Jetzt schlagt’s 13!

Was soll man aus Schwarzenbacher Sicht mit dem Spiel vom vergangenen Samstag in Thiersheim anfangen? Soll man anerkennen, dass eine stark geschwächte Elf recht gut Paroli geboten hat und in der zweiten Hälfte stellenweise sogar das bessere von zwei Teams war, die ihre eigentlichen Stärken nur selten zeigen konnten? Soll man sich ärgern, weil auch bei diesem vermeintlich deutlich besser besetzten Gegner noch viel mehr möglich gewesen wäre, wenn die eine oder andere Stammkraft hätte auflaufen können? Oder soll man die Partie schlicht abhaken, weil im Vorfeld ohnehin jeder geglaubt hatte, dass die zwei Begegnungen mit dem TSV sowieso eine Art Bonusspiele sein würden inklusive möglicher Bonuspunkte und die wichtigen Zähler an den anderen Spieltagen würden auf das Konto kommen müssen? Der Mix aus allem wird die Woche beim FCS bestimmt haben plus natürlich die Vorbereitung auf den Ligaalltag, der an diesem Wochenende heißt SpVgg Selb 13 (Anstoß am Sonntag um 15 Uhr). Wobei das Wort Alltag gar nicht negativ gemeint ist, denn die Selber sind ein mehr als ernstzunehmender und schwerer Gegner – aber wer ist das in dieser Saison nicht für die Schwarzenbacher? Doch Thiersheim mit seiner Vita in den letzten zwanzig Jahren überstrahlte zu Beginn der Spielzeit natürlich viele andere Klubs der Kreisliga, niemand hätte gedacht, dass sich der TSV derart schwer tut, in die Gänge zu kommen. Im Schatten des Absteigers und der „Großen“ der Liga aus Konnersreuth, Arzberg und inzwischen auch Erkersreuth entwickeln sich einige andere Mannschaften sehr positiv, dazu zählt auch die SV Selb 13. Die Selber sind so etwas wie der Vorgänger des TSV: sie mussten nach dem Aufstieg in die Bezirksliga prompt wieder den Rückmarsch antreten und taten sich in der vergangenen Saison auch wegen eines personellen Umbaus lange schwer, um am Ende im sicheren Mittelfeld zu landen. In diesem Jahr läuft es bislang deutlich besser, viele junge Spieler haben einen Schritt nach vorne gemacht und tragen dazu bei, dass die Spielvereinigung derzeit eher Tuchfühlung mit dem oberen Drittel der Tabelle hat als mit dem Rest. Das ist sicher auch ein Verdienst des neuen Trainers Mohammed Tamo, der als Spieler eine Vergangenheit in Bayern- und Landesliga hat und jetzt an der Linie steht, aber auch regelmäßig selbst mit eingreift. Überwiegend junge Spieler stehen dann neben ihm, geführt von erfahrenen Leuten wie Torwart Smrha, Özgür Keles, der schon bei den Kickers Selb höherklassig aktiv war oder Neuzugang Övunc, der schon in Tirschenreuth und Kirchenlamitz spielte. Im Verbund mit Keles ist besonders Volkan Kaya gefährlich (7 Tore), mit dem die Schwarzenbacher bereits in der Vorsaison ihre liebe Not hatten. Während die Kickers viel auf Zugänge von außen setzen, wobei auch die Liga eine ganz andere ist, entwickelt der Verein vom Betonwerk seine Spieler hauptsächlich selbst – man kennt sich also, kennt Wege und Stärken und spielt diese heuer erfolgreich aus. Rückschläge, wie ein deftiges 0:5 in Arzberg, und Schwächen, nämlich dass die Mannschaft relative viele Gegentore schluckt, sind wohl einkalkuliert und stören den Weg nicht, der mit mehr Konstanz schon in dieser Saison noch etwas weiter nach oben führen könnte. Die Spieler des FCS kennen sich auch schon lange, auch sie wissen eigentlich, wer wo steht, wer wie agiert, aber eines wissen sie kaum einmal und vielleicht noch weniger als in den letzten Spielzeiten: wer denn am welchem Spieltag dabei ist. Einspielen kann sich eine Elf unter den gegebenen Umständen selbstredend nicht, die Mannschaft lebt von ihrer Grundsubstanz, die ohne jede Frage gut ist, aber die eben nicht komplett genutzt werden kann, wenn immer wieder Eckpfeiler fehlen. Jetzt muss erst einmal ohne Pascal Fuchs geplant werden, der mit seinem Schlüsselbeinbruch ausfällt, andere kommen dafür wieder. Zu beneiden sind in dieser Situation weder Spieler noch Trainer, in einem Punkt ist für alle die Sache immerhin relativ einfach: wer auf welcher Seite des Platz steht, spielt keine große Rolle. Den Gegner muss man anerkennen und respektieren, aber diejenigen, die bei den Grün-Weißen auflaufen, müssen zuallererst an sich und ihre Stärken denken, um ins Spiel zu kommen und den Kontrahenten in die Defensive zu drängen. Das funkionierte selbst mit dezimierter Truppe in Thiersheim eine gewisse Zeit, als mit dem Mut der Verzweiflung Chancen herausgearbeitet wurden, warum soll es mit Rückkehrern gegen Selb nicht lange genug klappen, um einen wichtigen Erfolg einzufahren? Es wäre ganz nebenbei der erste Heimsieg in dieser Saison, dafür sollte es doch ganz einfach an der Zeit sein.