Filigran oder robust – Fußball ist wie Porzellan

Die 68er sind den meisten ein Begriff – dem Klischee nach langhaarige Studenten, die gegen alle Konventionen protestierten und in Deutschland wie in vielen anderen Ländern große Veränderungen herbeiführten. Welche Attribute auf die 68er des FCS zutrafen, müsste man erst einmal erfragen; zumindest kennt man aber noch einige Namen von damals: Werner, Fröhlich, Dietel, Larisch oder Manseicher gehören zur großen Zeit der Schwarzenbacher in den 60er und 70er Jahren. Und wie hängt das nun zusammen? Ganz einfach: diese 68er waren die letzten, die gegen den VfB Arzberg angetreten sind, vor fast 50 Jahren trafen der FCS und der VfB Arzberg zum letzten Mal in einer Liga aufeinander, damals in der Bezirksliga Oberfranken Ost. Viel Zeit und viele Ligenwechsel sind seitdem ins Land gegangen, für historische Sentimentalitäten werden die beiden Porzellanstadtteams wenig Zeit am Sonntag haben. Auch das ist eine Gemeinsamkeit, an die man nur kurz erinnern kann: die erfolgreichsten Zeiten hatten der VfB wie der FCS, als die Porzellanindustrie in den Städten boomte und der ein oder andere auswärtige Spieler auch mit einem Arbeitsplatz gelockt werden konnte. Und manchmal ist Fußball ja auch ein wenig wie Porzellan: auf der einen Seite ist das Spiel filigran, feine Pässe und Tricks gehören zu einem Spiel genauso dazu wie harte Attacken und Zweikämpfe, analog dazu muss ein Stück gutes Porzellan einiges aushalten können. Welche Qualitäten werden die Arzberger mit nach Schwarzenbach bringen? Sie sind, ja müssen eigentlich robust besetzt sein, da sie mittlerweile schon etliche Jahre fester Bestandteil der Kreisliga Marktredwitz/Süd sind, andererseits waren sie vor nicht allzu langer Zeit in Bezirksliga aktiv und dort kann man nicht mit Hauruckfußball bestehen – auch ein tschechischer Trainer mit Milan Horvath sowie Spieler aus dem Nachbarland im Kader stehen für technisch anspruchsvollen Fußball. Und der FCS? Das filigrane Element gehört prinzipiell zum Spiel der Grün-Weißen, aber in einer Liga, die andere Ansprüche Woche für Woche stellt als noch die Kreisklasse, kann es eben nicht immer das Sonntagsgedeck sein, sondern es muss ab und zu das Gebrauchsgeschirr ausreichen. Sprich: natürlich dürfen die Schwarzenbacher ihre eigenen Qualitäten aus dem spielerischen Bereich nicht vergessen, aber so wie gegen Wunsiedel gehört auch die defensive Kontrolle über die Partie dazu und das Dagegenhalten, um auch den zahlreicheren Gegnern, die mindestens genauso ein hohes Niveau haben wie der Aufsteiger, standhalten zu können, und dann vielleicht im richtigen Moment sogar selbst erfolgreich zu sein. Gegen den ASV hat das in Teilen gut geklappt, in Döbra durfte die Offensive einmal wieder Erfolgserlebnisse feiern – warum sollte die sicher sehr schwere Aufgabe gegen den VfB Arzberg nicht zur Zufriedenheit der Schwarzenbacher enden? Einen schönen Porzellanteller wird es am Sonntag ab 15 Uhr nicht geben, aber Punkte.

Ganz so filigran wird es voraussichtlich nicht zugehen beim Spiel der 2. Mannschaft, aber zumindest sollte es interessant und spannend werden. Das Derby beim TuS Förbau II steht an (Anstoß 13 Uhr), der FCS wird nach dem heftigen 1:8 gegen Unterkotzau wieder Selbstvertrauen gewinnen wollen, während der TuS auf den ersten Punktgewinn in dieser Saison überhaupt aus ist.