Abbruchsaison gelang den „Loris“ einigermaßen sicher der Klassenerhalt, heuer läuft es beim FCL aber überhaupt noch nicht: kein einziger Punkt konnte geholt werden, die Torbilanz von 8:36 ist auch ernüchternd. Verletzte, zurückgetretene Spieler, wenige Neuzugänge – im Moment ist die Situation für die Mannschaft von Trainer Roland Fux mehr als schwierig. Da tut es vielleicht ganz gut, eine Partie ohne den ganz großen Druck bestreiten zu müssen; wie es sich anfühlt, in und gegen Schwarzenbach zu spielen, wissen Aktive wie Walek, Felix Fux, Nothhaft oder Schraml natürlich noch. Die Sache mit dem geringeren Druck gilt genauso für die SchwarzFös, die im Pokal nichts zu verlieren haben und nach der Niederlage in Weißenstadt Selbstvertrauen zurückgewinnen möchten. Allerdings ist ein Spieltermin am Freitag nie optimal für Studenten, auswärts Beschäftigte oder Schichtarbeiter. Es heißt also: Spieler sammeln, schauen, wer zur Verfügung steht und die beste Formation finden – nicht nur, um womöglich einen Erfolg im Pokal zu feiern, sondern auch, um die Kräfte sinnvoll einzuteilen, weil ja schon am Sonntag die nächste Begegnung in der Liga auf dem Programm steht. So unterschiedlich die Ausganglagen für die SpVgg und den FCL sind, in diesem Punkt werden die Gedanken in die gleiche Richtung gehen: wie halten wir Anschluss? Lorenzreuth braucht dringendst einen Erfolg gegen Rehau, die Saalestadt kann sich eigentlich keinen Punktverlust gegen Tirschenreuth leisten. Wird es also einen großen Schlagabtausch geben am Freitag, weil beide Teams schnell die Entscheidung suchen, um dann etwas zurückfahren zu können oder bleibt es ein großes Abwarten? Diese Frage dürfte noch spannend werden. Und nach dem Spiel ist vor dem Spiel, viel Zeit zum Jubeln oder Trauern bleibt nicht. Für die Saalestädter heißt es, sich auf den FC Tirschenreuth vorzubereiten und damit auf eine Mannschaft, die zuletzt eine ähnliche Saison durchleben musste wie jetzt Lorenzreuth. Im vierten Jahr Bezirksliga hatten die Oberpfälzer nie wirklich eine Chance auf den Klassenerhalt, holten in einer Gruselsaison ganze neun Zähler und mussten den Weg nach unten antreten. Es herrschte immerhin früh Klarheit, die Planungen konnten schnell anlaufen. Udo Schnurrer wurde als neuer Trainer verpflichtet, unter den wenigen Neuzugängen ist Anthony Hofweller, der es schon bis in die Landesliga schaffte, den FCT kennt und prompt auch abliefert: von zwölf Toren in vier Spielen gehen allein sechs auf sein Konto, Sturmpartner Nico Stark, den die Schwarzenbacher und Förbauer aus seiner Zeit in Mitterteich kennen, war bereits viermal zur Stelle. Die übrige Mannschaft ist allein schon vom Alter her eher in der Kategorie „der große Unbekannte“ zu finden, denn zwar waren die Tirschenreuther in der Aufstiegssaison des FCS schon Gegner in der Kreisliga, damals aber war das Team ganz anders zusammengesetzt; Torwart Schirmer, Büttner oder Gradl haben die Fahrt nach Oberfranken immerhin schon einmal mitgemacht. Bislang konnten die Kreisstädter nur vier Partien bestreiten, zwei mussten verlegt werden. Dadurch und wegen der ausgeglichenen Bilanz von zwei Siegen und zwei Niederlagen ist der FCT schwer einzuschätzen; klar ist, sollte er sich bei der Saalestadt durchsetzen, hätte er den Anschluss nach oben gefunden, ansonsten muss er sich erst einmal im Mittelfeld einrichten. Im Gegensatz zu den Gastgebern sind die Tirschenreuther nicht mehr im Pokal vertreten, sind durch die Spielabsagen aber auch nicht so ganz im Rhythmus. Auf Risiko setzen und alles nach vorne werfen oder sehen, wie sich die Begegnung entwickelt? Auch am Sonntag sind folglich Strategien wie bei Kniffel gefragt, auf beiden Seiten. Vor sechs Jahren holte ein unbekümmerter Aufsteiger namens FCS gegen den Favoriten aus Tirschenreuth ein Unentschieden in der Vorrunde; reicht der etablierten Saalestadt der eine Zähler ebenfalls oder soll es der große Wurf sein? Bei Kniffel schafft man, wenn man ins Risiko geht, im Bestfall mit fünf gleichen Würfeln 50 Punkte – der SpVgg würde schon ein eigenes Tor (und kein Gegentreffer) für drei Punkte reichen…

Für die SG Saalestadt II/SVO III geht es am Sonntag ab 13 Uhr vor allem darum, erst einmal wieder Ruhe ins eigene Haus zu bringen. Denn eine Spielabsage wie die in der vergangenen Woche hinterlässt Spuren, logischerweise wird nachgefragt, wo die Gründe liegen. Der personelle Aderlass wirkte sich eben so stark aus, dass keine Mannschaft gestellt werden konnte, das soll und darf nicht wieder passieren und für diesen Spieltag sieht es auch deutlich besser aus. Damit steigen die Chancen, erfolgreich gegen den TuS Erkersreuth II zu bestehen, der aktuell so etwas wie ein Leidensgenosse der Saalestädter ist. Die Erkersreuther müssen sich nach dem Abstieg der 1. Mannschaft erst einmal in allen Bereichen neu sortieren, auch dort ist das Personal nicht ganz üppig und so findet sich die Reserve ebenfalls nur im Mittelfeld der A-Klasse wieder, nachdem sie in den letzten Jahren immer vordere Plätze belegen konnte. Zuletzt gab es eine 0:5-Niederlage gegen Holenbrunn, auch davon muss man sich erst einmal erholen. Es könnte also wie so häufig in dieser Spielzeit eine Partie mit völlig offenem Ausgang werden, die Liga ist so ausgeglichen, dass der Sieger einen kleinen Sprung nach oben machen würde.