Erst zu kopflos, dann willensstark

Es war jeweils die Schlussminute, deren Verlauf verdeutlicht, wie nahe Verzweiflung und Jubel in dieser Saison beim 1.FC Schwarzenbach beieinander liegen: am Donnerstag lag der Ball nach der letzten Aktion im Tor, doch der Treffer zählte wegen Abseits nicht und es blieb beim 1:2 (0:2) gegen den ASV Wunsiedel; am Samstag lag der Ball ebenfalls ganz spät im Netz, das Tor wurde anerkannt und verhalf dem FCS zum 2:1(0:0)-Erfolg beim FC Lorenzreuth. Mit den drei gewonnenen Zählern rangieren die Schwarzenbacher nach wie vor auf einem Abstiegsplatz in der Kreisliga, aber der Kontakt zu den Teams davor ist hergestellt, es stehen heiße Wochen bis Mitte Mai bevor.

Das Ergebnis also war zweimal das gleiche, ebenso gab es in jeder Partie einen Platzverweis, und trotzdem waren die beiden Spiele natürlich grundverschieden. Dass wieder einmal zwei sehr unterschiedliche Aufstellungen zu beobachten waren, ist schon gar nicht mehr weiter zu erwähnen. Gegen Wunsiedel wollten offensiv gut besetzte Schwarzenbacher den Schwung aus dem Mitterteich-Spiel mitnehmen, die Bertl-Brüder und Fröhlich machten vom Start weg gehörig Dampf, rissen mit ihrem Tempo große Lücken in die ASV-Abwehr und hatten einige gute Gelegenheiten. Allein, sie trafen nicht und als sich die Gäste sortiert hatten, ließen sie den Ball sicher kreisen, um dann kurz und präzise in die Spitze zu spielen. Die ebenfalls umformierte Defensive des FCS kam damit nicht wirklich klar, fatale Folge: nach zehn Minuten grün-weißer Dominanz reichten zehn Minuten rot-blauer Effektivität, um das Spiel kippen zu lassen. Sowohl Träger (15.) als auch Koller (19.) dürften sich über ihren Raum trotz dreier Gegenspieler gefreut haben, sie ließen Becher bei ihren Abschlüssen keine Chance. Man konnte richtiggehend sehen, wie die Köpfe der Gastgeber nach unten gingen, weil alle guten Vorsätze innerhalb kürzester über den Haufen geworfen worden waren. Wunsiedel war clever genug, die Begegnung jetzt zu kontrollieren, die Mannschaft ging nicht mit aller Macht auf das dritte Tor, sondern überließ dem FCS den Ball, bis er sich irgendwann wieder selbst ausgespielt hatte, und konterte dann mit Tempo. Die großen Chancen ergaben sich nicht in Serie – Steininger verzog knapp aus der Distanz (26.) und Koller scheiterte frei am glänzend reagierenden Becher (34.) -, aber es reichte, um die Schwarzenbacher auf Distanz zu halten. Die kamen aus der Pause mit dem Willen, das Spiel noch umzubiegen, es fehlten allerdings die Übersicht und der kühle Kopf, um einen durchaus schlagbaren ASV richtig in Bedrängnis zu bringen. Zu viele Bälle fanden keinen Abnehmer, Einzelaktionen brachten die Elf wenigstens in Richtung Wunsiedler Strafraum. Standardsituationen sorgten für die größte Gefahr, so schoss Fröhlich einen schönen Freistoß, vergab aber knapp (58.). Der nächste führte immerhin zum Anschlusstor, er wurde direkt vor den Kasten gezogen, es gab Verwirrung, Löffler schaltete am schnellsten und drückte den Ball über die Linie (60.). Der Druck wuchs, Wunsiedel stand meistens in der eigenen Hälfte, aber der letzte Pass kam beim FCS zu selten an, um für permanente Gefahr zu sorgen. Die Wunsiedler konterten, verloren aber ebenfalls viele Bälle schon im Mittelfeld; einmal klappte es aber doch, und das wurde den Platzherren zum Verhängnis, denn Fröhlich konnte sich nur mit einer Notbremse behelfen (81.) und musste dafür mit Rot vom Platz gehen. Zwar änderte sich am Gesamtbild auch danach wenig, aber das hieß auch, dass die Angriffe zu wütend blieben, um erfolgreich sein zu können. Mit der schon erwähnten Schlussminute gab es die beste Möglichkeit, bezeichnenderweise funktionierte die Kombination dieses Mal, Routinier Saponaro fand noch einmal in seine alte Rolle als Stürmer und traf auch, stand aber wahrscheinlich im Abseits, daher gab es kein Happyend.

Der Druck auf den FCS war also gewaltig vor dem Samstagsspiel, denn er kam ja nicht von Platz 16 weg. Das galt jedoch für den Gegner FC Lorenzreuth genauso, der unmittelbarer Konkurrent im Tabellenkeller ist. Es wurde folglich kein Spiel aus der Feinkostabteilung vor den Toren von Marktredwitz, sondern eher eines der Marke Abnutzungskampf. Die Grün-Weißen wirkten entschlossener und etwas spritziger, verpassten aber ein frühes Tor. Auch an diesem Tag blieben die genialen Spielzüge aus, die Standards funktionierten aber ein weiteres Mal: Wohn köpfte das 0:1 nach einem Freistoß von Saalfrank (51.). Alles schien gerichtet für wenigstens einen Sieg am Doppelspieltag, als Weber auf Lorenzreuther Seite die Rote Karte nach einem Gerangel mit Patrick Bertl sah (61.). Der FCL ist allerdings schon immer unbequem zu spielen und gab nicht auf; auch sein Tor geht auf das Konto einer Standardsituation, denn Walberer verwandelte einen Freistoß direkt (87.). Noch ein Gegentreffer, und der FCS wäre fast schon abgehängt gewesen, folglich war der Protest groß, als Schiedsrichter Lippert (Hof) bei einem Zweikampf nicht auf Elfmeter entschied. Und für Lorenzreuth kam es noch schlimmer, für den FCS dagegen folgte dieses Mal das glückliche Ende: einen weiteren Saalfrank-Freistoß konnten die Platzherren nicht richtig klären, Sebastian Bertl war zur Stelle, staubte ab, beendete seine eigene Durststrecke und brachte seinem Team unendlich wichtige Punkte (92.).

Die Aufstellungen: J. Becher – S. Mildner, Wohn, Saalfrank, Löffler (S.Becher) – M. Fuchs, Hofmann, Saponaro, S. Bertl, P. Bertl (Seifert) – Fröhlich (gegen Wunsiedel); Fraga da Silva – Jung, S. Becher, T. Bertl, Luber, Saalfrank – Wohn, F. Mildner, S. Bertl, P. Bertl (Groppa) – Haas (R. Schijabiew).