Es hat 1(:)3 geschlagen

Es musste irgendwann passieren, jetzt war es soweit: nach einer Vorbereitung und einer Pokalrunde ohne Niederlage, nach elf Spielen in der Liga mit 8 Siegen und drei Unentschieden hat die SG Schwarzenbach/Förbau zum ersten Mal seit ihrem Bestehen verloren, mit 1:3 (1:1) bei der SpVgg Selb 13. Gegen den unmittelbaren Tabellennachbarn, der jetzt nach Punkten mit den Saalestädtern gleichgezogen hat, war die Chancenverwertung das Kriterium, das den Unterschied ausmachte; der Spielverlauf aber bietet keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen.

Denn wenn nach den 90 Minuten ein weiteres Remis zu Buche gestanden hätte, wären beide Teams wohl auch zufrieden gewesen. Zu eng waren sie beieinander gewesen, zu gering die Unterschiede in der Qualität, zu schnell hätte die Partie sich auch in Richtung der SG drehen können. Die Zuschauer am Betonwerk in Selb erlebten eine Begegnung mit so viel Rasanz und Tempo wie wohl bislang selten eine in der Kreisligasaison 20/21, bemerkenswert daran vor allem, dass über die gesamte Spielzeit eigentlich kein Abfall zu beobachten war. Es ging ohne Abtasten oder Einspielen mit voller Pulle los, beide Mannschaften mussten diese besondere Leistung abliefern, weil der Gegner sonst dankend die Einladung für freie Räume und Zeit zum Kombinieren genutzt hätte, und sie lieferten. Ball verlieren – ins Pressing gehen – Ball erobern – Start zum Angriff lautete das Prinzip sowohl der SV wie auch der SG. Ins Extrem ging dieser Verlauf nach 63 Minuten, in der Phase, die die entscheidende sein sollte: die Gastgeber jubelten über einen Treffer, wurden aber jäh unterbrochen, weil Schiedsrichter Weber (Presseck) auf Abseits entschied; sie diskutierten vehement mit ihm am Strafraum der Saalestädter, bemerkten dabei nicht, dass der Referee das Spiel wieder freigegeben hatte und mussten zusehen, wie Geyer plötzlich ganz allein auf Torwart Tomas Smrha zulief, sich statt des schnellen Abschluss aber für ein Dribbling vor dem Keeper entschied, der sich dabei mit einem langen Arm den Ball sichern konnte – keine zehn Sekunden später stand plötzlich Schneider allein vor SG-Torhüter Meister, der seine Arbeit aber genauso gut verrichtete und den Schuss über die Latte lenkte. Beide Schlussmänner zeigten eine tadellose Partie, die Gegentreffer waren nicht zu halten. Beim ersten Versuch hatte es Geyer nämlich geschafft, den Routinier im Kasten des SV zu überwinden, auch da hatte die SG den Ball in der eigenen Hälfte erobert und den Stürmer, der im richtigen Moment gestartet war, auf die Reise geschickt, der vom Rand des Strafraums abschloss (14.). Die Jagd von links nach rechts und zurück ging direkt weiter, Kröniger setzte einen Freistoß von der linken Seite an die Latte (16.), danach standen die Ketten auf beiden Seiten eine Viertelstunde lang sicher und ließen keinen Ball bis zum Sechzehner durch. Abschlüsse gab es auch in dieser Phase, aber weil kaum Zeit zur Vorbereitung blieb, mussten sie schnell ausgeführt werden und verfehlten deshalb das Tor oder blieben harmlos. Das änderte sich wieder in der 34. Minute: aus einem Freistoß von Bertl und dem folgenden Kopfball von Weiß entwickelte sich ein Selber Konter, weil die SG den Ball nicht halten konnte. Meister musste weit vor dem Tor zur Ecke klären, nach der stieg Fischer am höchsten und köpfte zum Ausgleich ein. Die Gäste ärgerten sich, sammelten sich aber schnell und ließen außer einem Freistoß von Keles nichts mehr bis zur Pause zu. Nach dem Seitenwechsel blieb das Tempo unvermindert hoch, die SpVgg erhöhte zunächst aber Druck und Laufpensum. Kröniger zielte über das Tor (51.), Pratsch scheiterte bei einem Konter freistehend an Meister, der sich dem Stürmer genau im richtigen Winkel entgegenstellte (55.); wenig später konnte sich Fischer nach einer Flanke freilaufen und zum Schuss kommen, aber auch hier war Meister zur Stelle (62.). Die SchwarzFös befreiten sich nach einigen Minuten von diesem Druck und wurden selbst wieder aktiv, als die Selber Abwehrspieler einen Freistoß von Weiß unterliefen, kam Geyer nur ganz knapp zu spät (61.). Die Partie gewann an Hitzigkeit, viele Entscheidungen bei Abseits oder Fouls wurden jetzt diskutiert, weil der Unparteiische nach Meinung mal der einen, mal der einen anderen Seite nicht ganz richtig lag und vielleicht auch etwas spät eingriff. Beide Mannschaften merkten, dass es nach gut einer Stunde Richtung Entscheidung ging; der Kipppunkt im Spiel folgte nach 67 Minuten: Weiß klärte einen Angriff gegen Rimböck, doch Weber hatte ein Foul im Strafraum gesehen. Der Abwehrchef der SG beteuerte – und so wirkte es auch von außen -, dass er erst den Ball gespielt habe, doch der Schiedsrichter blieb bei seiner Entscheidung und zeigte Weiß noch Gelb. Der erregte sich darüber so sehr, dass die zweite Karte direkt folgte und er mit Gelb-Rot vom Platz ging. Von draußen musste er die doppelte Bestrafung für die SG mit ansehen, denn Jaroslav Smrha verwandelte den Strafstoß trocken zum 2:1 (69.). Die Emotionen kochten so hoch, dass die Unterzahl zunächst nicht ins Gewicht fiel, die Saalestädter versuchten gleich, den Gegendruck zu erhalten. Patrick Meister verzog aus der Distanz knapp (78.), und womöglich wäre der Ausgleich schon vorher drin gewesen: die SG konnte weiter Konter fahren, der eingewechselte Letfuß befreite sich einmal und lief auf Smrha zu – die Szene war ähnlich strittig wie die vor dem Elfmeter auf der anderen Seite, diesmal lief das Spiel aber weiter (74.). Die Routine der Selber Akteure wie Schneider, Abwehrspieler Smrha, Fiterer oder Rimböck machte sich aber jetzt mehr und mehr bezahlt, sie hielten die Saalestädter weitgehend auf Abstand zum Tor und nutzten jede Unterbrechung clever aus. Vielleicht war es genau diese Ruhe und Überlegtheit, die der SG am Schluss fehlte, um doch noch einen durchaus verdienten Punkt zu holen, denn gemessen an der Leistung war die Elf keinesfalls so unterlegen, wie es ein 3:1 ausdrückt, dass in der Schlussminute fiel, als Rimböck gegen weit aufgerückte Gäste konterte und von der linken Seite traf. Und spätestens am Sonntag hellten sich die Mienen sicher wieder auf, als die Ergebnisse des Spieltags komplett waren: Spitzenreiter Konnersreuth spielte unentschieden gegen Erkersreuth, der nächste Gegner Weißenstadt verlor ebenso wie der andere Verfolger aus Arzberg. Kein Team ist unverwundbar, wer am besten durch seine etwas holprigere Phase kommt, wird am Schluss ganz oben stehen, das dürfte die Erkenntnis des Wochenendes sein und auch der SG Mut machen.

Die Aufstellung: Pas. Meister – Weiß, Luber, Saalfrank, Pat. Meister (Löffler) – Langer, Greim, Hauptmann, S. Bertl (Menzel) – Bablli, Geyer (Letfuß, Jäger).