Es reicht einfach nicht

1:4 (0:2) gegen die SpVgg Wiesau zum Auftakt der Rückrunde in der Kreisliga Süd – so ernüchternd sich das Ergebnis liest, so ernüchternd war über weite Strecken auch der Auftritt des 1.FC Schwarzenbach in diesem an sich für den Abstiegskampf so wichtigen Spiel. Die Grün-Weißen scheinen mit der momentanen Situation nur bedingt klarzukommen, und dass sie am Ende des Spieltages nicht auf einem Relegationsplatz liegen, verdanken sie dem FC Lorenzreuth, der im Überlebenskampf einen Zähler gegen Waldershof holte und das Quintett am Tabellenende so unverändert hielt.

Vermutlich hat niemand am vergangenen Sonntag ein Video von der Partie gegen die Spielvereinigung gemacht, und das ist schade, denn es wäre ein hervorragendes Anschauungsmaterial für das geworden, was beim FCS in dieser Saison nicht so glatt läuft. Die Szene des Einlaufens hätte gezeigt, dass wieder eine neu zusammengestellte Mannschaft die Partie in Angriff nehmen musste, weil ein halbes Dutzend Schlüsselspieler nicht mitwirken konnten. Die erste Viertelstunde des Films hätte ein Team präsentiert, das mit vielen guten Vorsätzen ins Spiel ging und den Gästen überlegen war, da die Pässe flüssig gespielt wurden und ankamen. Er hätte aber auch gezeigt, dass sich eine weitere Begegnung abzeichnete, in der die Schwarzenbacher ihre Möglichkeiten nicht nutzten, weil ein guter Torwart im Weg stand oder weil auf den letzten Metern zum Kasten die Aktionen immer komplizierter wurden. Diese 15 Minuten hätten eine Gästemannschaft gezeigt, die sich erst einmal kräftig schütteln und sortieren musste, ehe sie auf Augenhöhe war und die richtigen Instrumente im Kampf um den Anschluss ans Mittelfeld auspackte: körperliches Gegenhalten und, zumindest an diesem Tag, direktes Spiel mit langen Bällen aus der Abwehr heraus. Den Wiesauern brachte das Sicherheit, der FCS geriet unter Druck. Denn das hätten die Minuten bis zum Pausenpfiff an den Tag gebracht: die Grün-Weißen wurden nervöser, sie verkrampften und erhöhten ihre Fehlerquote, weil sie immer wieder zu weit vom Gegner standen oder einen Schritt zu spät kamen. Nach den ersten Gelegenheiten für Fröhlich auf Schwarzenbacher Seite war ein Kopfball von Perez das Signal für den Umschwung im Spiel (17.); bei einem Freistoß von Wölfel war Becher-Vertreter Fraga auf dem Posten (19.), im nächsten Moment hätte er überhaupt keine Abwehrchance gehabt, als der Wiesauer Sturmchef komplett allein gelassen wurde und nur noch das leere Tor vor sich hatte, beim Abschluss aber nur den eigenen Fuß traf und sich selbst den Treffer nahm. Doch auch das ist bei den Schwarzenbachern ein Unterschied zum Vorjahr: solche Chancen haben sie durchaus ebenfalls, doch wenn sie sie auslassen, gehen die Köpfe nach unten, statt unbeirrt weiterzumachen, wird gegrübelt und manchmal auch verzweifelt. Wölfel jedenfalls ließ die vergebene Tausendprozentige kalt, er wartete auf den richtigen Moment, der fünf Minuten vor der Pause kam: der beschriebene lange Ball kam auf Perez, der setzte sich durch, zog ab, Fraga parierte, Wölfel staubte ab – 0:1. Nochmals fünf Minuten später: Ball auf rechts, Russ kommt durch, legt nach innen auf Wölfel – 0:2. Das Problem des fehlenden Mittelstürmers beim FCS ist kein neues, letztes Jahr wurde es durch die unaufhaltsamen Mittelfeldspieler ausgeglichen, doch die sind derzeit zu sehr mit sich selbst beschäftigt; hat der Gegner einen solchen Spieler, ist er derzeit meistens im Vorteil. Seitenwechsel, neuer Anlauf, Ballverlust, Umschalten Wiesau, Nickl wird in der Mitte bedient, Fraga bekommt die Finger nur noch so an den Ball, dass die Kugel im Bogen über ihn ins Tor geht – 0:3, Spiel gegessen (46.). Einen Vorwurf an den Torhüter kann niemand machen, er war immer zur Stelle und rettete unter anderem noch bei einem Kopfball von Hollmann (66.). Die Vorderleute ließen ihn auch nicht im Stich, aber sie mussten in erster Linie ihre eigenen Aktionen kontrollieren, das kostete viel Zeit, Weg und Energie. Wiesau durfte sich zurücknehmen und verwalten, weil der FCS nicht die passenden Mittel wählte, um zurückzukommen. Es ehrt die Mannschaft, dass sie nach wie vor allem auf spielerischem Weg erfolgreich sein will, aber dazu fehlen aktuell die Leichtigkeit und das Zutrauen in ein gelingendes Dribbling. Querpässe zur Stabilisierung, ein oder zwei Schüsse auf de Sousa, das war weitgehend die Ausbeute der zweiten Hälfte. Zum Ende hin erzielte Perez das 0:4, als auch er nicht nah genug gedeckt wurde und vielleicht dazu noch einen Hauch im Abseits stand (83.), und die Schwarzenbacher schafften zumindest den Lohn für die Arbeit bis zum Ende, als Fröhlich nach einem Hecht-Foul an Bertl mit einem Elfmeter der Ehrentreffer gelang (88.). Doch von einem goldenen Tag im Oktober war der FCS meilenweit entfernt, und manch einer wird sich wünschen, dass die Schlechtwetterphase mit Spielabsagen in diesem Jahr schon sehr zeitig beginnen möge. Notiz am Rande: nach Ottavio Saponaro in Tirschenreuth feierte mit Ali Aydinli ein weiterer Routinier nach vielen Einsätzen bei der Reserve sein Comeback in der 1. Mannschaft, auch er würde aber sicher gerne Platz machen, wenn die Stammspieler zur Verfügung stünden.

Die Aufstellung: Fraga da Silva – Saalfrank, Luber, P. Fuchs, M. Fuchs (Jung)  – Wohn, Hofmann, Özay, Bertl, Seifert  (Barthold, Aydinli)– Fröhlich.